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Überall Bubbles (Teil 2/2)

11.09.2014  |  John Mauldin
- Seite 3 -
Anatomie der Blasen und Einbrüche

Auch wenn es keine Standarddefinition für “die Blase“, so sehen sie doch alle gleich aus, weil sie durch dieselben Phasen gehen. Die Bubble-Bibel heißt “Manias, Panics and Crashes”, geschrieben von Charles Kindleberger [in der deutschen Übersetzung “Manien - Paniken - Crashs. Die Geschichte der Finanzkrisen dieser Welt. Anm. d. Red.]

Im Buch umreißt Kindleberger die fünf Phasen einer Blase. Er griff dabei nicht zu knapp auf die Arbeiten des großen Ökonomen Hyman Minsky zurück. In den Abbildungen 9.7 und 9.8 sehen Sie das klassische Muster einer Blase.

(Nebenbei gesagt braucht man nicht mehr über den Nobelpreis für Wirtschaft zu wissen, als dass Minsky, Kindleberger und Schumpeter keinen bekamen - Paul Krugman schon.)


Phase 1: Verlagerung (Displacement)

Alle Blasen sind zu Anfang noch irgendwie in der Realität verankert. Häufig sind es neue bahnbrechende Technologien, die alle in Verzückung versetzen, auch wenn Kindleberger meint, dass es dazu nicht zwangsläufig technologischen Fortschritt benötige.

Blasen könnten auch durch eine fundamentale Veränderung eine Ökonomie entstehen. So führte beispielsweise die Öffnung Russlands in den 1990ern zur Blase von 1998; ein anderes Beispiel sind die niedrigen Zinssätze in den 2000ern, mit denen sich die Hypothekengeldgeber günstig refinanzieren konnten. In dieser Phase der Verlagerung erkennen schlaue Investoren die ablaufenden Veränderungen und beginnen in diesem Bereich oder Land zu investieren.


Phase 2: Boom

Sobald die Blase zu Wachsen beginnt, setzt sich eine überzeugende Erzählung (oder “Narrativ“) durch, die sich in ihrer Überzeugungskraft dann selbstverstärkt. Wie George Soros feststellte, versucht die Fundamentalanalyse darzustellen, wie sich Grundwerte in Kursen niederschlagen, wohingegen seine Reflexivitätstheorie zeigt, wie wiederum die Aktienkurse die Grundwerte beeinflussen können.

So glaubten die Menschen in den 1920ern, dass Technologien wie Kühlschränke, Autos, Flugzeuge und Radios die Welt verändern würden (und das taten sie auch!). In den 1990ern war es das Internet. Einer der Schlüsselelemente einer jeden Bubble ist in der Regel leicht verfügbarer Kredit und lockere Kreditvergabe.

Zur Finanzierung all jener Konsumgüter, hielt in den 1920ern die Ratenzahlung Einzug, die es den Verbrauchern erlaubte mehr zu kaufen als jemals zuvor. In den 1990ern griffen Internetfirmen auf das Prinzip des “Vendor Financing“ zurück, wozu das billige Geld eingesetzt wurde, dass die Finanzmärkte den Internetunternehmen hinterherwarfen.

Im Immobilienboom der 2000er sorgten steigende Immobilienpreise und lockerere Kreditvergabebedingungen dafür, dass immer Menschen Zugang zu Krediten erhielten. Eine aus den 1990ern stammende Finanzinnovation namens ‘Securitization‘ (Verbriefung von Forderungen für den Gebrauch als handelbare Wertpapiere), die eigentlich als guter Ansatz zur Risikoverteilung und Gewinnbeteiligung funktionierte, wurde abwegigerweise dazu verwendet, Subprime-Hypotheken als sichere AAA-Investitionen akzeptabel zu machen.


Phase 3: Euphorie (Euphoria)

In der euphorischen Phase erkennen schließlich alle, dass sich mit dem Kauf von Aktien eines bestimmten Bereichs oder aber von Häusern in einer bestimmten Gegend, gutes Geld verdienen lässt. Die frühen Investoren haben inzwischen viel Geld verdient und “nichts verstört das eigene Wohlempfinden und Urteilsvermögen mehr, als einen Freund reich werden zu sehen.“, so Kindleberger.

Nun beginnen auch diejenigen zu spekulieren, die sich bis dahin rausgehalten hatten. In den 1920ern kauften die Schuhputzer dann Aktien. In den 1990ern handelten Ärzte und Rechtsanwälte zwischen ihren Terminen eben kurz mal Internetaktien. Im Subprime-Boom zeigten Dutzende TV-Kanäle Programme über Menschen, die zu “House-Flippern“ wurden - also Häuser kauften, diese renovierten und mit Gewinn weiterverkauften. Auf dem Höhepunkt der Neumarkt-Bubble wechselten Internetaktien dreimal so schnell ihre Besitzer wie herkömmliche Aktien.

Die Euphorie-Phase einer Bubble ist in der Regel steil aber eben auch so kurz, dass Investoren fast keine Chance haben, noch rechtzeitig von ihren Positionen loszukommen. Wenn die Preise dann exponentiell steigen, führt die völlig einseitige Spekulation dazu, dass alle Spekulanten unbedingt gleichzeitig aussteigen wollen.




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