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US-Dollar: Der letzte Halt vor dem Gold & Silber-Hoch

09.10.2014  |  David Morgan
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Wird es auf solche Weise scheitern, dass man für einen großen Kessel voller Dollars nichts mehr kaufen kann? Nein. Wird es eine Hyperinflation geben? Das bezweifle ich. Es wird aber ein Ereignis geben, das grundlegende Veränderungen bringt, und dem wird auch Ihr Mittelklasse-Lebensstil zum Opfer fallen. Nur das versuche ich zu vermitteln, und ich stoße dabei leider wieder auf taube Ohren.

Das erinnert mich an die Zeit, als ich die Talsohle des Silbermarktes “beschrie“, damals im Zeitraum 1998/1999/2000. Man hatte damals das Gefühl man schreie gegen den Wind. Nur ganz, ganz wenige haben hingehört. Hier geht es aber nicht darum, Recht zu haben, es geht um die Natur des Menschen.

Geschichte wiederholt sich. Fakt ist, dass dieses Schuldenproblem ein weltweites Phänomen ist - alle sind eng miteinander verzahnt, wenn der Dollar fällt, fallen alle. Ob die BRICS den Dollar umschiffen und sich diesem Geldsystem entziehen können, wenn die ganze Sache hochgeht, und ob sie dann ganz für sich souverän sein können ... gut, die Möglichkeit existiert. Ich weiß nicht - das wird sich alles noch zeigen, aber offenbar arbeiten sie sehr hart daran, so macht es zumindest den Anschein.

Doch auf lange Sicht wird es wie mit diesem Spruch sein: “Wenn General Motors fällt, fällt auch Amerika.“ Nun schauen Sie mal, was mit General Motors passiert ist, schauen Sie sich an, was aus Detroit geworden ist. In einen größeren Vergleich gepackt, mache ich jetzt daraus: "Wenn der Dollar fällt, fällt auch die Welt".


Alan: Prima Vergleich. Ich sage immer, wer sehen möchte, was mit einem Land passiert, das seine produktive Industriebasis verliert, der braucht nur nach Norden, nach Detroit zu schauen. Als ich damals in Detroit mein Geschäft mit Regenrinnen machte, war Detroit noch eine pulsierende Stadt mit vielen Unternehmen, jetzt ist sie wirklich eine Geisterstadt. […]

David, was müsste Ihrer Meinung nach passieren, damit das anfängt, was die Ökonomen der österreichischen Schule den Crack-Up-Boom nennen? Es wurde und wird so viel Geld gedruckt, und wie sie selbst sagen, ist auch dem US-Dollar nicht das ewige Leben als einzige Fiat-Währung beschert.

Möglicherweise wird es auch in zwanzig Jahren noch eine Währung geben, die sich Dollar nennt, sie wird dem ehemaligen Dollar aber nicht mehr ähneln - zumindest nicht mit Blick auf die heutige Kaufkraft des Dollar. Nun glauben die Vertreter der Österreichischen Schule aber an eine Sache, wie den Crack-Up-Boom": Innerhalb kurzer Zeit verlieren alle das Vertrauen in eine Währung, die dann im Grunde komplett in sich zusammenbricht. Würde Ihre Prognose lauten, dass da auch mit dem US-Dollar passieren wird?


David Morgan: Ich glaube schon… Das ist ja der Kern des Ganzen, dieses Spiel baut auf Zuversicht oder Vertrauen auf. Ich glaube allerdings nicht, dass diese Sache von der breiten Öffentlichkeit ausgehen wird. Es wird von anderen Instanzen ausgehen. Es könnte also von einem Hedgefonds ausgehen, oder einem Nationalstaat, oder aber von einem Staatsfonds, es könne aber auch ein sehr großer Investor sein; aber allgemein betrachtet, wird sich die Sache um einen Ausstieg aus dem Anleihemarkt (also US-Dollar-Schuldverschreibungen) drehen. Der wird das System unvorbereitet treffen.

Die Chinesen haben ihre Neukäufe von US-Schulden jetzt so gut wie ausgesetzt - diese Entwicklung läuft nun schon eine ganze Weile. Zum großen Teil wird nun Gold anstatt der Schulden gekauft, und das geht nun schon eine ganze Weile so. Die Chinesen gehen es ruhig an, sie machen es wie Profis. Sie bewegen die Märkte langsam, Schritt für Schritt, damit sie weiterhin zum selben Preis kaufen können und der Markt nicht in Unruhe versetzt wird.

Marktunruhe, genau das hab ich eben gemeint, also jenen Punkt, an dem es so große Verkaufsorder gibt, dass die gesamte Marktpsychologie umschwenkt - von US-Schulden kaufen zu US-Schulden verkaufen.

Um noch einmal mit meinen schon häufiger benutzten Vergleich zu kommen: Wie bei einer Vogelschar, die ganz glücklich und zufrieden in eine Richtung zieht. Sie fliegen alle in Formation, alles ist gut und schön, doch dann plötzlich, offenbar unerklärlich und wie aus heiterem Himmel, biegen sie scharf links ab, und alle folgen. Alle vollziehen einfach diese abrupte Richtungsänderung nach! Und genau diese abrupte Richtungsänderung meine ich. Die wird meiner Meinung nach kommen. Wann, weiß ich nicht.

Ausgelöst wird sie wahrscheinlich durch jemand, der versucht, aus dem US-Dollar-Markt auszusteigen. Es wird dann eine Ausstiegsbewegung geben, welche dann aber keine normale Größe mehr hat - mit einem Volumen, das plötzlich viel größer als sonst ist - so was in die Richtung. Oder vielleicht gibt es eine Computerpanne, die bei einer Nation die Geldausgabe auslöst, oder es passiert bei einer Bank, ausgelöst durch einen Hacker, der für irgendeine Institution arbeitet. Oder es könnte ja auch, in Anführungszeichen "eine terroristische Gruppe" sein, die den Markt heimsucht, so dass die Hedgefonds sagen “Oh mein Gott, wenn wir hier einen elektronischen Ausfall haben, dass steigen wir doch lieber aus US-Anleihen aus.“

Und dann verkaufen sie und hören nicht mehr auf; wenn eine so große Verkaufsorder in den Markt kommt, dann können das auch andere erkennen und sich mitreißen lassen. Dann ziehen Verkäufe andere Verkäufe nach sich, denn schließlich stehen sofort massive Glattstellung auf der Tagesordnung. Es muss gar nicht komplizierter sein, meiner Meinung nach könnte sowas tatsächlich passieren.

Alan: Seit den Aussagen Mario Draghis von letzter Woche stürmte der Dollar im Vergleich zu Euro immer wieder nach oben. Man kann aber kaum sagen, dass er diese Bewegung allein gegenüber dem Euro vollzog - man braucht sich ja nur die Edelmetallkurse anzuschauen. Ich bin perplex. Kam dieses 52-Wochen-Hoch, weil Mario Draghi die Zinssätze um ein Zehntel eines Prozents kürzte und die Einleger jetzt noch einen höheren Negativzins zahlen müssen?

David Morgan: Das habe ich ja gemeint. Gehen wir zurück in die Vergangenheit, als John Exeter Präsident der Federal Reserve von New York war. Die New York Fed und er waren mit einer umgekehrten Pyramide konfrontiert; und ich war vielleicht einer der ersten, der die Aufmerksamkeit der investierenden Öffentlichkeit damals auf diese Tatsache lenkte. Man kann sich das aber auch bei Trace Mayer auf runtogold.com anschauen - in seinen aktualisierten Charts - eigentlich ist das sogar besser als der Vergleich mit John Exeter, weil es damals noch nicht das heutige Derivate-Problem gab. Derivate gab es schon, aber eben nur vergleichsweise wenige Optionen.

Wenn aber die Suche nach Liquidität einsetzt und die Leute es mit der Angst zu tun bekommen, dann schichten sie in immer sicherere Anlagen um. Sie verlassen also die riskantesten, und bewegen sich die umgekehrte Pyramide herab. Auf dem Weg nach unten steht noch der Dollar eine Stufe über Gold und Silber. Aber im Grunde will man immer das nächstsichere Investment haben.

Für die meisten Menschen ist der bare Dollar in der Hand das allersicherste. Denken wir an eine Bankenpleite; wenn die Leute, die ihre 4.812 $ auf der Bank hatten, diese jetzt unter ihren Matratzen, in einem Safe oder im Hausgarten verstecken - wenn es dann zu einer Bankenpleite kommt, können sie sich zumindest noch etwas kaufen. Zurzeit akzeptiert das jeder - diese Akzeptanz wächst sogar: Der Dollar wird stärker, wie Sie eben schon gesagt hatten.




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