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Öl - der "Schwarze Schwan" für die Finanzmärkte (Teil II)

15.12.2014  |  Uli Pfauntsch
- Seite 3 -
Ölindustrie beschließt drastische Kürzungen

Die Ölindustrie ist mit einem Supertanker vergleichbar. Es dauert lange, bis sie die Richtung ändert. Doch einmal in Fahrt, lässt sie sich nur schwer stoppen. Ölunternehmen haben ihre Bohrtürme in der Regel für mehrere Monate geleast. Um Kosten für Löhne, Equipment und Schuldendienst zu leisten, wird stetiger Cashflow aus der Produktion benötigt. Was einmal begonnen wurde, wird auch zu Ende geführt. Die EIA (U.S. Energy Information Administration) erwartet für das nächste Jahr eine weitere Steigerung auf 9,3 Millionen Barrel pro Tag. Zum 28. November lag die Produktion bei 9,08 Millionen Barrel Öl pro Tag. Auch im Golf von Mexiko gehen im nächsten Jahr noch neue Projekte ans Netz. Die Förderung soll von 1,3 Millionen auf 1,6 Millionen Barrel pro Tag ansteigen.

Analysten erwarten, dass sich die Produktionssteigerung in den USA frühestens ab dem zweiten Quartal abkühlen wird. Morgan Stanley schockte den Markt zuletzt sogar mit einem Worst-Case-Szenario für Öl von 43 Dollar pro Barrel im zweiten Quartal.

Tatsächlich gibt es nahezu kein Ölunternehmen, das noch nicht den Rotstift ansetzt. Im nächsten Jahr stehen laut Rystat Energy, einer norwegischen Consulting-Firma, Investment-Entscheidungen über insgesamt 800 Öl und Gasprojekte im Gesamtvolumen von 500 Milliarden Dollar und fast 600 Milliarden Barrel Öl an. Ein Großteil dieser Projekte ist gefährdet. "Mit der Prognose der Analysten von 82,5 Dollar pro Barrel im nächsten Jahr, wird vermutlich ein Drittel der Ausgaben nicht genehmigt. Bei einem Ölpreis von 70 Dollar pro Barrel, ist sogar die Hälfte des Anteils gefährdet", so der Leiter von Rystad Energy.

Das Problem ist der Förderrückgang der konventionellen Ölproduktion. Sämtliche Öl-Majors kämpfen seit Jahren vergeblich darum, ihre Produktion zu steigern und leergepumpte Felder durch neue Reserven zu ersetzen. Die Lage wird mit dem gesunkenen Ölpreis nicht besser. Milliarden-Dollar-Projekte wie die Erschließung der Arktis liegen sprichwörtlich auf Eis. In der Nordsee verzögern sich neue Projekte wie das Rosebank-Projekt von Chevron voraussichtlich um Jahre. Statoil vertagt die Entscheidung zur Investition von 5,74 Milliarden Dollar in der Norwegischen See vorläufig bis nächsten Oktober.

Ölsandprojekte in Kanada, die teuerste und umweltschädlichste Methode zur Ölproduktion, sind bei diesen Ölpreisen ein No-Go. In British Columbia, Kanada, betreibt Shell ein Flüssiggasprojekt, das laut Citigroup 80 Dollar pro Barrel für den Break-Even benötigt. Der CEO von Shell deutete im Oktober an, dass man mit unkonventionellen Projekten in Kanada voraussichtlich nicht weitermacht, sollte der Ölpreis unter 80 Dollar bleiben. Selbst im Golf von Mexiko, einer der attraktivsten Förderregion der Welt, gibt es Probleme. So stoppte BP vorerst die Entwicklung eines Projekts (Mad Dog 2), nachdem die Kosten auf 20 Milliarden Dollar explodierten.


Ölpreis-Wende im kommenden Jahr

Die derzeit günstigen Ölpreise sind nichts weiter als eine Fata-Morgana. Und aus Verbraucher-Sicht ist der Ausblick für den globalen Ölmarkt alles andere als beruhigend. Alles entscheidend ist die zukünftige Produktion. Fakt ist, dass die globale konventionelle Produktion bereits seit 2005 nicht mehr steigt. Ohne den Shale-Boom in Nordamerika wäre Peak-Öl, das Erreichen des globalen Fördermaximums, bereits Realität. Wenn der Fracking-Industrie durch den Ölpreisschock die ökonomische Grundlage entzogen wird, entfällt der letzte verbliebene Wachstumstreiber der Ölversorgung. Die logische Konsequenz sind steigende Ölpreise.

Was das Timing betrifft, hängt viel von der weiteren "Kriegsführung" der Saudis ab. Der Geldhahn, über den seit 2008 unablässig Kapital in den US-Shale-Boom gepumpt wurde, ist bereits abgedreht. Viele US-Shale-Unternehmen haben einen Teil ihrer Produktion noch für ein oder zwei Quartale zu höheren Ölpreisen über den Terminmarkt abgesichert. Spätestens dann, wenn dieses Hedging ausläuft, wird den Unternehmen das Wasser bis zum Hals steigen.

Die Folge wäre voraussichtlich eine Pleitewelle im Shale-Sektor, mit einem Rückgang der US-Produktion. Sind die Saudis der Ansicht, genug Schaden angerichtet zu haben, könnte möglicherweise eine außerordentliche OPEC-Sitzung einberufen werden, um die Produktion zu kürzen. Bis zur zweiten Jahreshälfte 2015, könnte der Ölpreis bereits wieder bei 80 Dollar pro Barrel notieren.


Neuer Öl-Superzyklus im Kommen

Hat man das große Bild vor Augen, erscheinen Berichte über eine angebliche Überversorgung mit Öl und die gesamte Diskussion um den US-Shale-Boom irrelevant. Denn das eigentliche Problem ist die Schrumpfung der Produktion aus existierenden Ölfeldern um jährlich etwa 6 Prozent im Durchschnitt. In seiner jüngsten Präsentation weist auch der Ölkonzern Chevron darauf hin, dass die Produktion aus bestehenden Feldern von 80 Millionen bis 2030 auf 30 Millionen Barrel pro Tag zurückgeht. Das bedeutet: Die globale Ölindustrie muss in diesem Zeitraum Öl im Umfang von etwa fünf neuen Saudi Arabiens oder 10 zusätzlichen US-Shale-Revolutionen finden. Das ist eine gewaltige Herausforderung für die globale Ölindustrie.

Leider war die Ölindustrie bislang alles andere als erfolgreich. Allein Exxon, Shell und Chevron pumpten in den letzten 5 Jahren eine halbe Billion Dollar in die Erdkruste - um letztendlich weniger zu produzieren als zuvor. In Zukunft werden ausgesuchte konventionelle Ölvorkommen extrem starke Begehrlichkeiten der Ölindustrie wecken. Weltweit gibt es nur noch wenige Regionen, wo das Barrel Öl noch zu Kosten von 10 Dollar bis 20 Dollar produziert werden kann und Ölfelder erst nach 20 oder 30 Jahren erschöpft sind. Es sollte klar sein, dass diese Ölvorkommen nicht vor unserer eigenen Haustüre in der Lüneburger Heide liegen, sondern in Regionen, die erst jetzt aus ihrem Dornröschenschlag erwachen.


Historische Kaufgelegenheit für Ölaktien

Vor dem Hintergrund eines neuen Peak-Oil-Zyklus ab 2015/2016, bahnt sich im Ölsektor die vielleicht beste Kaufgelegenheit seit dem Ölpreis-Crash im Zuge der letzten großen Finanzkrise an. Mit aktuell 679 Punkten, notiert die TSX Venture in etwa auf dem Crash-Niveau von 2008. Damals stieg der Index von seinem Tief bei 683 Punkten, in den folgenden beiden Jahren auf 2.500 Punkte. Das entsprach einem Anstieg um 266 Prozent. Geradezu spektakulär entwickelten sich in dieser Phase die Aktien der Öl-Juniors:


Um nur ein paar Beispiele zu nennen:

• Canacol Energy von 40 Cent auf 18,70 CAD = 4.575 Prozent
• Americas Petrogas von 10 Cent auf 4,59 CAD = 4.490 Prozent
• Tag Oil von 18 Cent auf 11,17 CAD = 6.105 Prozent
• Petrominerales von 4,90 CAD auf 38,00 CAD = 675 Prozent
• Pacific Rubiales von 1,79 CAD auf 33,5 CAD = 1.771 Prozent
• Bankers Petroleum von 0,48 CAD auf 9,85 CAD = 1.952 Prozent
• Brent Öl von 36,20 Dollar auf 126,66 Dollar = 250 Prozent

Auch in der jetzigen Crashphase ergeben sich Chancen, wie sie vielleicht nur einmal im Leben kommen. Fakt ist: Der globale Ölmarkt steht an einem Wendepunkt. Nach dem erlebten Debakel im US-Shale-Sektor, wird sich das weltweite Investment-Kapital in Zukunft andere Wege suchen. An der Exploration und Entwicklung günstig zu produzierender konventioneller Ölprojekte wird kein Weg vorbeiführen. Wiederholt sich die Geschichte, sind im kommenden Peak-Oil-Zyklus spektakuläre Gewinne mit Öl-Aktien möglich. Mit welcher Strategie und welchen Aktien dieser kommende Boom-Zyklus im Ölsektor gespielt werden sollte, erfahren Sie im CompanyMaker.


© Uli Pfauntsch
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