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Europa: Deutsche Tugenden vs. Griechische Laster, vom Null zu Negativ, Überschuss- und Defizitländer, Euro-Goldstandard? (Teil 1/2)

22.04.2015  |  Michael Shedlock
- Seite 3 -
Qual der Wahl?

Hatte man wirklich die Wahl? Machte “Speece“ diese Fehler tatsächlich im Alleingang oder lag es an der “Eigennützigkeit und Korruptheit ihrer Führungen“?

Pettis antwortet darauf:


Nationale Schuldzuweisung

“Da die deutschen Kapitalflüsse nach Spanien dafür sorgten, dass die spanische Inflation über der deutschen lag, waren Zinssätze, die in Deutschland vielleicht noch als “vernünftig" galten für Spanien extrem niedrig - mit Blick auf den Realzins vielleicht sogar negativ.

Dass Banken aus Deutschland, Spanien und anderen Ländern allen Kreditnehmern in Spanien fast unbegrenzte Mengen extrem billigen Kredits anboten, impliziert auch, dass die teils schreckliche Unverantwortlichkeit einiger dieser Kreditnehmer keine generell spanische “Wahl" war.

Hätte sich Spanien aber nicht gegen die Entgegennahme des billigen Kredits wehren können und folglich nicht unter spekulativen Marktexzessen, schlechten Investments und dem Einbruch der Sparquote leiden müssen?“


Nicht wirklich. Pettis erklärt dazu:

“So etwas wie einen ‘Entscheidungsträger Spanien‘ gibt es nicht. Solange ein Land über eine große Anzahl von Individuen, Haushalten und Unternehmenskörperschaften verfügt, braucht es keine einheitliche Unverantwortlichkeit oder aber auch nur mehrheitliche Unverantwortlichkeit, damit diese unbegrenzten Kreditmengen zu exzessiv niedrigen Zinssätzen in der Wirtschaft schließlich missbraucht werden.

Die Erfahrungen Deutschlands nach 1871 scheinen zu zeigen, dass man so gut wie gar nicht verhindern kann, dass massive Kapitalzuflüsse die Binnenmärkte nicht destabilisieren.“

Als deutsches Geld nach Spanien floss, wobei Spanien zu Hochzeiten Kapital im Umfang von 10% des BIP importierte, befeuerten diese massiven Kapitalzuflüsse und sinkende Zinssätze Anlageblasen.



Prozyklische Rückkopplungsschleifen

Spanien konnte diese gewaltig dimensionierten prozyklischen Rückkopplungsschleifen nicht einfach stoppen, weil Spanien keine Kontrolle über seine eigene Zins- oder Währungspolitik hatte.

Die EZB verfolgte hingegen eine Zinspolitik, die sich meiner Meinung nach am besten als "allgemeine deutsche Einheitsgröße" beschreiben lässt.

Diese blasentreibende Rückkopplungsschleife lief und lief, bis es krachte. Wem kann man daran nun tatsächlich die Schuld geben?


TARGET 2

Keine Diskussion der Problem der Eurozone wäre vollständig, ohne auf Taget 2 einzugehen - eine von den Architekten der Eurozone erschaffene Abscheulichkeit sowie fundamentale Schwachstelle des Euro.

TARGET 2 steht für Trans-European Automated Real-time Gross Settlement System.

In den TARGET 2-Bilanzen spiegelt sich die Kapitalflucht aus den “Club-Med-Ländern“ Südeuropas (Griechenland, Spanien und Italien) in die Banken Nordeuropas wieder.

Pater Tenebrarum vom Blog “Acting Man“ findet dafür ein leichtverständliches Beispiel:

“Spanien importiert deutsche Güter, doch im Gegenzug erwerben die privaten Körperschaften in Deutschland keine Güter oder Kapital aus Spanien. In diesem Fall wurde nichts anderes “erworben“ als Schuldscheine, die die spanischen Geschäftsbanken an die spanische Zentralbank vergaben, welche in Gegenzug die nötigen Zahlungen finanzierte.“

Hinzu kommt noch Folgendes: Wenn die Bewohner von “Speece" ihren Banken nicht mehr trauen, ziehen sie ihre Einlagen zurück und parken sie woanders.


Kapitalfluchtkanäle

PIMCO erklärt Taget 2 als einen Kapitalfluchtkanal. Zitat:

“Die EU-Kredite an Griechenland, Irland und Portugal sind nur die Spitze des Eisbergs eines noch frischen Transfersystems, das sich über die Hintertür in die Eurozone einschleicht. Ein weitaus größerer, impliziter Zuschussmechanismus wächst hingegen unter der Oberfläche in Form des TARGET 2-Systems heran.

Wenn die Europäische Zentralbank Geld schöpft, wie sie es gerade im großen Stil macht, dann muss dieses auch irgendwo hin. Die Verteilung der TARGET2-Bilanzsummen auf die siebzehn nationalen Zentralbanken (welche zusammen mit der EZB das Eurosystem ausmachen) offenbart, wohin der Markt das von der EZB geschaffene Geld verteilt.

Die Tatsache, dass die Bundesbank gewaltige TARGET2-Foderungen (Aktiva)im Eurosystem hat, während andere nationale Zentralbanken im Süden und in Irland zusammen gleichgroße TARGET2-Obligationen haben, ist ganz einfach nur Ausdruck davon, dass ein großer Teil des neu geschöpften EZB-Geldes in Deutschland gelandet ist. Warum? Wegen der Kapitalflucht.




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