Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Peter Schiff: Investments & Schutz für harte Zeiten

28.04.2015
Daily Bell: Bevor es losgeht, geben Sie uns bitte eine kurze Zusammenfassung Ihres letzten Buches - “The Real Crash: America's coming Bankruptcy - and How to Save Yourself and your Country“ - für alle die es noch nicht gelesen haben. Im Buch werden viele Themen, die wir heute besprechen, im Detail diskutiert.

Peter Schiff: Kurz und knapp auf den Punkt gebracht: Viele meinen, wir haben die Finanzkrise hinter uns gebracht. Haber wir aber nicht. Sie liegt noch vor uns. Das war die Ouvertüre einer Oper - der Anfang. Es ist bei Weitem noch nicht vorbei.

Diejenigen, die die Krise damals nicht verstanden hatten, sind jetzt der Meinung, die Probleme seien gelöst. Wer das Problem von Anfang an nicht verstanden hatte, war von der 2008er-Finanzkrise dann auch so geblendet. Ich habe das Problem verstanden und warne deswegen seit Jahren. Was ich auch verstanden habe: Jene Menschen und Institutionen, die dieses Problem ursprünglich verursacht hatten, haben es nur noch schlimmer gemacht.


Daily Bell: Danke. Reden wir jetzt kurz über Europa. Wird Griechenland die EU verlassen? Wird die Drachme zurückkommen?

Peter Schiff: Ich hoffe ja für die Griechen, dass die Drachme nicht zurückkommt. Sie war ja schon in der Vergangenheit nicht wirklich gut für sie. Aber es zeigt gewissermaßen wieder, inwieweit die Politik nicht mit der Wahrheit rausrücken will.

Die griechischen Politiker wollen den Griechen nicht auf gleicher Augenhöhe sagen, dass sie deren Renten und deren aufgeblähte Gehälter und Sozialleistungen, die versprochen sind, nicht zahlen kann. Man möchte wohl lieber in Drachmen zahlen. Die Drachme wird aber dann nicht viel wert sein.

Griechenland wäre wohl besser bedient, wenn es im Euro bliebe und tatsächlich die Reformen umsetzt - echte Austerität auf staatlicher Ebene. Das Land braucht weniger Staat und sollte nicht versuchen, mehr Steuern von den griechischen Wählern zu bekommen. Sie müssen einfach dafür sorgen, dass weniger Menschen auf Kosten der griechischen Steuergelder leben. Griechenland braucht weniger Staat.

Ich wäre komplett dafür, dass Griechenland die Eurozone verließe, falls sie im Gegenzug ein marktwirtschaftliches Paradies errichten wollten - falls sie so etwas wie ein Hongkong oder ein Singapur Europas werden würden, falls sie sagen würden: “Ja! Wir möchten raus aus der Eurozone, damit wir eine stabile Geldpolitik, einen begrenzten Staat und niedrige Steuern haben können.“

Stattdessen versprechen sie noch mehr Sozialismus. Es heißt: “Wir müssen raus aus der Eurozone, damit wir noch sozialistischer werden können als jetzt schon.“, und das kann ganz offensichtlich nicht funktionieren.


Daily Bell: Was hätte die griechische Regierung denn Ihrer Meinung nach damals tun sollen? Und was heute?

Peter Schiff: Ich glaube schon, dass es besser gewesen wäre, wenn man sich längst eingestanden hätte, dass diese Kredite nicht rückzahlbar sind und einfach abgeschrieben werden müssen. Man hätte zulassen sollen, dass die Besitzer griechischer Anleihen ihr Geld verlieren konnten. Es hätte die Möglichkeit geben sollen, dass diese Banken und Investoren, die jene Papiere besaßen, ihr Geld verlieren hätten können.

Die Botschaft und auch die Chance, die in Europa vor einigen Jahren vergeudet wurden, war die eines staatlichen Ausfallrisikos. Spanien, Portugal, Griechenland sind nicht Deutschland, und wenn man staatliche Schuldverschreibungen Spaniens kauft, bekommt man nicht die volle Kreditwürdigkeit der deutschen Steuerzahler. Wer Anleihen einer überschuldeten Nation kauft, dem kann es passieren, dass diese nicht zurückgezahlt werde.

In der Eurozone entstand ein “Moral Hazard“ aufgrund der Gleichsetzung; die Märkte spürten, dass staatliche Zahlungsausfälle unbedingt verhindert würden. Also liehen die überschuldeten Länder weiterhin Geld zu niedrigen Zinsen.

Wäre die Eurozone nie geschaffen worden und hätte Griechenland versucht, Geld in Drachmen zu leihen, so hätten sie niemals die Möglichkeit gehabt, einen solchen Schuldenberg anzuhäufen, weil ihnen niemand Geld geliehen hätte. Aber es gab eben diesen “Moral Hazard“, der man schon viel früher hätte auflösen sollen. Jetzt versucht man, die Sache weiter am Laufen zu halten und es so hinzubiegen, dass kein Staat in den Zahlungsausfall rutscht, und das ist ein Fehler.

Wir machen im Grunde dasselbe hier in den USA. Wir haben alle gerettet. Wir haben viele Ausfälle verhindert, die eigentlich hätten stattfinden sollen. Bei uns gibt es sogar noch mehr “Moral Hazards“ als in Europa. Es haben sich so viele Menschen Geld geliehen, das sie niemals zurückzahlen werden. Wir haben verschuldete Studenten, wir haben Hypotheken und Kreditkarten und natürlich eine Bundesregierung, die ihre Schulden ebenfalls nie zurückzahlen kann. In dieser Hinsicht unterscheiden wir uns also gar nicht von Griechenland.


Daily Bell: Sie meinen also, dass es unterm Strich höchst unwahrscheinlich ist, dass Griechenland heute oder in Zukunft die Eurozone verlassen wird?

Peter Schiff: Ich glaube nicht. Die griechischen Politiker müssen auf ganz bestimmte Weise zum Volk sprechen, damit sie gewählt werden: "Wir werden gegenüber den Europäern nicht klein beigeben". Das gefällt den Massen und sie bekommen die Wählerstimmen. Wenn sie schließlich wieder an der Macht sind, sind sie viel, viel pragmatischer und müssen sich direkt mit der Situation beschäftigen.

Was bitteschön würden die Politiker denn bei einem Austritt aus der Eurozone machen? Das Land würde implodieren, die Währung würde zusammenbrechen. Dann wären sie es, die sich Austerität aufzwingen müssten. Jetzt können sie zumindest noch Deutschland oder Brüssel die Schuld geben. Wenn sie die Eurozone verlassen, wem sollten sie dann die Schuld geben? Dann müssten sie in ihrem eigenen Saft schmoren.

Alle denken, ein Ausstieg Griechenlands wäre so schrecklich für Europa. Wissen Sie was, vielleicht wäre es das Beste für die Eurozone, ein Opferlamm zu haben. Dann könnte man Portugal oder Spanien oder einem anderen Land einen guten Einblick in ein Leben nach dem Euro geben. Die wären vielleicht so geschockt, dass Reformen kommen. Vielleicht würden sie verängstigt sagen: "Also, so wie Griechenland wollen wir nicht enden. Lasst uns lieber jetzt die Staatsausgaben senken, dass wir nicht aussteigen müssen oder rausgeschmissen werden."

Es kann nicht sein, dass Griechenland alle anderen in Geiselhaft nimmt und sagt: "Wir steigen aus, wenn ihr uns nicht immer mehr Geld gebt." Damit wird der “Moral Hazard“ noch viel größer - das wäre eine Botschaft an andere Länder, es genauso zu machen, wenn letztendlich unbesonnenes Handeln keine Konsequenzen hat und Besonnenheit und Sparsamkeit auf der anderen Seite nicht belohnt wird. Den Forderungen Griechenlands kann man einfach nicht nachgeben.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"