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Gold und Silber: Im preiswerten Einkauf liegt der Gewinn

23.08.2015  |  Manfred Gburek
Was der Bundestag zuletzt beschloss, lässt sich an Peinlichkeit kaum überbieten: eine schlappe Griechenland-“Rettung“ (die wievielte eigentlich?) im Gefolge dümmlicher Reden, dazu ein Ausgabenpaket von horrendem Ausmaß (was wird daraus nach den griechischen Neuwahlen im September?) und letzten Endes doch wieder die Abwälzung des eigentlichen Schuldenproblems auf die Geldpolitik. Wie sagte EZB-Chef Mario Draghi doch so treffend in einem Handelsblatt-Interview schon zu Jahresbeginn:

"Die exzessive Verschuldung hat Europa in eine Sackgasse geführt." Und Bundesbank-Präsident Jens Weidmann wurde vor dem Politischen Forum Ruhr nur gut drei Monate später noch deutlicher: "Mit den Mitteln der Geldpolitik lässt sich die Krise nicht bewältigen." Mit dümmlichen Reden im Bundestag erst recht nicht. Folglich geht das Durchwursteln weiter.

Doch wie lange noch? Werfen wir dazu einen Blick auf die Kapitalmärkte: Bis Juli haben Börsianer das Schuldenproblem, zu dem Griechenland im internationalen Vergleich nur einen klitzekleinen Teil beiträgt, einfach verdrängt. Klar, denn das Geld floss ja in Strömen und traf auf Aktien, deren Kurse sich entsprechend positiv entwickelten. Sogar von der Alternativlosigkeit der Aktien war weiterhin die Rede. In den vergangenen Tagen geschah allerdings etwas, das zunächst allein den ständigen Beobachtern des Börsengeschehens auffiel:

Nicht nur, dass die Aktienkurse erst in einzelnen Segmenten und dann in voller Breite zu sinken begannen, auch anderweitig wich einiges vom gewohnten Trott ab. Zum Beispiel waren auf einmal wieder Bundesanleihen und amerikanische Staatsanleihen gefragt, und der Goldpreis begann nach oben zu krabbeln.

Das alles etwa vor allem aus Sicherheitsgründen, aus Angst vor dem großen Crash? Ganz so einfach ist es nicht. Was die Aktienkurse angeht, treffen negative Nachrichten aus China auf allseitige Gewinnmitnahmen, sodass diese sich jetzt beschleunigen. China ist indes nur einer von mehreren Auslösern bröckelnder Aktienkurse. Hinzu kommen berechtigte Ängste im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Weltkonjunktur.

Insofern kann es kaum verwundern, dass Angsthasen zunehmend wieder Anleihen kaufen. Wer dagegen jetzt in größerem Umfang Gold kauft und zur Abrundung Silber hinzunimmt, gehört weniger zu den Angsthasen als zu den strategischen Investoren, die einen einfachen Spruch auf ihre Fahnen geschrieben haben: Im preiswerten Einkauf liegt der Gewinn.

Mit Griechenland hat das nur wenig zu tun, mehr schon mit den hoch verschuldeten großen Volkswirtschaften. Deren relative Staatsverschuldung misst man üblicherweise in Prozent der Wirtschaftsleistung, auch Bruttoinlandsprodukt genannt. Unter 60 Prozent, d.h. unter der im Vertrag von Maastricht vorgesehenen Quote, liegt kein Euroland. Die USA bringen es offiziell auf 110 Prozent, Japan sogar auf 250 Prozent. Doch diese Zahlen geben ein verzerrtes Bild wieder, weil zum Beispiel ein Land Pensionsansprüche mal mehr, mal weniger berücksichtigt, ein anderes Land gar nicht. Entscheidend ist, dass die Quoten Jahr für Jahr steigen.

Für sich genommen, sagen Zahlen wenig aus. Doch alle Welt jongliert mit ihnen: Dax-Prognose gefällig? Irgendein „Anlagestratege“, der vors Mikrofon gezerrt wird oder - viel schlimmer - sich bei einem Fernsehsender anbiedert, gibt die folgende Weisheit von sich: Unter der Voraussetzung, dass x und y zusammentreffen, kommt eine Bandbreite zwischen 10.000 und 12.000 Punkten zustande. Bis wann?

Antwort: abhängig von z. Danach: Mikro aus, Umschaltung auf den nächsten Werbespot, der - was für ein Zufall - Reklame für ein passendes Dax-Zertifikat macht. Dass der Dax ein Performance-Index ist (im Gegensatz zu den international üblichen Kurs-Indizes), dass er aus 30 Aktien besteht, deren Kurse täglich mal steigen, mal fallen, und dass so eine amorphe Zahlenmasse deshalb für Prognosen völlig ungeeignet ist, geht an den ignoranten Zahlenfetischisten völlig vorbei.

Was hat man es da mit den Preisen von Gold und Silber doch leicht: kein Wenn, kein Aber, einfach nur rauf oder runter, im Wesentlichen abhängig von nachvollziehbaren Indikatoren, wie Angebot und Nachfrage, aus denen sich das sogenannte Sentiment entwickelt, fertig. Natürlich bleiben die beiden Edelmetalle nicht ganz vom Zahlenzauber unberührt, dafür sorgen allein schon die vermeintlichen Experten der großen Investmentbanken, deren Berufsethos sie zu irgendwelchen Prognosen zwingt. Wer sie ernst nimmt, ist allerdings selbst schuld.

Wir sind jetzt am entscheidenden Punkt unserer Überlegungen angelangt: Was treibt die Preise von Gold und Silber? Klare Antwort: in erster Linie das während der Zeit von September 2011 bis zum Frühjahr 2015 gefallene Preisniveau zusammen mit dem gigantischen weltweiten Anstieg der Schulden und dem Verharren der Zinsen auf Nullniveau (man muss alle drei Entwicklungen gemeinsam betrachten), in zweiter Linie die Erwartung höherer Inflationsraten und finanzieller Repression (Staaten begleichen ihre Schulden mit entwertetem Geld), in dritter Linie rückläufige Baissespekulation durch Fonds (ETF oder ETC) und weniger Preismanipulation an den Terminmärkten sowie die Erwartung der Anleger, das Angebot der Minen werde bereits im laufenden Jahr fallen (wofür einiges spricht).

Insgesamt also Preistreiber, deren Wirkung man zum größten Teil kaum bis gar nicht quantifizieren kann. Das macht den Umgang mit ihnen für Anlagestrategen so schwer. Gold und Silber haben, anders als etwa Aktien, weder eine Dividendenrendite noch ein Kurs-Gewinn-Verhältnis oder einen Verschuldungsgrad.

Ihre Laufzeit ist im Gegensatz zu gängigen Anleihen unbegrenzt, und mit den üblichen Wertpapierfonds können sie sich erst recht nicht vergleichen lassen. Solche Eigenschaften machen viele Anlagestrategen zu Ignoranten der beiden Edelmetalle, wenn nicht sogar zu deren Hassern. Letzteres besonders dann, wenn an den Börsen nichts anderes gefragt ist als Gold und Silber und wenn deren Preise durch die Decke zu gehen versprechen.

So weit ist es längst noch nicht. Aber wo befinden wir uns mit den beiden Edelmetallen? Auch hierzu gibt es eine klare Antwort: kurz- bis mittelfristig am Beginn einer durchgreifenden Erholung mit zwischenzeitlichen Unterbrechungen, langfristig am Beginn der Fortsetzung des im Frühjahr 2001 eingeschlagenen und seit 2011 unterbrochenen Aufwärtstrends.

Die nächste Preisspitze dürfte deutlich über der vergangenen vom September 2011 liegen. Wie deutlich, ist natürlich nicht vorhersehbar. Aber lassen Sie sich positiv überraschen, die genannten Preistreiber sind ja nicht von Pappe. Und falls Ihre Nerven es aushalten, können Sie sich den immer noch auf sehr niedrigem Kursniveau befindlichen Gold- und Silberminen-Aktien widmen.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: Außer diversen Börsenbüchern schrieb er: "Das Goldbuch", das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z", "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" und zuletzt das Ebook "Ach du liebes Geld!".



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