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Uran-Bullenmarkt 2

04.06.2006  |  Adam Hamilton
Uran sorgte in letzter Zeit an vielen Fronten für Aufsehen. Wenn Sie den großen Aufruhr im Iran verfolgt haben, erinnern Sie sich vielleicht an die Fernsehaufnahmen, die einen Raum voll fröhlicher iranischer Wissenschafter zeigten, die vor Freude hüpften als hätte der Iran gerade die Fussball-WM gewonnen. Bei genauerem Hinsehen war jedoch zu erkennen, dass sich die Aufregung um ein paar Wissenschafter drehte, die Ampullen mit einer Substanz in der Hand hielten, die aussah wie Steinsalz.

Ich sehe mich gern als abenteuerlustige Person, aber Sie würden mich sicher nie mit Uran-Hexaflourid (UF6) in meinen Händen herumlaufen sehen. Der freudige Anlass für die Iraner war jedoch verständlich, da diese Ampullen als Meilenstein im Atomprogramm des Iran gelten. UF6 ist die chemische Form von Uran, die für den Anreicherungsprozess verwendet wird und den Iran letztendlich einen Schritt näher zur Herstellung des Treibstoffs für seine Reaktoren bringt.

Obwohl die Verfasser der Reden für den iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad anscheinend nicht gerade politisch korrekte Meinungen vertreten und seine anstößigen Kommentare über den Westen und über Israel seine internationale Beliebtheit nicht unbedingt steigern, besteht er doch absolut auf der friedlichen Ausrichtung des iranischen Atomprogramms, um die benötigte Energie für sein Land zu produzieren.

Der Grund, warum dies von der Presse so viel Aufmerksamkeit bekam, ist die Angst und Unruhe, die diese Entwicklung bei verschiedensten Politikern dieser Welt hervorruft. Aber der Grund warum ich das erwähnte ist, ungeachtet der verschiedenen persönlichen Meinungen zu diesem Fall, dass dies letztendlich zeigt, in welche Richtung unsere Welt sich bewegt, um die in Zukunft benötigte Energie zu sichern.

Dadurch, dass die Probleme der globalen Energieversorgung uns allen immer bewusster werden, ist ein großer Trend Richtung alternativer Energien zu beobachten. Atomenergie entwickelt sich zu einer sehr akzeptablen Alternative zu fossilen Brennstoffen, die die Welt heute mit Energie versorgen, und Uran ist der Rohstoff, der diese Entwicklung tragen soll.

Atomenergie ist die wichtigste und meist diskutierte Form alternativer Energie und derzeit kommen mehr als 16% der weltweiten Stromversorgung aus Atomkraftwerken. Letzten Sommer verfasste ich eine Abhandlung über den aktuellen, mächtigen Bullenmarkt von Uran, worin ich verschiedene Grundsätze behandelte, die zu dem schnellen Anstieg dieses weithin als Yellow Cake bekannten Minerals geführt hatten.

Nun gibt es im heutigen säkularen Rohstoff-Bullenmarkt viele verschiedene Bereiche, die Investoren Möglichkeiten bieten, ihr Kapital zu vervielfachen. Davon erhielten die Metall- und Energiemärkte bisher die größte Aufmerksamkeit. Edelmetalle und Basismetalle befanden sich in den letzten Jahren im Aufwärtstrend und belohnten schlaue Spekulanten und Investoren mit großartigen Gewinnen. Auch die Energiemärkte, allen voran Öl und Erdgas, erreichten bisher große Kursgewinne.

Uran, auf der anderen Seite, fällt mit seinen grundsätzlichen Eigenschaften irgendwo zwischen Metall und Energie, aber seine Performance bewegte sich in einer eigenen Liga. Wie der folgende Chart zeigt, war Uran in den letzten Jahren ein aufregender Rohstoff. Sogar seit ich vor 10 Monaten das letzte Mal darüber schrieb ist sein Kurs um weitere 43% gestiegen.

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Erst im Jahr 2000 handelte Uran bei Kursen von $7 pro Pfund, und heute handelt es bei $41,50, ein massiver Anstieg um 493% in nur sechs Jahren. Dieser Anstieg stellt fast alle anderen Metall- und Energierohstoffe in den Schatten und ich glaube dass immer noch viel zu erwarten ist.

Der heutige Kurs von Uran ist der höchste der letzten 27 Jahre, und in seinem heutigen Trend sollte es nur eine Frage der Zeit sein, bis es sein Allzeithoch von $43 pro Pfund erreicht. Bevor es aber 2003 nach oben ausbrach, bewegte sich Uran ein paar Jahrzehnte lang im Bereich von etwa $10. Es gibt mehrere Gründe, warum es letztendlich aus seinem Tiefschlaf erwachte.

So wie auch für alle anderen Rohstoffe, sind für Uran schließlich die Grundsätze von Angebot und Nachfrage die treibende Kraft in diesem Bullenmarkt. Wie die meisten harten Rohstoffe befindet sich auch Uran mitten in einem ökonomischen Ungleichgewicht, da die abgebaute Menge die steigende Nachfrage nicht einmal annähernd decken kann.

Obwohl dieses Ungleichgewicht bei Uran schon länger bestand als bei den meisten anderen Rohstoffen, nahm die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage erst vor kurzem beträchtliche Ausmaße an. Die Uran-Nachfrage für bestehende Reaktoren zu decken war bisher aus mehreren Gründen kein großes Thema. Erstens stieg die Nachfrage nicht sehr schnell, da nur wenig neue Reaktoren gebaut wurden, und zweitens waren die enormen weltweiten Bestände, die während des kalten Krieges angehäuft wurden, mehr als ausreichend um zusammen mit dem neu abgebauten Material die Nachfrage zu decken.

Aber diese Bestände und wieder verwendetes Material aus abgerüsteten Atomwaffen schwinden dahin und werden nicht mehr lange bestehen. Jetzt, wo Atomenergie einen neuen Aufschwung erlebt, wird die steigende Zahl von Reaktoren, die in den nächsten 10 Jahren in Betrieb genommen werden, die bereits bestehende Nachfrage nach Uran weiter steigern.

Heute sind weltweit 441 Reaktoren in Atomkraftwerken in Betrieb und weitere 178 sind entweder im Bau oder in Planung. Es wird geschätzt, dass 2006 über 170 Millionen Pfund Uran benötigt werden, um diese Reaktoren zu betreiben, und diese Schätzung ist höchstwahrscheinlich sehr niedrig, wenn man all die Forschungsreaktoren, Schiffe und U-Boote bedenkt, die ebenfalls Uran verbrauchen.

Interessanterweise betrug die weltweit abgebaute Menge Uran im Jahr 2004 nur knapp über 100 Millionen Pfund. Obwohl die entsprechenden Zahlen für 2005 noch nicht veröffentlicht wurden, kann man meiner Meinung nach davon ausgehen, dass Sie nur ein paar Prozent von jenen für 2004 abweichen werden. Wenn nun auch die Zahlen für 2006 wie erwartet im gleichen Bereich liegen sollten, würde das zu einem Defizit von abgebautem Uran von fast 70 Millionen Pfund führen.

Dieses Defizit muss natürlich mit Beständen und mit wiederverwertetem Material aus Waffen ausgeglichen werden, aber wie lange wird dies noch halten? Es gibt nur eine beschränkte Menge Uran, die abgebaut und verfügbar ist, um dieses Defizit auszugleichen. Steigende Preise, die die Produktion langfristig steigern, sind der einzige Weg um dieses Ungleichgewicht abzubauen.

Wie bereits erwähnt, wird auch die Nachfrage in Zukunft nicht sinken. Zurzeit befinden sich 27 Atomreaktoren im Bau und 151 in Planung, davon 49 allein in Indien und China. Diese Reaktoren werden den Druck auf die Produzenten noch weiter erhöhen.

Der Grund für die immer größere Beliebtheit von Atomkraftwerken ist, dass wir in einer Zeit leben, wo sich die natürlichen Ressourcen, die für unsere steigende Weltbevölkerung und -Wirtschaft benötigt werden, auf Allzeithochs befinden. Weiters ist nun langsam zu erkennen, wie beschränkt die Ressourcen jener Rohstoffe sind, die benötigt werden, um dieses Wachstum zu ermöglichen. Nachdem die weltweite Ölproduktion ihren Spitzenwert vielleicht schon erreicht hat und der Trend hin zu umweltfreundlichen Energieformen immer stärker wird, ist bei Kohle- und Gaskraftwerken, die heute den Großteil der weltweiten Stromversorgung liefern, ein Rückgang zu erwarten.

Heute werden rund 80% der weltweit verbrauchten Energie aus fossilen Brennstoffen gewonnen und das wird sich ändern müssen. Abgesehen von den Auswirkungen auf die Umwelt hat dies vor allem den Grund, dass vor Jahrtausenden nur so viele Dinosaurier und Pflanzen in die Erdkruste eingelagert wurden, wie wir für unseren heutigen Energieverbrauch benötigen.

Bei der Geschwindigkeit mit der dieser Planet wächst, werden diese beschränkten Ressourcen immer schwieriger erreichbar und werden schließlich irgendwann erschöpft sein. Durch den steigenden, weltweiten Energieverbrauch und den starken Trend zu „sauberer“ Energie rückt Atomenergie also immer mehr in den Mittelpunkt.

Es wird immer offensichtlicher, dass die Welt vergangene Tschernobyls und Three Mile Islands langsam vergisst und Atomenergie als Schlüssel zur Zukunft gesehen wird. Was zum Abbau der großen Abneigung vieler Menschen gegen Atomenergie beigetragen hat, waren ihre neuen und fortschrittlichen Entwicklungen. Reaktoren der nächsten Generation werden viel sicherer, leistungsstärker, umweltfreundlicher und billiger entwickelt und gebaut als frühere Projekte.

Reaktoren wie der Druckwasserreaktor (Pressurized Water Reactor PWR) und der Siedewasserreaktor (Boiling Water Reactor BWR) sind heute die üblichsten Reaktoren. Obwohl verbesserte PWR- und BWR-Reaktoren in Entwicklung sind, werden diese Reaktoren immer das Risiko einer Kernschmelze bergen, auch wenn dieses minimal ist. Wichtige technologische Neuerungen bringen erhöhte Betriebssicherheit und eine verbesserte Sicherheitshülle, was zu einer extrem niedrigen Wahrscheinlichkeit für den Eintritt einer nuklearen Kernschmelze führt.


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