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Die Größenordnungen am Goldmarkt

14.05.2016  |  Steve Saville
Die Änderungen in den physischen Goldbeständen des Gold-ETFs SPDR Gold Trust (GLD) werden oft als wichtiger Preisfaktor dargestellt, doch das entspricht nicht der Realität. Wie ich schon in früheren Artikeln erklärt habe*, können die Zu- und Abflüsse des ETFs aufgrund seiner Funktionsweise vernünftigerweise als Resultat der Goldpreisbewegungen betrachtet werden, jedoch nicht als Ursache. In jedem Fall sind die Änderungen der ETF-Bestände hinsichtlich ihrer Menge im Vergleich zum gesamten Goldmarkt völlig trivial.

Seit Anfang Dezember letzten Jahres sind die physischen Goldreserven des GLD jeden Tag um durchschnittlich 3 Tonnen oder 0,1 Mio. Unzen gestiegen oder gesunken. Für die meisten von uns wären 0,1 Mio. Unzen Gold ein enormes Vermögen (bei einem Preis von 1.250 USD je Unze entspricht diese Menge einem Wert von 125 Mio. USD), doch im Verhältnis zum weltweiten Goldmarkt ist das ein verschwindend geringer Betrag.

Um Ihnen eine Vorstellungen von den Größenordnungen zu vermitteln, möchte ich daher auf das Handelsvolumen der LBMA (London Bullion Market Association) hinweisen: Dort wurden im gleichen Zeitraum (seit Anfang Dezember 2014) im Schnitt täglich 20 Mio. Unzen Gold gehandelt. Das durchschnittliche Volumen an der New Yorker COMEX lag in dieser Zeit bei 250.000 Futures am Tag. Ein Terminkontrakt entspricht 100 Unzen, d. h. das tägliche Handelsvolumen der COMEX entsprach im Schnitt 25 Mio. Unzen.

Grob gemessen wechselten in den letzten Monaten im Durchschnitt also jeden Tag 45 Mio. Unzen Gold über die LBMA und die COMEX den Besitzer. Damit beträgt das Handelsvolumen dieser beiden Börsen allein etwa das 450fache der täglichen Änderungen der GLD-Bestände, obwohl auch London und New York nur einen Teil des globalen Goldmarktes widerspiegeln.

Das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen der GLD-Anteile belief sich in den vergangenen Monaten übrigens auf etwa 15 Millionen. Eine GLD-Aktie entspricht etwas weniger als 0,1 Unzen Gold, d. h. die täglichen Käufe und Verkäufe der GLD-Anteile repräsentieren rund 1,5 Mio. Unzen Gold. Dieser Wert ist folglich signifikanter, als die Änderungen der physischen Goldbestände, doch er ist noch immer weit davon entfernt, einen entscheidenden Einfluss auf den Gesamtmarkt auszuüben.

Wenn Sie die tatsächliche Größenordnung des gesamten, weltweiten Goldmarktes kennen, wird Ihnen bewusst werden, dass viele der im Goldsektor aufmerksam verfolgten Daten und Statistiken viel zu unbedeutend sind, als dass sie spürbare Auswirkungen auf die Kursentwicklung haben könnten - auch wenn sie immer wieder als entscheidende Preisfaktoren dargestellt werden. Die Goldmenge, die an der LBMA und der COMEX zusammengenommen an einem einzigen Tag gehandelt wird, ist beispielsweise 45mal größer, als die Menge an Gold, die die U.S. Mint innerhalb eines ganzes Jahres in Form von Münzen verkauft.

Ein offensichtlicher Einwand gegen diese Ausführungen ist, dass ich physisches Gold und "Papiergold" (Kontrakte, die ein Bezugsrecht für aktuell oder in der Zukunft verfügbares Gold darstellen) vermische. Ja, genau das tue ich. Wenn man die Preisfindung am Goldmarkt analysiert, dann ist es sinnvoll, sowohl die physischen Märkte als auch die Papiermärkte zu betrachten, da sie durch den Arbitrage-Handel eng miteinander verbunden sind. In den wichtigen Goldhandelszentren steht der Preis eines 400-Unzen-Barren physischen Goldes immer in Verbindung zu den Kursen der Futures und anderer etablierter Gold-Kontrakte.

Lassen Sie sich von Analysen, die sich auf vergleichsweise geringe Änderungen an den physischen Märkten konzentrieren, also nicht in die Irre leiten. Nur weil man etwas messen kann (wie z. B. die täglichen Zu- und Abflüsse des GLD), bedeutet das nicht, dass es auch wichtig ist. Im Gegenzug sind nicht messbare Größen (wie z. B. die Gesamtmenge des gehandelten und gehorteten Goldes aller Goldbesitzer weltweit) dagegen nicht zwangsläufig unbedeutend.

*Meine letzten beiden Blogeinträge zu diesem Thema finden Sie hier und hier. Der springende Punkt ist, dass weder ein steigender Goldpreis noch ein steigender Kurs der GLD-Aktien zwangsläufig zur Erhöhung der physischen Goldbestände des ETFs führt. Die Goldreserven werden nur dann aufgestockt, wenn der Aktienkurs im Verhältnis zu seinem Nettovermögenswert ansteigt. Analog dazu verkauft der GLD nur dann physisches Gold, wenn der Preis der Aktien gegenüber dem Nettovermögenswert sinkt. Gesteuert wird dieser Prozess mittels des Arbitrage-Handels autorisierter Teilnehmer.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


Dieser Artikel wurde am 9. Mai 2016 auf tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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