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Gold und Aktien im Portfolio

10.07.2016  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Angesichts der aktuellen Entwicklungen im internationalen Geldsystem gibt es gute Gründe, Gold und Aktien im Anlageportfolio zu halten.

"Goldanhänger" können sich in der Regel nur schwer trennen von ihrem gelben Metall. Was durchaus nachvollziehbar ist. Wer eine Gold- oder Silbermünze, einen Gold- oder Silberbarren in den Händen hält, der spürt, dass das, was er/sie in seinen Händen hält, wertvoll ist. Wer will sich davon schon trennen?

Zudem befindet man sich in einer Zeit, in der man befürchten muss, dass das ungedeckte Papiergeld zusehends in Schieflage gerät. Gold und Silber dienen da als "Versicherung". Es erscheint daher geradezu abwegig zu sein, über den Verkauf von Edelmetallen nachzudenken.

Doch das ist es nicht, wenn man sich vor Augen führt, dass das Gold vor allem eines ist: Es ist Geld, es ist gewissermaßen das ultimative Zahlungsmittel. Diese Eigenschaft hat das Gold in der langen und ereignisreichen Währungsgeschichte immer wieder unter Beweis gestellt.

Die Kaufkraft des Goldes ist dabei nicht konstant. Steigt der Goldpreis, so nimmt die Kaufkraft des Goldes zu: Man erhält im Tausch nun mehr Güter als vorher. Fällt hingegen der Goldpreis, so nimmt die Kaufkraft des gelben Metalls ab: Man erhält für das Gold nunmehr weniger Güter im Tausch als vorher.

In Phasen, in denen das Vertrauen in das ungedeckte Papiergeld groß ist, wurde der monetäre Nutzen des Goldes meist wenig geschätzt, und das war verbunden mit einem niedrigen Goldpreis (also einer geringen Kaufkraft des Goldes). In Phasen hingegen, in denen Zweifel an der Werthaltigkeit des ungedeckten Papiergeldes zunehmen - sei es in Form von Kreditausfällen oder Inflation -, stieg der Goldpreis (und es stieg damit auch die Kaufkraft des Goldes).


Aktien versus Gold

Die "Schwingungen" in der Kaufkraft des Goldgeldes lassen sich eindrücklich anhand der Aktienkurse illustrieren. Die nachstehende Abbildung zeigt das Verhältnis zwischen dem US-Aktienmarkt und dem Goldpreis (in USD/oz). Die Linie zeigt damit die Anzahl der Feinunzen Gold, die für den Kauf des Aktien-marktindexes aufzuwenden sind.

Beispielsweise war im November 2000 die Kaufkraft des Goldes (in Aktien gemessen) "sehr gering": Man musste 41,4 Feinunzen Gold aufwenden, um den US-Aktienmarktindex zu erwerben. Danach stieg die Kaufkraft des Goldes stark an (die Aktienkurse fielen also), sodass man im August 2011 nur noch 6,4 Feinunzen Gold für den Aktienmarktindex bezahlen musste. Rückblickend betrachtet, wäre es folglich "optimal" gewesen, im November 2000 (als die Kaufkraft des Goldes sehr hoch war) seine Aktien zu verkaufen und Gold zu kaufen. Ab August 2011 wäre es hingegen vorteilhaft gewesen - wiederum rückblickend betrachtet -, auf Aktien anstatt auf Gold zu setzen.

Was damit zum Ausdruck kommt, ist das Folgende: Wenn der Goldpreis (und damit die Kaufkraft des Goldes) am höchsten ist, sollte man es verkaufen und Aktien kaufen; wenn es seinen Tiefpunkt erreicht, Aktien verkaufen und Gold kaufen. Mit anderen Worten: Wenn es am schönsten ist (der Goldpreis hoch steht), sollte man aussteigen; wenn es am schlimmsten ist (der Goldpreis sehr niedrig ist), einsteigen.

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Quelle: Bloomberg; eigene Berechnungen. Gestrichelte Linie: Trendgerade.
Graue Phasen: Das Halten von Gold war vorteilhafter als das Halten von Aktien.


Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Denn wie kann der Anleger gewiss sein, dass der Goldpreis hinreichend hoch ist, so dass man Gold verkaufen und Aktien kaufen sollte? Wie kann man wissen, ob der Goldpreis tief genug ist, dass man Gold kaufen und Aktien verkaufen sollte?

Es mag Anleger geben, die das richtige Gespür besitzen, um "Wendepunkte" frühzeitig zu erkennen, und die zudem auch beherzt genug sind, ihre Einsichten in die Tat umzusetzen. Aber diese Fähigkeit haben nun einmal nicht alle Anleger. Für die meisten von ihnen bietet sich (vor allem im aktuellen Umfeld) eine andere Herangehensweise an.


Gold im Portfolio

Das Halten von Gold (und gegebenenfalls auch Silber) empfiehlt sich als "Ersatz" für mittel- bis langfristig gehaltene liquide Mittel in Form von Termin- und Spareinlagen. Denn letztere erzielen derzeit - und auch auf absehbare Zeit - keinen Zins mehr und unterliegen zudem noch einem Ausfallrisiko.

Mit dem Halten von Gold lässt sich zudem das Portfolio "versichern" - was dann der Fall ist, wenn der Goldpreis (und damit die Kaufkraft des Goldes) in Krisenphasen ansteigt: Die Erfahrung zeigt, dass gerade kräftige Aktienkursrückschläge häufig mit einem Ansteigen des Goldpreises verbunden waren. Das wirkt (Buch-)Verlusten im Portfolio entgegen.

Das Halten von Gold im Portfolio ist in letzter Konsequenz auch eine Versicherung gegen "Systemrisiken" - wie zum Beispiel vor den Folgen eines Auseinanderbrechens des Euroraums oder einer Hoch- beziehungsweise Hyperinflation. Beides sind Szenarien, die nicht eintreten müssen, denen leider aber auch keine Wahrscheinlichkeit von Null zugeordnet werden kann.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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