Der Zinsverfall im Euroraum war bislang vor allem dadurch getrieben, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf null Prozent abgesenkt hat.
Das hatte die Langfristzinsen ebenfalls nach unten gezogen. Denn es gibt eine Verbindung zwischen Kurz- und Langfristzinsen: Der Langfristzins wird, vereinfachend gesprochen, bestimmt durch die erwartete Entwicklung der Kurzfristzinsen. Ist die Erwartung in den Märkten, dass der Leitzins dauerhaft bei null Prozent verharrt, übt das einen Zinssenkungseffekt auf die Langfristzinsen aus.
Quelle: Bloomberg
Im Euroraum kam jedoch noch etwas hinzu: Die EZB hat den Depositenzins mittlerweile auf minus 0,4 Prozent abgesenkt. Das bedeutet, dass Euro-Banken, die ein Überschussguthaben bei der EZB unterhalten, einen Strafzins von 0,4 Prozent auf die Überschussguthaben zu zahlen haben.
Natürlich versuchen Banken dem auszuweichen. Dazu können sie zum Beispiel Kredite vergeben (das baut die Überschussguthaben ab), oder sie kaufen Anleihen im Kapitalmarkt.
Für Euro-Banken ist es attraktiv Anleihen (guter Bonität) zu kaufen, solange deren Rendite mehr als minus 0,4 Prozent - die Höhe des Einlagenzinses - beträgt.
In der Praxis ist die Wirkung des negativen Einlagenzinses folglich, dass die Renditen der Anleihen in den Negativbereich heruntergezogen werden. Die Renditen können sogar unter den negativen Einlagenzins fallen: Das wäre dann der Fall, wenn die Marktakteure erwarten, der negative Einlagenzins werde künftig noch weiter in den Minusbereich abgesenkt.
Zwar mögen auch andere Faktoren für die niedrigen Zinsen verantwortlich sein (wie zum Beispiel geringes Wachstum, niedrige Inflationserwartungen). Jedoch spielt die EZB-Politik die entscheidende Rolle, dass viele Kapitalmarktzinsen in den Negativbereich gefallen sind.
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