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Gold weiter stark gefragt ...

07.06.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise erholten sich gestern im späten Handel und konnten die Gewinne über Nacht weitgehend verteidigen. Brent handelte am Morgen wieder bei 50 USD je Barrel, WTI bei 48 USD je Barrel. Katar will trotz der derzeitigen diplomatischen Spannungen mit seinen Nachbarn seine Verpflichtungen aus dem Kürzungsabkommen erfüllen.

Die Preiserholung erfolgte trotz einer erneuten Aufwärtsrevision der Produktionsschätzung für die USA durch die US-Energiebehörde. Diese erwartet für dieses Jahr einen Anstieg der US-Rohölproduktion um 460 Tsd. auf 9,33 Mio. Barrel pro Tag, dem im nächsten Jahr ein Anstieg um 680 Tsd. auf 10,01 Mio. Barrel pro Tag folgen soll. Damit würde zum ersten Mal überhaupt der Jahresdurchschnitt über der Schallmauer von 10 Mio. Barrel pro Tag liegen.

Erstmals erreicht werden soll diese Marke im Frühjahr 2018. Angesichts der Entwicklung von Bohraktivität und der Dynamik der Ölproduktion am aktuellen Rand könnte dies auch schon etwas früher erfolgen. Laut Wochendaten liegt das Produktionsniveau bereits bei 9,34 Mio. Barrel pro Tag. Neue Zahlen gibt das US-Energieministerium heute Nachmittag bekannt. Dagegen setzt sich der Rückgang der US-Rohöllagerbestände fort.

Das API berichtete gestern Abend nach Handelsschluss einen stärker als erwarteten Lagerabbau in der letzten Woche um 4,6 Mio. Barrel. Sollte auch das US-Energieministerium heute Nachmittag einen Lagerabbau berichten, wäre dies bereits der neunte in Folge. Allerdings berichtete das API gleichzeitig auch einen deutlichen Anstieg der Produktvorräte, was das Bild etwas trübte.

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Edelmetalle

Der Goldpreis setzt seinen Höhenflug fort und stieg in der Nacht bis auf 1.296 USD je Feinunze, was dem höchsten Stand seit sieben Monaten entspricht. Gold profitiert dabei von der steigenden Risikoaversion wegen zahlreicher Risikoereignisse (Katar-Krise, Unterhauswahlen in Großbritannien, EZB-Sitzung, Anhörung des früheren FBI-Direktors Comey). Dies macht sich auch in fallenden Aktienmärkten und sinkenden Anleiherenditen bemerkbar.

Zudem neigt der US-Dollar weiterhin zur Schwäche. Angesichts dieser Gemengelage steigt die Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen. Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern Zuflüsse von 4,2 Tonnen. Das ist der größte Tageszufluss seit fast sieben Wochen. Auch die anderen Edelmetalle legten im Schlepptau von Gold weiter zu. Palladium erreichte mit knapp 860 USD je Feinunze das höchste Niveau seit September 2014.

Die physische Goldnachfrage in Indien scheint weiterhin äußerst robust zu sein. Laut vorläufigen Daten von Thomson Reuters GFMS stiegen die indischen Goldimporte im Mai auf 103 Tonnen und lagen damit etwa viermal so hoch wie im allerdings schwachen Vorjahresmonat.

In den ersten fünf Monaten zusammen belaufen sich die Einfuhren GFMS zufolge auf 424 Tonnen und übertrafen damit das Vorjahresniveau um 144%. Dieses hohe Niveau wird sich allerdings nicht halten lassen. Das deutlich gestiegene Preisniveau dürfte die Goldkäufe in Indien ebenso bremsen wie die Einführung der Mehrwertsteuer von 3% ab dem 1. Juli, in deren Vorfeld es jedoch noch zu vorgezogenen Käufen kommen sollte.


Industriemetalle

Der Zinnpreis hat sich seit Jahresbeginn schwächer als die Preise der meisten anderen Industriemetalle entwickelt. Auf den ersten Blick scheint die Schwäche übertrieben. Denn das International Tin Research Institute (ITRI) rechnet auch in diesem Jahr mit einem Produktionsdefizit. Außerdem sollten die knappen LME-Lagerbestände für Unterstützung sorgen. Diese haben sich seit Februar gedrittelt und liegen nun mit lediglich 1.900 Tonnen auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedereinführung des Zinnhandels an der LME im Jahr 1989.

Doch die Versorgungslage ist wohl deutlich besser als befürchtet. So hat der weltgrößte Zinnexporteur, Indonesien, im Mai mit fast 7 Tsd. Tonnen seine Ausfuhren auf den höchsten Stand seit September gesteigert. Insgesamt hat Indonesien in den ersten fünf Monaten des Jahres mit 31,4 Tsd. Tonnen rund 43% mehr Zinn als vor einem Jahr exportiert. Zusätzlich sorgt die Nachricht für Unruhe, dass Yunnan Tin aus China eine Tolling-Genehmigung erhalten hat, importiertes Zinnerz zu verarbeiten und die Raffinade zollfrei zu exportieren.

Während die Importe von Zinnerz und -konzentraten in diesem Jahr im Jahresvergleich stark gestiegen waren, hat China zuletzt kaum noch Zinnraffinade importiert. In den ersten vier Monaten des Jahres sind Chinas Importe mit 1,76 Tsd. Tonnen im Jahresvergleich um 36% gefallen, wobei im April die Netto-Importe nur noch bei 21 Tonnen lagen. Sollte der zuvor wichtigste Zinnimporteur China zu einem Nettoexporteur werden, dürfte es die Preise weiter belasten.


Agrarrohstoffe

Weizen, Mais und Sojabohnen verteuerten sich gestern leicht. Grund sind Sorgen über die US-Witterung der nächsten Zeit, die zu einem Risikoaufschlag führen. Die Hitze in den US-Plains ließ gestern den Sommerweizenpreis in Minneapolis erstmals seit 22 Monaten über die Marke von 6 USD je Scheffel steigen. Auch der Weizenpreis an der Börse Chicago bekam davon Impulse und legte um 1,5% zu.

Der Weizenpreis in Paris profitierte ebenfalls, allerdings gebremst durch den nahe eines 7-Monatshochs notierenden Euro sowie die inoffizielle Nachricht, dass Ägypten per Gerichtsbeschluss zur Null-Toleranz gegenüber Ergot-Pilzbefall (Mutterkorn) bei Getreideimporten zurückkehrt.

Bei Mais hatte sich in der letzten Berichtswoche zwar laut US-Landwirtschaftsministerium (USDA) der Pflanzenzustand verbessert - der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Pflanzen stieg um 3 Prozentpunkte auf 68% -, doch wird nun befürchtet, die heiße Witterung könne sich von den US-Plains in die Maisanbaugebiete des Mittleren Westens ausbreiten.

Der Maispreis stieg um 1,1% und notiert auch am Morgen im Plus. Der Preis für Sojabohnen profitierte gleichfalls, wenn auch nur leicht. Hier scheint derzeit der Spielraum nach oben durch die hohen auf den Markt kommenden südamerikanischen Ernten und die Aussicht auf eine rekordhohe US-Sojabohnenfläche in diesem Jahr stark begrenzt. Laut USDA sind inzwischen 83% der US-Sojabohnenfelder bestellt. Damit geht die Aussaat bisher schneller voran als im Schnitt der letzten fünf Jahre.



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