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Das Rätsel: Der niedrige Silberpreis

07.08.2017  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Der Silberpreis ist derzeit auffällig niedrig. Wer (wie wir) mit einem künftig weiter steigenden Goldpreis rechnet, für den dürfte Silber besonders attraktiv sein.

Seit Jahresanfang ist der Preis für Silber (gerechnet in US-Dollar pro Feinunze) um etwas mehr als 1 Prozent gestiegen - und lag damit hinter dem Preisanstieg des Goldes mit einem Plus von 4,8 Prozent und der Aktienmärkte (beispielsweise stieg der S&P 500 um 11 Prozent). In letzter Zeit machten Berichte die Runde, Hedgefonds würden auf einen Rückgang des Silberpreises spekulieren, und das würde den Preis des Edelmetalls unter Druck setzen.

Das ist ein passender Anlass, um sich mit der Preisdynamik des Silbers zu befassen und - darauf aufbauend - zu versuchen, Marktchancen zu erkennen. Traditionell hat sich in den letzten Jahrzehnten ein relativ enger und positiver Gleichlauf zwischen dem Gold- und Silberpreis gezeigt (Abb. 1). Das galt vor allem in Krisenphasen, in denen aus Sicht der Investoren Gold, aber auch Silber als "sichere Häfen" eingestuft und nachgefragt wurden.

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Quelle: Thomson Financial


Nachfrage nach und Angebot von Silber

Im Jahr 2016 belief sich die gesamte weltweite Silbernachfrage auf 1.027,8 Millionen Feinunzen, ein Rückgang um 11 Prozent gegenüber 2015. Etwa 55 Prozent der Produktion, also 561,9 Millionen Feinunzen, wurden für industrielle Zwecke verwendet (Elektronik, Medizin, Wasserreinigung, Solarzellen, chemische Katalysatoren u.a. mehr). In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Silber für Photovoltaik um 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Der Anstieg konnte jedoch den Nachfragerückgang aus den industriellen Verwendungen, dem Schmucksektor (207 Millionen Feinunzen) sowie nach Münzen und Barren (206,8 Millionen Feinunzen) nicht kompensieren. Weltweit ging die Silberproduktion 2016 um 0,6 Prozent auf 885,8 Millionen Feinunzen zurück. Der physische Nachfrageüberhang im Silbermarkt fiel 2016 damit auf 20,7 Millionen Feinunzen nach 111,8 Millionen Feinunzen in 2015. Wie Abb. 2 zeigt, besteht zwischen dem (kaufkraftbereinigten) Silberpreis und dem Angebots- beziehungsweise Nachfrageüberhang im Markt für physisches Silber jedoch keine augenfällig enge Verbindung.

Quelle: The Silver Institute, World Silber Survey 2017.


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Quelle: GMFS, Thomson Reuters


Derzeit befindet sich das Verhältnis zwischen Gold- und Silberpreis bei etwa 74 (Abb. 3). Das ist historisch be-trachtet ein relativ hoher Wert - vor allem auch mit Blick auf die Preisverhältnisse in den 1970er und 1980er Jahren. Zudem zeigt sich, dass das Gold-Silber-Preisverhältnis einen deutlichen Aufwärtstrend zeigt: Er zeigt, dass der Goldpreis in den vergangenen Jahrzehnten durchschnittlich stärker gestiegen ist als der Silberpreis. So gesehen liegt das aktuelle Preisverhältnis zwischen Gold und Silber, obwohl es bereits einen hohen Wert aufweist, durchaus "im Trend".

Wenn man aber, wie in Abb. 3 geschehen, den Verlauf des Gold-Silber-Preisverhältnisses über die Jahre be-trachtet, wird die Zeit als der (einzige) erklärende Faktor herangezogen. Es ist jedoch aufschlussreicher, die Abhängigkeit des Silberpreises vom Goldpreis im Zeitablauf genauer zu untersuchen. Dazu haben wir den Silberpreis mit dem Goldpreis, dem US-Zins und einer Konstante geschätzt. Das Ergebnis zeigt Abb. 4: Wie zu erkennen ist, lässt sich der Verlauf des Silberpreises durch den Goldpreis relativ gut nachzeichnen; diesen Befund hat bereits Abb. 1 nahegelegt.


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