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Ölmarkt weiter im Banne von Harvey

30.08.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Der zum Tropensturm abgestufte Hurrikan Harvey hält den Ölmarkt weiter in Atem. Heute Morgen Ortszeit soll Harvey in der Grenzregion zwischen Texas und Louisiana ein zweites Mal an Land gehen. Dies dürfte mit neuerlichen kräftigen Regenfällen und Überschwemmungen einhergehen und könnte weitere Raffinerieschließungen zur Folge haben. Reuters-Schätzungen zufolge sind inzwischen bereits Raffineriekapazitäten von 3,6 Mio. Barrel pro Tag abgeschaltet. Das entspricht einem Fünftel der US-weiten Verarbeitungskapazitäten.

Die fehlende Nachfrage der Raffinerien sorgt dafür, dass der WTI-Ölpreis gestern zwischenzeitlich unter 46 USD je Barrel rutschte und die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI auf fast 6 USD je Barrel stieg. Wegen der geringeren Rohölverarbeitung steigt in den USA die Knappheit von Benzin und sorgt auf beiden Seiten des Atlantiks für kräftig steigende Benzinpreise. Da die USA Benzin aus Europa importieren könnten, ziehen auch die Benzinpreise in Europa an.

Die Verarbeitungsmarge für europäisches Benzin stieg gestern um 3 USD je Barrel und liegt aktuell bei 17 USD je Barrel auf dem höchsten Stand seit zwei Jahren. Auch Gasöl verteuert sich. Hier erreichte die Preisdifferenz zu Brent mit knapp 14 USD je Barrel ebenfalls den höchsten Stand seit fast zwei Jahren.

Die API-Lagerdaten zeigten für letzte Woche noch keine Auswirkungen von Harvey. Die US-Rohölbestände fielen um 5,8 Mio. Barrel, die Importe und die Rohölverarbeitung blieben dagegen nahezu unverändert. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Daten heute Nachmittag. Auch diese dürften lediglich in Ansätzen die Auswirkungen von Harvey widerspiegeln. Die Aussagekraft der Daten ist somit begrenzt.

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Edelmetalle

Gold hat seinen Höhenflug nicht weiter fortgesetzt und schon gestern einen Teil der zwischenzeitlich aufgelaufenen Gewinne wieder abgegeben. Heute Morgen handelt es bei unter 1.310 USD je Feinunze und damit knapp 20 USD unter dem 9½-Monatshoch von gestern. Gold gab dabei im Einklang mit dem EUR-USD-Wechselkurs nach, der wieder unter die Marke von 1,20 fiel. Zugleich machte die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen wieder Boden gut, nachdem sie gestern Morgen im Zuge des nordkoreanischen Raketentests kurzzeitig auf ein 9½-Monatstief gefallen war.

Auch sind die Zinserwartungen nochmals etwas gesunken. Laut Fed Fund Futures liegt die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Zinserhöhung bis zum Jahresende mittlerweile unter 30%. Die US-Notenbank Fed könnte auch wegen Wirbelsturm Harvey mit der nächsten Zinsanhebung zögern, da noch nicht absehbar ist, wie stark der Sturm die US-Konjunktur auf kurzfristige Sicht belasten wird.

Indien hat per Ende letzter Woche Importe von Gold- und Silberprodukten - darunter Münzen und Schmuck - aus Südkorea verboten und damit ein Steuerschlupfloch geschlossen. Die bislang bestehende Verbrauchsteuer wurde mit der Einführung der Mehrwertsteuer zum 1. Juli abgeschafft. Und die 10%-ige Importsteuer auf Gold und Silber gilt nicht für Länder mit denen ein Freihandelsabkommen besteht. Dies hatten die indischen Händler ausgenutzt und im Juli und August bis zu 25 Tonnen Gold aus Südkorea importiert.

Marktbeobachter erwarten, dass diese Regelung auch auf andere Länder wie zum Beispiel Vietnam übertragen wird.


Industriemetalle

Die Metallpreise steigen scheinbar unbeirrt weiter. Der LME-Industriemetallindex hat gestern mit über 3.200 Punkten den höchsten Wert seit fast drei Jahren erreicht. Es mehren sich mittlerweile aber die Stimmen, die die Preise für spekulativ übertrieben halten. So zum Beispiel Codelco, der weltweit größte Kupferminenproduzent aus Chile. Laut Aussagen von Codelco sei vor allem der Kupferpreis übertrieben hoch und die Preiszuwächse der letzten Monate nicht nachhaltig.

In den vergangenen Wochen hatte schon der Verband der chinesischen Eisen- und Stahlhersteller gesagt, dass der Preisanstieg von Stahl nichts mehr mit dem fundamentalen Umfeld zu tun hätte.

Nickel legte gestern um 2% zu und kostete zeitweise fast 11.900 USD je Tonne. Auf den Philippinen haben Abgeordnete einen Gesetzentwurf eingereicht, der vorsieht, dass in Wassereinzugsgebieten keine Rohstoffe mehr abgebaut werden dürfen und der Export von unbehandelten Erzen verboten werden soll. Letzteres soll den Aufbau einer Verarbeitungsindustrie auf den Philippinen begünstigen. Zudem bleibt das Verbot des Tagesbaus noch bestehen. Die Agentur für Bergbau und Geowissenschaften im Umwelt- und Ressourcenministerium hat vor kurzem allerdings die Aufhebung dieses Verbots vorgeschlagen.

Laut einem Bericht der Financial Times erwägt die LME, einen Futures-Kontrakt auf Lithium einzuführen, um der erwartet hohen Nachfrage nach diesem Metall für Elektroautos gerecht zu werden. Einen Zeitrahmen hierfür gibt es aber noch nicht.


Agrarrohstoffe

Die brasilianische Zuckerindustrievereinigung Unica deutet an, dass die Zuckerproduktion 2017/18 im Hauptanbaugebiet Center-South möglicherweise hinter den Erwartungen zurückbleibt. Zum einen habe die Trockenheit in einigen Gebieten zu Einbußen geführt, nun sind es starke Regenfälle, die andernorts Ernte und Verarbeitung unterbrechen und zu niedrigeren Zuckergehalten führen. Zum anderen hat sich in der letzten Zeit das Preisverhältnis zwischen Zucker und Ethanol zugunsten von Ethanol verschoben, so dass möglicherweise ein etwas niedriger als erwarteter Anteil des Zuckerrohrs zu Zucker verarbeitet wird.

Im April hatte Unica geschätzt, dass 2017/18 in Center-South 585 Mio. Tonnen Zuckerrohr verarbeitet werden, 3,7% weniger als im Vorjahr. Davon sollten 47% der Zuckerproduktion zugeführt werden – nochmals etwas mehr als die 46,3% im Vorjahr - und daraus 35,2 Mio. Tonnen Zucker hergestellt werden (-1,2% gg Vj.). Kumuliert seit Erntebeginn im April bis Mitte August lag die Zuckerproduktion gegenüber Vorjahr allerdings 3,9% im Plus, nicht zuletzt weil der tatsächliche Anteil des Zuckerrohrs für die Zuckerproduktion bisher sogar bei 48,7% liegt.

In einem Umfeld, in dem die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer angesichts hoher Schätzungen für einen globalen Marktüberschuss 2017/18 ihre Netto-Short-Positionen auf einen Rekordwert ausgedehnt haben, hilft die Unica-Warnung dem Preis bisher nicht nachhaltig auf. Sollte die Stimmung kippen, könnten umfangreiche Short-Eindeckungen zu Preissprüngen führen.



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