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Die Hyperinflation, die nicht stattfand

04.12.2017  |  Dr. Keith Weiner
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Beide Rohstoffe steigen anfänglich, doch Weizen beginnt zuerst zu fallen. Beide liegen am Ende tiefer als zu Anfang. Bemerkenswert ist, dass Weizen (und andere Rohstoffe) ab Ende 2012 zu fallen begannen. Mitte 2014 reihte sich zuletzt auch das Öl ein (eher wegen geopolitischer Risiken, denken wir, als aufgrund monetärer Effekte).

Wir wollen uns hier nicht herumstreiten. Die Frage lautet nicht: "Stieg Öl proportional zum Anstieg der Dollarmenge?" Öl stieg bis zum Hoch im April 2011 um ca. 133%, während der Geldmengenindikator M1 im selben Zeitraum um 20% stieg. Als M1 dann um zusätzliche 63% stieg, lief Öl seitwärts und SANK anschließend vom Hoch ausgehend um 69%.

Die Frage lautet: "Was hatte die Fed getan?" Offensichtlich hatte sie weder gedruckt noch Weizen oder Öl gekauft (und auch niemand anderem die Dollars gegeben, der es dann tat).

Die Fed tauschte Dollars gegen Anleihen (Treasury- und Hypotheken-Bonds). Das wirft zwei Fragen auf. Erstens: Was ist eigentlich das Wesen eines Dollar und das einer Anleihe? Und zweitens: Was bedeutet es für die Fed, wenn sie einen solchen Tausch macht?

Es herrscht heutzutage viel Verwirrung, weil wir den Dollar als "Geld" bezeichnen. Unter dem klassischen Goldstandard war der Papierdollar EINLÖSBAR. Heißt also, dass ein jeder die Dollarscheine zu einer Bank bringen und gegen Goldmünzen eintauschen konnte. Dieser Schein, oder diese Note, ist ein Kreditinstrument. Es handelt sich um ein Papier, das die Verpflichtung ausweist, GELD auf Nachfrage auszuzahlen. Und das Gold ist das Geld.

Jetzt, wo der Dollar uneinlösbar ist, ist man versucht, quasi "stenographisch" vorzugehen und kurzum zu sagen, der Dollar selbst sei GELD - wobei Geld allein als Tauschmedium (Zahlungsmittel) definiert wird. Doch wenn der Dollar Geld ist, was wäre dann der Unterschied zwischen dem Dollar und der Anleihe? Beide sind ja Kreditformen.

Der Unterschied liegt in der Kapitalbindungszeit.

Dollar ist aktuelles Vermögen, Stichtagsvermögen. Die Anleihe hingegen wird irgendwann in der Zukunft fällig. Jetzt ist es interessant zu sehen, wie stark die Meinungen über Definition und Bemessung des Geldangebots auseinandergehen. Die Debatte darüber gibt es deshalb, weil alles in unserem Geldsystem Kredit ist und klare Trennlinien so schwer zu ziehen sind - gemäß dem Motto "dieser Kredit ist Geld, aber dieser hier nicht". (Ein Maßstab nennt sich MZM - Money of Zero Maturity.)

Der Dollar ist die Verbindlichkeit, die von der Fed ausgegeben wird. Sie emittiert diese Verbindlichkeit, um davon ihre längerlaufenden Kreditanlangen zu kaufen. Warum? Wie wir letzte Woche schrieben: Die Fed verdient den Spread zwischen den Ausgabekosten ihrer Verbindlichkeit und dem Ertrag, den sie mit ihren Anlagen verdient. Genau das macht auch jede andere Bank.

Diese Angelegenheit erinnert uns an jene Paradoxe bei Denkaufgaben. Sieben Menschen gehen zum Abendessen ins Restaurant, die Rechnung beträgt 300 $. Die erste Person legt fünf Zehner hin, die zweite legt drei Zwanziger hin und nimmt wieder einen Zehner, etc. Wenn die letzte Person ihr Geld auf den Tisch gelegt hat, reicht der Geldstapel auf dem trotzdem irgendwie nicht aus. Wo ist das Geld hin? Der Schlüssel zum Verständnis des Paradoxes liegt darin, dass dabei immer ein rhetorischer Taschenspielertrick mitspielt.

Dasselbe gilt für die entscheidende Frage bei der Debatte ums partielle Reservesystem: Eine Bank nimmt 1.000 $ ein und verleiht 2.000 $. Wo ist das Geld hin? Die Fed kauft Anleihen im Wert von einer Billion, woher bekam sie das Geld?

Entscheidend ist hierbei das Verständnis des Wesens des Dollars. Er ist kein positiver Wert, ein existierendes Ding. So wie ein Klumpen Metall es zum Beispiel wäre. Ein Dollar ist eine Beziehung zwischen zwei Parteien, eine des Schuldigseins. Eine Partei schuldet der anderen.


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