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2018: Ein gefährliches Jahr

09.01.2018  |  The Gold Report
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Darüber hinaus darf bei einer Diskussion des Edelmetallsektors natürlich auch Silber nicht fehlen. Das weiße Metall war seit dem Hoch von etwa 50 $ je Unze im Jahr 2011 für viele Investoren der Witwenmacher oder der Scheidungsgrund. Über die Silberinvestoren heißt es öfter, dass sie wie Goldinvestoren auf Steroiden seien. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, da ich auf zahlreichen Investmentkonferenzen rund um den Globus die Möglichkeit hatte, die verschiedenen Typen des Edelmetallanlegers kennenzulernen und zu beobachten.

Die Goldanleger zählen im Allgemeinen zu den eher intellektuellen Investoren; sie sind gebildet, sehr belesen und hegen ein gewisses Misstrauen gegenüber den Methoden und Praktiken des Establishments. Sie stellen meist gut durchdachte Fragen und kennen sich mit den Grundlagen der Geologie und der Lagerstättenerkundung aus. Ich investiere selbst bereits seit 40 Jahren in Gold und kann sagen, dass ich die Gesellschaft eines Goldanlegers der Gesellschaft eines Aktienspekulanten oder eines Technikfreaks mit einem IQ von 200 definitiv vorziehe.

Erstere schwafeln meist davon, wie sie "die Konkurrenz mit einem Killer-Trade plattmachen" und Letztere verlieren meine Aufmerksamkeit etwa 15 Sekunden, nachdem sie ihren Mund aufmachen.

Ernsthafte Silberinvestoren unterscheiden sich jedoch grundlegend von den typischen Goldanlegern. Sie sind meist nicht ganz so gebildet und wortgewandt, stellen weniger ausgefeilte Fragen und neigen dazu, beliebig irgendwelche Daten zu nennen. In Bezug auf Regierungsverschwörungen, geheime Militärexperimente, den Mord an John F. Kennedy und Entführungen durch Aliens können sie dafür jede Menge "Fakten" nennen. Anstelle des Casual-Business-Looks der Goldinvestoren tragen sie Militärkleidung und T-Shirts mit Aufdrucken von Che Guevara oder Jimi Hendrix, sind unrasiert und müssten mal wieder zum Friseur gehen.

Ihre Konversationen konzentrieren sich oft auf Extreme wie "den vollständigen Kollaps der westlichen Zivilisation" oder "die Abschaffung des US-Dollars als Zahlungsmittel" und sie gelangen dabei ausnahmslos zu dem Schluss, dass die Regierung eines Tages versuchen wird, ihr Silber zu konfiszieren. Bei dieser Vorstellung röten sich ihre Gesichter, die Augen treten hervor, Atmung und Herzschlag beschleunigen sich als würden sie körperlich angegriffen. So unschmeichelhaft meine Beschreibungen auch sind - ich respektiere diese Patrioten für ihre Leidenschaft und ihre felsenfeste Überzeugung, dass Trump in Wirklichkeit ein Vulkanier mit abgeschnittenen Ohren ist.

Ich besitze physisches Silber als Rücklage und halte außerdem Silberaktien sowie Anteile an Silber-ETFs. Ich hasse es, dass die Commercials den Silbermarkt schon seit einer gefühlten Ewigkeit in ihrem Würgegriff halten. Doch in den letzten Wochen zeichnete sich immerhin eine allmähliche Neupositionierung der Bullionbanken ab, die vielleicht endlich den Anstieg des Kurses über die entscheidende 20-$-Linie möglich machen könnte.

Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass auf einen Ausbruch des Silberpreises über 20 $ ein sofortiger Angriff der Bullionbanken erfolgen würde. Es ist allerdings erst wenige Jahre her, dass die Banken kalt erwischt wurden, als Silber Mitte 2010 endlich nach oben ausbrach und Anfang 2011 bis auf 50 $ je Unze stieg. Für diese Eskapade wurde das Edelmetall von den Bankern prompt zurechtgewiesen und im April 2013 handelte es wieder bei weniger als 30 $, bevor es schließlich im Dezember 2015 bei 13,87 einen Boden bildete.

Glücklicherweise hat die Fiatwährungspolizei derzeit alle Hände voll zu tun mit den Heerscharen an jungen Krypto-Junkies, die durch den Kauf digitaler Währungen allerorts gegen die globale Geldentwertung protestieren. Für die Regulatoren hat Silber im Moment also vielleicht nicht die höchste Priorität. Sie nehmen derzeit vor allem Bitcoin und seine tausend falschen Krypto-Geschwister ins Visier.

Ich rechne daher mit einem Anstieg des Silberkurses auf über 20 $ in der ersten Jahreshälfte. Danach werden wir die Lage neu beurteilen müssen, denn es hat sich als äußerst schwierig erwiesen, die Entwicklung eines Marktes zu prognostizieren, der so stark manipuliert ist wie der Silbermarkt. Meine einzige Hoffnung ist, dass die Preismanager und Algorithmen-Programmierer in 33 Liberty Street, New York, zu beschäftigt damit sind, die Kryptowährungen einzufangen, und dass Silber ihnen als das geringere Übel erscheint.

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Da das Internet mittlerweile eine schier unerschöpfliche Quelle des Anlagewissens, der Meinungen und des Betrugs darstellt, wird Ihr Posteingang sicher schon bald wieder mit E-Mails geflutet werden, die Ihnen schnellen Reichtum versprechen, Sie aber in Wirklichkeit nur um Ihre hart verdienten Ersparnisse und Ihr Investmentkapital bringen wollen. Das obenstehende Zitat ist im Grunde genommen alles, was man in den kommenden Jahren über die Assetpreise wissen muss.

Die US-Notenbank bekommt 2018 einen neuen Vorsitzenden und die entscheidende Frage ist, ob sie den Märkten die sprichwörtliche "Punch Bowl", d. h. die Liquidität wegnehmen wird. In den letzten neun Jahren wurden die Märkte mit finanziellen und monetären Stimulierungsmaßnahmen aller Art gefüttert, wodurch die Kreditsicherheiten der Banken (Immobilien, Aktien, Anleihen) trotz der massiven Verschuldung und der steigenden Ausgaben auf einem hohen Preisniveau fixiert wurden. Doch nun hat die Fed angekündigt, dass die Party vorüber ist und ein Zyklus der geldpolitischen Straffung beginnt.

Wenn die Inflation ihre hässliche Fratze zeigt und zu gesellschaftlicher Unzufriedenheit führt, wird die Bowle jedoch nicht nur weggestellt, sondern ausgeschüttet und ihr gesamter Inhalt wird den Abfluss hinunterfließen. Die Lebensmittelpreise, die Mieten und die Kosten der Gesundheitsversorgung sind das Barometer, anhand dessen die verärgerten Bürger entscheiden werden, wann sie die Fackeln und die Mistgabeln hervorholen. Bleiben Sie im neuen Jahr also fest angeschnallt und wachsam. Ohne die stetigen Finanzspritzen ist es in diesem Jahr vorbei mit den Rekorden und den blindwütigen Spekulationen an den Aktienmärkten.

2018 wird ein interessantes Jahr.


© Michael Ballanger
The Gold Report



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Dieser Artikel wurde am 03. Januar 2018 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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