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Amerika zu verkaufen

02.05.2007  |  Clive Maund
Viele Investoren sind von der plötzlichen Stärke des US-Aktienmarktes überrascht worden, gerade in Anbetracht der schweren strukturellen Probleme der US-Wirtschaft. Ein erneutes Durchbrechen des Dow-Jones-Index zu Höchstständen wurde schon am 13. April in einem auf Studien basierenden Artikel vorhergesagt.

Der S&P500-Index hat noch keine neuen Hochstände erreicht, aber er ist im Steigen begriffen und wird diese voraussichtlich bald erreichen. Was sind die Gründe für diese plötzliche Stärke und in wieweit handelt es sich hierbei um eine Illusion?

Die US-Wirtschaft hat schwere und unlösbare Probleme, deren Ursachen in der massiven und übergreifenden Verschuldung zu suchen sind. Sie deckt das gesamte Spektrum von extrem hoher privater Verschuldung, über die hohe Rate der Firmenverschuldung, bis hin zur Staats- und Bundesstaatsverschuldung ab. Extrem verzahnte Lebensbedingungen, die sich auf dem Ausreizen von Kreditmöglichkeiten begründet, ziehen sich durch alle Schichten der US-Gesellschaft. Es versteht sich von selbst, dass dieses Leben nicht ohne Risiko sein kann.

Für alle Beteiligten, den ganz normalen Mann da draußen, der seine riesige Hypothek mit Kreditkartenzahlungen begleicht, bis hin zur US-Notenbank und der Regierung - für alle heißt das Furcht erregende Gespenst Liquiditätskollaps oder gar Hyperinflation - Sachen, die man sich in jedem Fall vom Leibe halten muss. Wer ist für dieses Durcheinander verantwortlich?

Im Prinzip sind es die Regierung und die Notenbank, aber eigentlich jeder - einschließlich aller Firmen und Privatpersonen, die ihren Lebensstil auf Kredit finanzieren. Der eigentlich wichtige Punkt hierbei ist, dass es jetzt keinen Weg mehr zurück gibt - zurück zur finanziellen Korrektheit.

Die Schleusen wurden schon vor längerer Zeit geöffnet und die strukturelle Verschuldung hat ein solch hohes Niveau erreicht, dass jeder Versuch, sie zu zügeln oder zu kontrollieren, sehr bald in einem Liquiditätskollaps und in einer inflatorischen Implosion münden würde.

Ein unersättliches Monster ist erschaffen worden und die US-Notenbank hat jetzt keine Wahl mehr, als es weiter zu füttern. Aus diesem Grund gab es kürzlich wieder eine Liquiditätswelle, die den Dollar drückt und zu Gewinnen an den Aktienmärkten führt. Es gibt jedoch einen weiteren Faktor für die Gewinne am Aktienmarkt, den wir uns jetzt genauer anschauen werden.

Einige von ihnen werden sich sicher noch an den Moment erinnern, bevor der Tsunami Asien erreichte. Das Meer zog sich zurück, als käme eine sehr niedrige Ebbe. Die Leute am Strand hatten keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte und gingen weiter hinaus, um nach Muscheln oder auch versunkenen Schiffen zu suchen. Sie waren verloren, als der Tsunami auf sie zuraste.

Das ist ein passendes Bild für den Ozean aus Geld - Dollars -, der von Ländern wie China angesammelt worden ist, als Konsequenz von andauernden, massiven Ungleichgewichten im Handel mit der USA. So wie der Dollar jetzt sinkt und sich der Ozean aus Geld zurückzieht - wie Wasser kurz vor einen Tsunami -, so wird er bald mit Gewalt, in Form einer Springflut zurückkommen. Amerikas gesamte Märkte werden im wahrsten Sinne des Wortes voll und ganz ausverkauft werden.

Und das ist alles völlig legitim - wir haben einen freien Markt - oder? So sagt man zumindest. Das ist Globalisierung am lebenden Objekt studiert; also Leute seid schlau und schickt das kleine Fritzchen in Sprachkurse für Mandarin.

Die Welt WIRD NICHT ärmer werden, zumindest nicht im finanziellen Sinne. Sie wird bei weitem reicher werden, angetrieben durch die Wirtschaftskraftwerke Asiens - besonders China und bald auch Indien. Hier sind die Menschen ehrgeizig und wollen arbeiten, um sich und ihren Familien ein besseres Leben zu gönnen - unbelastet vom Anspruchsdenken.

Die Tage sind gezählt, an denen viele Amerikaner 2 Stunden Fahrt hinter sich bringen, um in ihren Büros den Tag mit Kaffee zu genießen, Papierflieger zu falten und Internetbestellungen abzusenden (so wie es auch der Autor gemacht hat, bevor er verrückt genug war, sich selbstständig zu machen). Die neuen Bosse aus dem Morgenland geben einen kleinen Einblick in die kommenden Dinge: Amerikanische Arbeiter kommen 6 Uhr morgens zur Arbeit und beginnen den Tag mit Tai Chi und singen dann die Firmenhymne, gefolgt von einem Suppenfrühstück aus Brunnenkresse.

Ironischerweise wird diese fernöstliche Übernahme vielleicht das einzige sein, was dieses Land vor sich selbst rettet. Doch welche Auswirkungen haben globaler Wachstum und Umverteilung auf die Rohstoffpreise, insbesondere Edelmetalle und Öl?


© Clive Maund
www.clivemaund.com




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