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Bear Stearns Déjà-vu?

15.03.2020  |  Theodore Butler
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Eine verantwortungsbewusste Behörde hätte zumindest sichergestellt, dass ein derartiger Fehler niemals wieder unterlaufen wird, indem eine präventive Maßnahme angewandt worden wäre, die eine Wiederholung von Bear Stearns' Scheitern verhindern könnte: die Einführung gesetzlicher Positionseinschränkungen. Stattdessen werden uns 12 Jahre später Positionslimits präsentiert, die so hoch gesetzt sind, dass sie niemanden überhaupt auf irgendeine Art und Weise einschränken.

Ich kann einfach nicht anders, als den Fehler von Bear Stearns zurück ins Leben zu holen, um die aktuelle Problematik der 7 Big Shorts hervorzuheben. Durch Überprüfung der CoTs-Daten dieser Zeit findet man nicht den geringsten Beweis dafür, dass Bear etwaige Schritte unternommen hätte, seine Short-Positionen zurückzukaufen - es ritt schlicht den Gold- und Silberpreisanstieg und fügte tatsächlich neue Short-Positionen hinzu - ähnlich wie die 7 Big Shorts heute. Und genau wie die CFTC damals nichts getan hat, so tut sie das auch heute.

Damals, im Jahr 2008, wurde JPMorgan dazu aufgerufen, Bear Stearns zu übernehmen. Doch angesichts der Tatsache, dass die Bank kurz davor steht, für irgendeine Art von krimineller Manipulation der Gold- und Silberpreise durch das US-Justizministerium verurteilt zu werden, scheint diese Option heutzutage nicht machbar. Ironischerweise scheinen die Probleme der Bank schmutzigen Markttricks und Tradern zugrunde zu liegen, die JPMorgan mit der Übernahme von Bear Stearns erwarb. Außerdem hat sich JPMorgan bereits gegenüber hohen Gold- und Silberpreisen immunisiert, indem es in den letzten 9 Jahren physisches Metall angesammelt hat. Und es ist schwer zu sehen, wie ihm dies zum Vorteil gereichen sollte, einen großen Gold- und Silber-Short aus Schwierigkeiten zu retten.

Das soll jedoch nicht heißen, dass die 7 Big Shorts nicht irgendeine Art von Selloff manipulieren können. Sie müssen als ebenso gefährlich angesehen werden, wie ein wildes Tier, das in die Enge getrieben wurde. Jahrzehntelang haben die Big Short letztlich obsiegt - ein Rekord, der angemessen dokumentiert wurde (mit der Ausnahme von Bear Stearns). Tatsächlich ist der fast einzige plausible Grund, einen weiteren dramatischen Selloff zu erwarten - neben der Verzweiflung der Big Shorts - die Tatsache, dass sie bisher nicht gescheitert sind und darauf zurückgreifen werden, Shorts aufgrund höherer Preise zurückzukaufen.

Und ich bleibe weiterhin unbeeindruckt von der relativen Schwäche des Silbers gegenüber Gold. Ich schreibe es der einfachen Tatsache zu, dass Silber weiterhin der am stärksten manipulierteste Markt der Welt ist, wie durch die konzentrierten Short-Positionen bewiesen, die bezüglich der tatsächlichen weltweiten Produktion größer sind als bei jedem anderen Rohstoff.

Die Tatsache, dass die 7 Big Shorts mehr Schaden bezüglich Gold zu verzeichnen hatten als bei Silber, ist Anlass zur Freude und nicht Bestürzung. Meine Prämisse basiert auf dem Argument, dass jeder, der idiotisch genug ist, einer massiven Menge Goldderivaten gegenüber Short positioniert zu sein, wahrscheinlich genauso idiotisch ist, massiv Short-Silber zu sein. Das macht es sehr wahrscheinlich, dass sich die 7 Big Shorts überlappen, wenn es um Short-Positionen von Gold und Silber geht. Falls und wenn die Big Short gegenüber Gold kapitulieren, dann werden sie wahrscheinlich auch nicht an Silber dranbleiben.

Somit scheinen die Bedingungen heute sicherlich anders als zu den Preishochs von 2008 und 2011. Gold liegt 65% höher als sein Preishoch 2008 und weniger als 15% niedriger als sein Rekordhoch 2011. Im Gegensatz dazu ist Silber mehr als 10% niedriger als seine Hochs von 2008 und unglaubliche 65% niedriger als seine Hochs von 2011. Doch nicht nur der Preisvergleich erregt meine Aufmerksamkeit.

Ehrlich gesagt, werde ich das Gefühl nicht los, dass es nicht allzu lange dauern könnte, bis die Big Shorts damit beginnen, das Handtuch zu werfen, in Panik verfallen und versuchen, ihre Position nach oben hin zu decken. Sollte dies der Fall sein, dann würde sich die Welt der Edelmetalle radikal verändern; egal wie lange sie schon so ist, wie sie ist. Der Operationsmechanismus des Marktes wird auf den Kopf gestellt werden, sollten die Big Shorts willkürlich Shorts aufgrund höherer Preise zurückkaufen, anstatt geduldig darauf zu warten, Selloffs zu planen, die ihre Positionen decken.

Tatsächlich habe ich Probleme damit, Silber nicht als ultimativen asymmetrischen Handel zu sehen. Das bedeutet, dass das mögliche Aufwärtspotential für Silber - basierend auf dem, was die 7 Big Shorts tun könnten - vollständig disproportional zum Abwärtspotenzial ist. Das ist natürlich eine subjektive Annahme, doch ich würde das Abwärtspotenzial für Silber als etwas weniger als 10% definieren, vielleicht nicht mehr als 2 Dollar unter dem aktuellen Preisniveau.

Ich erwarte nicht, dass Silber so stark einbrechen wird, doch wenn die Big Shorts ihre manipulative Magie anwenden, dann könnte ein derartiger Rückgang durchaus möglich sein. Solch eine Abnahme würde Silber deutlich unter seine 50-tägigen und 200-tägigen gleitenden Durchschnitte bringen und die Preise zurück auf Niveaus schicken, die wir seit dem letzten Sommer nicht mehr beobachten konnten.

Bitte erinnern Sie sich daran, dass das echte Geldproblem der Big Shorts Gold ist. Und damit sie aus dem tiefen Finanzloch klettern können, ist es notwendig, dass der Goldpreis zerschmettert wird, da eine Zerschmetterung des Silberpreises alleine nicht viel bringen würde. Bei Gold bräuchte es einen Selloff von etwa 250 Dollar, um die 50-tägigen und 200-tägigen gleitenden Durchschnitte zu erreichen und die Preise zurück auf die Niveaus vom letzten Sommer zu bringen.

Ich erwarte nicht, dass ein solcher Selloff auftreten wird, sondern erläutere schlicht das Preisumfeld, sollte ein typischer Cleanout stattfinden. Tatsächlich wette ich sogar auf einen derartigen Rückgang. Doch wenn Selloffs dieser Größenordnung auftreten, dann wird Silber zur Kaufgelegenheit Ihres Lebens werden.

Mein Punkt ist folgender: Ich kann nicht präzise oder akkurat sagen, ob die Big Shorts erneut Erfolg dabei haben werden, Gold- und Silberpreis niedrig genug zu manipulieren, um eine ausreichende Zahl des (größtenteils) Managed Money dazu zu veranlassen, ihre Long-Positionen zu verkaufen und Short-Positionen einzunehmen oder ob sie daran scheitern werden. Also lassen Sie es mich als 50-50-Chance beschreiben.

Es gibt jedoch keinen Vergleich zwischen den wahrscheinlichen Preisreaktionen, sollten die Big Shorts Erfolg haben oder scheitern. Vollständiger Erfolg der Shorts deutet auf Abwärtsziele, die ich oben beschrieben habe, während ein Scheitern auf eine Aufwärtspreisbewegung hindeutet, die alles übersteigen wird, was wir je erlebt haben.

Bei Silber sollte ein Scheitern der Big Shorts zu einer Aufwärtsbewegung des Dollar für mehr als einen Tag führen. 2 Dollar nach unten, 50 Dollar oder 100 Dollar nach oben. Wenn es ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis gibt, dann habe ich noch nicht davon gehört.


© Theodore Butler
www.butlerresearch.com



(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.)
Der exklusiv für GoldSeiten.de übersetzte Artikel wurde am 27.02.2020 auf der Webseite www.gold-eagle.com veröffentlicht.



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