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Die Zäsur des 15. August 1971

14.08.2021  |  Peter Boehringer
Vor 50 Jahren wurde nicht nur "das Goldfenster geschlossen"

15. August 1971, Washington D.C.: Vor exakt 50 Jahren beendete US-Präsident Nixon per einseitigem Dekret und Fernseh-Ansprache die fixe Einlösbarkeit des Dollars gegen die wahre Leitwährung der Welt, nämlich Gold.

Er sagte "vorübergehend" / "temporarily" - aber gemeint war "endgültig" - also bis heute nun schon 50 Jahre - Ende unabsehbar. Seit 1971 haben volle drei Generationen an Wirtschaftswissenschaftlern, Bankern und normalen Menschen die bis 1971 über Jahrhunderte selbstverständliche Geldwelt mit einem realen Währungsanker nicht mehr selbst kennengelernt. Das Schließen des Goldfensters war das faktische Ende des Bretton-Woods-Systems - und es war der Moment, an dem das internationale Geldsystem endgültig und erstmals in der Geschichte weltweit deckungslos aus den Gold- und Silber-Fugen geriet. 35 Dollar je Gold-Unze war der damalige Kurs. Heute sind es 1800 Dollar je Unze. Das entspricht einem Wertverlust des Dollars von über 98%.

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Doch nicht allein diese nominale Entwertung des Dollars ist das Problem. Mit dem Schließen des Goldfensters wurde eine Bewegung in Gang gesetzt, die nach und nach die Strukturen der damals noch vergleichsweise marktwirtschaftlich organisierten Wirtschaft erodieren ließ. Mit der Inflationierung des Dollars und dem Gelddrucken aus dem Nichts kamen die Blasen an den Aktienmärkten, der Aufstieg des Investmentbankings, schließlich die Abwicklung der Deutschland AG.

Weiterhin die Explosion der Notenbankbilanzen und damit der Staats- und Unternehmensschulden, die immer weiter aufgehende Schere zwischen Arm und Reich, die Zurückdrängung des Mittelstands. Schließlich die fortlaufende Ausweitung des Staatssektors, die Abschaffung des Zinses durch die Notenbanken, die Enteignung der Sparer, die Zurückdrängung des Bargelds, immer weitergehende Überwachung, Altersarmut, die große Verunsicherung der Menschen hinsichtlich einer stabilen Altersvorsorge und natürlich wiederkehrende Finanzkrisen. All das sind Konsequenzen des Fiat-Money-Systems, welches ursprünglich 1914 ins Leben gerufen und 1971 durch Nixon vollendet wurde.

Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass Nixon am 15. August 1971 seine Aktionen gegen Gold ausgerechnet damit begründete, er wolle "die Spekulation" bekämpfen. Die Wahrheit ist, dass Nixon am 15. August 1971 schlichtweg dem Offenbarungseid eines leeren Staatsgold-Tresors zuvorkam, indem er "das Goldfenster schloss", wie es noch heute euphemistisch heißt!

Tatsächlich war die einseitige Aufkündigung von Bretton Woods und damit des 1944 der Welt gegebenen Versprechens zur Goldeinlösung aller Dollarguthaben heute vor fünfzig Jahren eine der bedeutendsten Zäsuren in der Wirtschaftsgeschichte. Wir leben seitdem alle ungewollt und bis auf Weiteres unumkehrbar in einem riesigen Papiergeldexperiment, in dem das (Geld)vermögen der Welt aus nichts als Schulden besteht, die niemals zurückgezahlt werden können.

Kaum eine gesellschaftliche Fehlentwicklung des 20. und 21. Jahrhunderts kann NICHT mit diesem Papiergeldexperiment in Verbindung gebracht werden. Kein Krieg seit 1914 hätte ohne das ungedeckte Machtgeld in der brutalen Intensität des "modernen" 20. Jahrhunderts geführt werden können. Die zwar allmähliche aber doch zielstrebige Entwicklung von freiem Waren(gedeckten) Geld bis 1914 hin zu völlig ungedecktem und per staatlichem Zwang dekretierten Monopol-Schuldgeld dann ab dem 15. August 1971 war die Ursache der meisten gesellschaftlichen Katastrophen der "modernen" Neuzeit.

Dennoch wird es am 15. August 2021, also 50 Jahre danach, keine Gedenk-Veranstaltungen geben. Es wird keine Demonstrationen "In memoriam Gutes Geld" geben, obwohl in Zeiten von "Next Generation EU" und des damit verbundenen finalen Staatsputsches gegen das deutsche Volk bzw. gegen die eigentlich verfassungsrechtlich unabdingbare Haushaltssouveränität des Deutschen Bundestags genau dies angebracht wäre.

Zu gering ist immer noch die öffentliche Sensibilität für das Thema, zu stark der Politik-Presse-Propaganda-Komplex, der das Thema vollständig ignoriert oder die Debatte ablenkend auf Nebenkriegsschauplätze wie "Vollgeld", "Modern monetary theory", "Freigeld", "Trennbankensystem" oder gar Kryptowährungen verlagert. Die Universitäten tun ihr Übriges, indem sie das Thema Inflation(spotenzial) fast völlig totschweigen, aus ihren Modellen verbannen und in Einführungslehrbüchern bagatellisieren.

Die Österreichische Wirtschaftstheorie ist die einzige ökonomische Schule, die seit jeher vor den Gefahren der Inflation und allen mit ihr verbundenen Fehlentwicklungen warnt, doch an kaum einer Universität wird sie gelehrt.

Darum wird der Verbannungsakt durch Nixon damals wie heute von den wenigsten Menschen als das erkannt, was er war: der größte Vertragsbruch der Geschichte und die Bankrotterklärung der USA. Aufgrund überzogener Sozialprogramme wie auch aufgrund des Vietnam-Kriegs hatten die USA in den 1960ern erhebliche Zahlungsbilanzdefizite gegenüber dem Rest der Welt aufgebaut. Schon seit den 1950ern waren die riesigen Goldbestände der Siegernation des Zweiten Weltkriegs USA von über 20.000 Tonnen zügig abgeschmolzen.


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