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Die Sanktionen reißen die globale Wirtschaft auseinander

16.04.2022  |  Prof. Dr. Eberhard Hamer
Der ukainische Präsident Selenski forderte von den Westverbündeten, dass die gegen Russland erlassenen Sanktionen verschärft und "mindestens 15 Jahre aufrechterhalten werden müssten". Die US-Sanktionen gegen den Iran dauern schon länger, auch gegen Venezuela u.a.

Die von den USA und ihren europäischen Satelliten verhängten Sanktionen gegen Russland sind nicht nur Import- und Exportstopp, sondern auch Ausschluss aus dem Zahlungssystem (SWIFT) und Beschlagnahme und Einzug nicht nur des russischen Staatsvermögens überall in der Welt, sondern auch des Vermögens russischer Privatleute - in gleicher Weise, wie England und die USA im letzten Weltkrieg alles deutsche Vermögen beschlagnahmt haben.

Sieht man dazu die Rüstungslieferungen von Waffen aus den NATO-Staaten in die Ukraine und die Milliardenzahlungen für die Aufrüstung und die Kriegsführung der Ukraine und hört man jeden Tag die übliche einseitige Kriegsberichterstattung - mehr Kriegspropaganda - unserer Medien, weiß man, dass zwar militärisch ein nationaler, wirtschaftlich aber längst wieder ein Weltkrieg begonnen hat. Durch die Sanktionen, Militärhilfe für die Ukraine und die Beschlagnahmung des russischen Vermögens sind die USA und ihre NATO-Verbündeten längst Kriegspartei geworden, obwohl sie dies immer bestreiten. Der härteste bisher jemals ausgebrochene Wirtschaftskrieg ist nur wenig von direktem militärischem Einsatz entfernt.

Russland versorgte bisher die Welt mit fast einem Viertel der wichtigen Rohstoffe:

Palladium 44%, Diamanten 28%, Gas 17%, Platin 14%, Öl 12%, Gold 10%, Nickel 6%, Aluminium 6%.

Für Europa wirkt besonders die Energieabhängigkeit von Russland von fast 50%.

Wenn nun diese Rohstoffimporte der Welt plötzlich nicht mehr zur Verfügung stehen - abgeblockt werden -, wird dies kurzfristig drastische und langfristig wirksame Veränderungen der Wirtschaftsbeziehungen, der Produktionsbedingungen und der Versorgung der Welt bedeuten. Das geht von Preissteigerungen über Rohstoffknappheit, Produktionsveränderungen bis hin zu Mangelsituationen, wird jedenfalls angesichts der Rohstoffbedeutung Russlands weltweite Auswirkungen haben und auch die Sanktionsverhänger selbst treffen.

Die Sanktionen gegen Russland waren auch ein Stoppschild gegen die Globalisierung. Bisher konnte man sich darauf verlassen, dass im weltweiten Wettbewerb am billigsten Standort produziert werden konnte und diese Produktion weltweit überall zur Verfügung stand. Die US-Sanktionen reißen die globalisierte Welt auseinander in zwei Blöcke: Die USA und ihre NATO-Satelliten einerseits und die Russland-China-Gruppe andererseits.

Ein nicht mehr mit dem Westen handelnder russischer Raum muss sich zwangsläufig nach China orientieren, wird seine Rohstoffe China zur Verfügung stellen und dadurch den Hauptkonkurrenten der USA stärken, was die USA immer verhindern wollten. Wenn nach amerikanischer Voraussage der nächste Weltkrieg im Pazifik tobt, hätten es die USA nicht mehr nur mit China allein zu tun, sondern hätte China, ebenso wie die USA die NATO, ebenfalls mächtige Verbündete. Russland also in die Arme von China zu treiben, könnte langfristig für die USA selbst schädlich werden.

Schon jetzt aber beginnt sich durch die Finanzsanktionen der USA - Rauswurf Russlands aus dem SWIFT-System - auch im Weltwährungssystem eine Teilung zu vollziehen. China und Russland haben als Gegenrechnungsabkommen ein eigenes Zahlungssystem CIPS gegründet, welches in Yuan abrechnet und bereits von mehr als 20 Zentralbanken der Welt mit optiert worden ist.

Wenn Russland nur noch über CIPS und China immer mehr über CIPS und dadurch immer mehr in Yuan abrechnen, ist die Weltgeltung des Dollars (70%) auf dem Rückzug, dürfte angesichts der Wirtschaftsstärke der Chinesen das goldgedeckte CIPS-Verrechnungssystem immer bedeutender werden und sich das Fiat-Money-System SWIFT von der Vorsanktionsbedeutung vielleicht nie mehr erholen.

Immerhin stehen hinter dem CIPS-Verrechnungssystem die beiden größten Goldbestände der Welt. Wenn man davon ausgeht, dass die USA ihre 8.000 Tonnen "Buchgold" nicht mehr real vorhanden haben ¹, ist also das CIPS-System das einzige goldgedeckte Verrechnungssystem, während SWIFT auf künstlich von der FED geschaffenen und maßlos vermehrten Buchwerten - also ohne Substanzwert - beruht.

Historisch ist die Welt immer zur sichereren Währung gewechselt und wird dies nach dem erzwungenen Sanktionenauftakt auch jetzt zunehmend tun. Wenn aber der Dollar in der Welt sein Vertrauen verliert und zurückgewiesen wird, weil die Staaten lieber ein goldgedecktes sichereres Zahlungssystem als eine Fiat-Luftwährung suchen, wird auch das Dollarimperium zusammenbrechen, welches darauf beruhte, dass nur die USA unbegrenzt Zahlungsmittel schaffen, damit Wirtschafts- und Militärmacht finanzieren und die Welt beherrschen konnten. Der Rauswurf Russlands aus dem SWIFT-Abkommen könnte also zum Selbstmord des Dollarimperiums werden.

Den gleichen Irrtum begehen die Amerikaner auch durch den Ölboykott Russlands. Bisher hatten die amerikanischen Ölfirmen mit den Arabern ein von Russland geduldetes Ölmonopol und einen ebenso von ihnen mit Duldung Russlands beherrschten Gasmarkt. Ein plötzlicher oder mittelfristiger Ausschluss des russischen Öls und Gases hat – wie erwartet- schon jetzt zur Verdopplung der Energiepreise geführt und wird diese Preise weiter steigen lassen, was die ganze Welt in Mehrkosten und Wohlstandsverlust treibt.

Auf Dauer wird sich aber die Welt und werden sich auch die europäischen US-Kolonien nicht vorschreiben lassen, dass sie mehr als doppelt so teure amerikanische Energie kaufen sollen, während auf dem Weltmarkt ein Viertel der Produktionskapazität durch russisches Öl und Gas den US-Kampfpreis unterbietet und Gazprom sogar mit Dauerbilliglieferungen von Gas und Öl nach Europa trotz Krieges liefertreu blieb.

Bricht aber das von den USA verlangte Sanktionssystem gegen Russland mit Hochpreisen für Öl und Gas in Europa zusammen, ist das schmutzige Frackinggas aus den USA wieder nicht mehr absetzbar, brechen dort die Förderunternehmen zusammen und die in diesem Fördersystem mit vielen Milliarden Dollar engagierten US-Banken.

Die USA haben durch die Sanktionen bewiesen, dass Wirtschaftsbeziehungen wie die Versorgung aus Russland plötzlich gekappt werden können, also unsicher sind. Die Zukunftsforschung ² geht deshalb schon jetzt davon aus, dass die langfristige Versorgung der europäischen Industrie und Wirtschaft mit Rohstoffen immer weniger aus West, sondern nur aus Ost - aus Russland - gesichert werden kann, dass deswegen wirtschaftliche Kooperation mit Russland eine Überlebensstrategie für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft und Industrie sei.

Wenn diese Ostalternative bei schwindender Westalternative verschlossen bliebe, würde dies zu drastischem Wettbewerbsverlust, zu Exportverlusten und zu Wohlstandseinbrüchen in Europa führen. Die Öffnung nach Osten ist also für Europa langfristig ein Überlebensproblem und wird umso schwieriger, je stärker inzwischen Russland auf China umgepolt ist und seine verfügbaren Rohstoffe dorthin gebunden hat.

Eins aber wird langfristig bleiben: Der von der NATO-Presse geschürte Hass gegen Russland ist inzwischen bereits so groß, dass russische Künstler, Wissenschaftler und Wirtschaftler und sogar Menschen mit russlandfreundlichen Äußerungen entlassen, boykottiert und verfolgt werden (Schröder). Solcher Hass bleibt lange, wie gerade wir Deutschen wissen, die immer noch kollektiv unter vor 80 Jahren erzeugtem Welthass gegen Hitler und Deutschland in der Welt zu büßen haben.

Nicht nur Putin, sondern auch die NATO-Staaten haben somit die Welt verändert, geteilt, reduziert und nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geistig blockiert.

Die Zeit vor dem Ukraine-Krieg kommt nicht so bald zurück.


© Prof. Dr. Eberhard Hamer
Mittelstandsinstitut Niedersachsen e.V.


¹ Darunter auch das Gold der Bundesrepublik von ca. 1.200 Tonnen. Da selbst Abgeordnete dieses Gold weder sehen noch nachzählen durften, geht man davon aus, dass die FED dieses Fremdvermögen längst verpfändet oder verkauft hat - einschließlich unseres deutschen Goldes.
² Vgl. Mittelstandsinstitut Niedersachsen "Visionen 2050", Hannover 2016



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