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Steht Platin vor einer Neubewertung?

16.10.2007  |  Thorsten Proettel
Markt

Der Preis für Platin entwickelte sich im vergangenen Quartal sehr erfreulich. Zwar gab das weiße Edelmetall ebenso wie Gold und Silber im August etwas nach. Per Saldo stieg der Wert einer Feinunze Platin (31,1 Gr.) jedoch von 1.270 USD um gut 100 USD und erreichte damit unsere Prognose per Ende September (1.370 USD) fast punktgenau.


Südafrika größtes Förderland

In diesem Jahr dürfte sich das Angebot an den Platinmärkten weltweit auf knapp 250 t belaufen. Der größte Teil hiervon stammt aus der Minenförderung, wobei Südafrika mit 80% die Liste der Ursprungsländer mit Abstand anführt. Auf den weiteren Plätzen folgen Russland, Kanada, Simbabwe und die USA. In der Vergangenheit stieg die Primärproduktion um rund 4,5% jährlich, doch dieser Trend könnte 2007 zumindest unterbrochen werden. Das Minenunternehmen Anglo American erwartet beispielsweise einen Rückgang der eigenen Förderung um etwa 8% wodurch sich das Angebot um 7 t verknappen wird. Die zweite große Platinquelle ist das Recycling mit einem Umfang von etwa 29 t in diesem Jahr.

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Fahrzeugindustrie größte Abnehmergruppe

Mehr als die Hälfte der Platinnachfrage entfällt auf die Fahrzeugindustrie, die das weiße Edelmetall zur Herstellung von Katalysatoren verwendet. In den vergangenen zehn Jahren verdoppelte die Kfz-Branche ihren Bedarf und entwickelte sich so zu einem Preistreiber wider Willen. Die zweitgrößte Abnehmergruppe ist mit knapp 20% die Schmuckindustrie, der verschiedene Industriebranchen als weitere Nachfrager folgen. Platinkäufe zu Anlagezwecken bewegen sich weiterhin auf vergleichsweise niedrigem Niveau und die in diesem Jahr eingeführten Platin-ETFs haben daran bislang nicht viel geändert. So liegen in den Tresoren der Züricher Kantonalbank derzeit knapp 2 t. ETF Securties hat seit April ungefähr 800 kg Platin erworben.

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Bedarf für Katalysatoren wird mittelfristig sinken

Nachdem die Fahrzeughersteller Nissan und Renault bereits im Juli die Entwicklung einer neuen Katalysatorengeneration bekannt gegeben haben, folgte nun auch Mazda. Der japanische Autobauer will mit seiner neuen Technologie den Edelmetalleinsatz um 70-90% senken, um Kosten einzusparen. Generell würde der Platinmarkt eine Nachfragereduktion bei einzelnen Fahrzeugproduzenten zwar durchaus verkraften. Wenn aber die gesamte Branche ihren Bedarf absenken kann, dann gehtdie Gesamtnachfrage auf dem Platinmarkt wegen des hohen Anteils der Fahrzeugindustrie spürbar zurück und ein Überangebot wäre die Folge. Da der weltweit drittgrößte Autobauer Ford über 33,7% der Mazda-Aktien verfügt, ist damit zu rechnen, dass auf absehbare Zeit auch in den USA Fahrzeuge mit neuen Katalysatoren vom Band rollen werden. Zudem dürften schon bald weitere Hersteller technologisch zu Nissan und Renault aufschließen, wie das Beispiel Mazda zeigt.


"Platin-Story" nachhaltig beschädigt

Ein abrupter Einbruch der Platinnachfrage ist allerdings unwahrscheinlich. Nissan kündigte die Einführung der neuen Geräte erst für 2008 an und auch bei den anderen Herstellern werden Veränderungen nur schrittweise in Zusammenhang mit Modellwechseln erfolgen. Aber selbst eine steigende Schmuck- oder Investitionsnachfrage dürfte nicht in der Lage sein, den langfristig schwindenden Bedarf der Kfz-Industrie auszugleichen. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass das Interesse der Anleger in Zukunft zurückgehen wird, da Platin von seinem Glanz als knapper Rohstoff beim Bau von umweltfreundlicheren Fahrzeugen einbüßen wird.

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Fazit

Kurzfristig ist noch nicht mit wesentlichen Änderungen bei der Nachfragestruktur auf dem Platinmarkt zu rechnen. Langfristig ist dagegen ein Sinken des hohen Anteils der Fahrzeugbranche als Abnehmer absehbar und eine Situation mit Angebotsüberschuss auf dem lange Zeit wachsenden Markt wahrscheinlich. Die Veröffentlichungen von Nissan Ende Juli haben zu einem Preisrutsch bei Platin geführt. Die jüngste Erholung würden wir jetzt zum Abbau von Positionen nutzen. Unsere neue 3-Monats-Prognose in Höhe von 1.300 USD je Feinunze spiegelt die negativen Perspektiven für das weiße Metall wider. Auf Sicht von 12 Monaten halten wir sogar einen Preisrutsch auf 1.200 USD für wahrscheinlich.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart





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