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Rohöl im Bann der 100-Dollar-Marke

08.01.2008  |  Eugen Weinberg
Nach dem Erreichen der symbolischen 100-Dollar-Marke sprechen die Markttechnik und das steigende Interesse der Anleger für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends. Wir sehen die Hausse jedoch nicht fundamental untermauert und rechnen aufgrund der konjunkturellen Eintrübung in Kürze mit einer deutlichen Korrektur am Rohölmarkt.

Mit dem Erreichen der psychologisch wichtigen Marke von 100 Dollar für ein Fass amerikanisches Leichtöl der Sorte WTI hatte Rohöl einen fulminanten Start ins neue Jahr. Kurzfristig sind die Voraussetzungen für eine Fortsetzung der Hausse gut, denn das Anlegerinteresse von institutionellen und privaten Investoren ist hoch. Das Kaufinteresse der Spekulanten, das sich in den letzten Wochen etwas abgeschwächt hatte, hat sich erneut verstärkt. Auch für passiv orientierte Anlegergruppen, die häufig zu Jahresbeginn wichtige Allokationsentscheidungen umsetzen, ist durch den fallenden Verlauf der Terminmarktkurve und den damit verbundenen zusätzlichen Chancen auf Rollgewinne eine Anlage in Rohöl interessant. Nicht zuletzt unterstützt die Markttechnik im Falle eines nachhaltigen Überschreitens der 100-Dollar-Marke eine Fortsetzung des Höhenflugs.

Wir sind jedoch überzeugt, dass die aktuelle Aufwärtsbewegung nur von kurzer Dauer sein wird, denn fundamental ist sie schwer zu begründen. Als Auslöser für die jüngste Verteuerung des schwarzen Goldes werden geopolitische Spannungen, gefallene Lagerbestände in den USA sowie der schwache Dollar genannt. Während die Unruhen in Nigeria und Algerien insofern von Relevanz sind, weil die beiden afrikanischen OPEC Staaten mit Exporten in Höhe von jeweils rund 2 Mio Barrel pro Tag auf Platz 8 und 9 der wichtigsten erdölexportierenden Ländern der Welt stehen, läßt sich der Rückgang der Lagerbestände relativieren: Die Rohölvorräte in den USA liegen noch immer nur leicht unter dem Fünf-Jahresdurchschnitt liegen.

Last, but not least wird auf den schwachen Dollar verwiesen. Die Abwertung des Dollar signalisiert aber zugleich die höheren konjunkturellen Risiken in den USA. Der deutliche Rückgang des ISM-Index unter die Expansionsmarke von 50 sowie der Anstieg der Arbeitslosenquote signalisieren eine spürbare Eintrübung des konjunkturellen Umfeldes in der größten Ölverbrauchsnation der Welt. Immerhin entfällt fast ein Viertel der weltweiten Ölnachfrage auf die Vereinigten Staaten. Und hier läßt sich durchaus ein Zusammenhang zwischen der Ölnachfrage und der wirtschaftlichen Entwicklung sehen (siehe Graphik). Immerhin fast die Hälfte der Schwankungen der Ölnachfrage lassen sich allein durch die Veränderugen des wirtschaftlichen Wachstums erklären (Korrelation: 68%). Doch nicht nur die Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivitäten, auch die deutliche Verteuerng des schwarzen Goldes bremst die Ölnachfrage. Gleichzeitig zeichnet sich auf der Angebotsseite eine Entspannung ab: vor allem die Staaten außerhalb der OPEC konnten zuletzt nach dem enttäuschenden dritten Quartal positiv überraschen. Im November lag die Produktion gemäß Schätzungen der IEA mit knapp 50,5 Mio Barrel pro Tag 1,2 Mio Fass über dem Wert im September und damit immerhin 0,8 Mio über dem Durchschnitt des letzten Quartals.

Alles in allem erwarten wir deshalb nach wie vor in den kommenden Wochen einen deutlichen Rückgang der Ölpreise. Wir haben allerdings den Verlauf unserer Prognose den jüngsten Entwicklungen angepasst. Wir rechnen nun im Frühjahr mit einem Preis von knapp 80 Dollar für ein Fass Brentöl (bisher: 70 Dollar).

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