Commodity Research-Fokus: Gold
09.01.2008 | Thorsten Proettel
Markt
Nach dem letzten Höchststand im November 2007 drückten Gewinnmitnahmen den Goldpreis kurzfristig unter die Marke von 780 USD je Feinunze. Diese Konsolidierungsphase wurde am Jahresende von einem zügigen Anstieg abgelöst. Der Goldpreis überschritt dabei sein bisheriges Allzeithoch in Höhe von 850 USD vom Januar 1980.
Anleger beflügeln Gold-Rallye
Während sich noch vor ein paar Wochen die Konjunkturperspektiven wieder aufzuhellen schienen, deuten viele Anzeichen momentan eher eine Verschlechterung an. Beispielsweise ist die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe der USA gemäß ISM-Einkaufsmanagerindex auf den schlechtesten Wert seit April 2003 gefallen. Es stellt sich zwar die Frage, wie stark eine konjunkturelle Abschwächung die Werte von Aktienanlagen und Anleihen in den USA aber auch weltweit beeinflussen wird. Viele Anleger scheinen sich ihre Meinung hierzu jedoch schon gemacht zu haben und schichten Vermögenswerte um. Dies belegen insbesondere die Käufe des weltgrößten ETF-Anbieters StreetTracks in Höhe von mehr als 40 Tonnen Gold seit Anfang Dezember.
Notenbanken liegen im Zeitplan
Die robuste Verfassung des Goldmarktes zeigte sich schon in der vorletzten Dezemberwoche, als drei Notenbanken des Eurosystems zusammen knapp 46 Tonnen und damit ungefähr das Fünffache des durchschnittlichen Wochenpensums zum Verkauf anboten. In den nächsten Wochen sind weitere hohe Goldverkäufe wahrscheinlich, da die Währungshüter bereits in der Vergangenheit Preisspitzen für Abgaben genutzt haben. Der Druck dürfte dabei jedoch nicht zu groß werden. Das Goldabkommen begrenzt die Verkäufe der Teilnehmerstaaten auf 500 Tonnen pro Laufzeitjahr, und etwa ein Viertel hiervon wurde bereits im letzten Quartal ausgeschöpft.
Schmucknachfrage dürfte abnehmen
Trotz des starken Anlegerinteresses bleibt die Schmuckindustrie mit einem Anteil von ungefähr zwei Dritteln der größte Abnehmer des Goldangebots und damit ein entscheidender Faktor bei der Preisfindung. Ihre Käufe entwickelten sich 2007 in einzelnen Ländern recht unterschiedlich. So verzeichneten die großen Abnehmerländer des Nahen Ostens hohe Zuwächse. In den Vereinigten Arabischen Emirate stiegen die Goldkäufe um 12 %, in Saudi Arabien um 17 % und in Ägypten sowie der Türkei um etwa 20 %. Über das bedeutendste Schmuckland Indien liegen noch keine Zahlen vor. Die Nachfrage dürfte aber insbesondere im vierten Quartal 2007 deutlich eingebrochen sein, da der Preis für 10 Gramm Gold die als Schmerzgrenze empfundene Schallmauer von 10.000 Rupien deutlich überschritten hat.
Erstes Quartal statistisch unterdurchschnittlich
Wichtige hinduistische Feiertage, die die Goldnachfrage ankurbeln können, stehen erst wieder in der zweiten Jahreshälfte an. Auch die Nachfrage der Juweliere in der westlichen Welt dürfte sich wegen des gerade ausgelaufenen Weihnachtsgeschäfts in den nächsten Monaten eher abkühlen. So verwundert es wenig, dass die ersten Monate des Jahres aus statistischer Sicht in den vergangenen Jahren nicht für eine überdurchschnittliche Entwicklung stehen.
Gold bleibt Rettungsring in stürmischem Umfeld
Dennoch ist eine Trendumkehr beim Goldpreis bislang nicht in Sicht. Kurzfristige Rückgänge etwa durch Gewinnmitnahmen sind zwar jederzeit möglich. Viele Investoren haben derzeit aber noch Nachholbedarf bei ihrer Goldquote und warten auf günstige Einstiegsmöglichkeiten, so dass das Potenzial nach unten begrenzt bleibt. Dafür sprechen die Inflationsgefahren sowohl in den USA wie auch in Europa und sogar in China. In dem aktuell schwierigen konjunkturellen Umfeld sind Leitzinssenkungen durch die Notenbanken trotz anhaltenden Inflationsgefahren wahrscheinlicher als Erhöhungen. Damit wird aber ein Stagflationsszenario wahrscheinlicher, bei dem Gold anderen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen deutlich überlegen sein sollte. So lange sich der Sturm an den internationalen Kapitalmärkten nicht gelegt hat und auch kein Land in Form von besseren Konjunkturaussichten in Sicht kommt, werden die Anleger den Rettungsring Gold nicht aus der Hand geben und so für weiter steigende Preise sorgen. Vor diesem Hintergrund ist ein Anstieg des Goldpreises auf 1.000 USD bis Jahresende wahrscheinlich.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
Nach dem letzten Höchststand im November 2007 drückten Gewinnmitnahmen den Goldpreis kurzfristig unter die Marke von 780 USD je Feinunze. Diese Konsolidierungsphase wurde am Jahresende von einem zügigen Anstieg abgelöst. Der Goldpreis überschritt dabei sein bisheriges Allzeithoch in Höhe von 850 USD vom Januar 1980.
Anleger beflügeln Gold-Rallye
Während sich noch vor ein paar Wochen die Konjunkturperspektiven wieder aufzuhellen schienen, deuten viele Anzeichen momentan eher eine Verschlechterung an. Beispielsweise ist die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe der USA gemäß ISM-Einkaufsmanagerindex auf den schlechtesten Wert seit April 2003 gefallen. Es stellt sich zwar die Frage, wie stark eine konjunkturelle Abschwächung die Werte von Aktienanlagen und Anleihen in den USA aber auch weltweit beeinflussen wird. Viele Anleger scheinen sich ihre Meinung hierzu jedoch schon gemacht zu haben und schichten Vermögenswerte um. Dies belegen insbesondere die Käufe des weltgrößten ETF-Anbieters StreetTracks in Höhe von mehr als 40 Tonnen Gold seit Anfang Dezember.
Notenbanken liegen im Zeitplan
Die robuste Verfassung des Goldmarktes zeigte sich schon in der vorletzten Dezemberwoche, als drei Notenbanken des Eurosystems zusammen knapp 46 Tonnen und damit ungefähr das Fünffache des durchschnittlichen Wochenpensums zum Verkauf anboten. In den nächsten Wochen sind weitere hohe Goldverkäufe wahrscheinlich, da die Währungshüter bereits in der Vergangenheit Preisspitzen für Abgaben genutzt haben. Der Druck dürfte dabei jedoch nicht zu groß werden. Das Goldabkommen begrenzt die Verkäufe der Teilnehmerstaaten auf 500 Tonnen pro Laufzeitjahr, und etwa ein Viertel hiervon wurde bereits im letzten Quartal ausgeschöpft.
Schmucknachfrage dürfte abnehmen
Trotz des starken Anlegerinteresses bleibt die Schmuckindustrie mit einem Anteil von ungefähr zwei Dritteln der größte Abnehmer des Goldangebots und damit ein entscheidender Faktor bei der Preisfindung. Ihre Käufe entwickelten sich 2007 in einzelnen Ländern recht unterschiedlich. So verzeichneten die großen Abnehmerländer des Nahen Ostens hohe Zuwächse. In den Vereinigten Arabischen Emirate stiegen die Goldkäufe um 12 %, in Saudi Arabien um 17 % und in Ägypten sowie der Türkei um etwa 20 %. Über das bedeutendste Schmuckland Indien liegen noch keine Zahlen vor. Die Nachfrage dürfte aber insbesondere im vierten Quartal 2007 deutlich eingebrochen sein, da der Preis für 10 Gramm Gold die als Schmerzgrenze empfundene Schallmauer von 10.000 Rupien deutlich überschritten hat.
Erstes Quartal statistisch unterdurchschnittlich
Wichtige hinduistische Feiertage, die die Goldnachfrage ankurbeln können, stehen erst wieder in der zweiten Jahreshälfte an. Auch die Nachfrage der Juweliere in der westlichen Welt dürfte sich wegen des gerade ausgelaufenen Weihnachtsgeschäfts in den nächsten Monaten eher abkühlen. So verwundert es wenig, dass die ersten Monate des Jahres aus statistischer Sicht in den vergangenen Jahren nicht für eine überdurchschnittliche Entwicklung stehen.
Gold bleibt Rettungsring in stürmischem Umfeld
Dennoch ist eine Trendumkehr beim Goldpreis bislang nicht in Sicht. Kurzfristige Rückgänge etwa durch Gewinnmitnahmen sind zwar jederzeit möglich. Viele Investoren haben derzeit aber noch Nachholbedarf bei ihrer Goldquote und warten auf günstige Einstiegsmöglichkeiten, so dass das Potenzial nach unten begrenzt bleibt. Dafür sprechen die Inflationsgefahren sowohl in den USA wie auch in Europa und sogar in China. In dem aktuell schwierigen konjunkturellen Umfeld sind Leitzinssenkungen durch die Notenbanken trotz anhaltenden Inflationsgefahren wahrscheinlicher als Erhöhungen. Damit wird aber ein Stagflationsszenario wahrscheinlicher, bei dem Gold anderen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen deutlich überlegen sein sollte. So lange sich der Sturm an den internationalen Kapitalmärkten nicht gelegt hat und auch kein Land in Form von besseren Konjunkturaussichten in Sicht kommt, werden die Anleger den Rettungsring Gold nicht aus der Hand geben und so für weiter steigende Preise sorgen. Vor diesem Hintergrund ist ein Anstieg des Goldpreises auf 1.000 USD bis Jahresende wahrscheinlich.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.