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Der blinde Fleck in der Inflationsdebatte

28.01.2008  |  Mag. Gregor Hochreiter
Die Preiserhöhungen der letzten Monate halten die Öffentlichkeit in Atem. Es vergeht kaum eine Woche ohne Hiobsbotschaft für das Portemonnaie der Konsumenten und die veröffentlichte Inflationsrate hält sich mit hartnäckiger Beständigkeit deutlich über der von der EZB als obere Schmerzgrenze angegebenen 2%-Hürde. Um so überraschender, daß der tatsächliche Grund für den sich beschleunigenden Kaufkraftverlust des Geldes in der öffentlichen Debatte keine Beachtung findet. Dafür zeichnet eine Begriffsumdeutung verantwortlich, die uns in den letzten Jahrzehnten sprachlos hat werden lassen.


Der Begriff Inflation

Seit den ersten geldtheoretischen Traktaten im Hoch- und Spätmittelalter verstand man unter dem Begriff "Inflation" den Anstieg der Geldmenge. Gemäß dem Gesetz von Angebot und Nachfrage reduziert ein höheres Geldangebot die Kaufkraft des Geldes. Je mehr Geld im Umlauf ist, desto weniger Güter erhält man für eine Geldeinheit, z.B. 1 Euro. Anders ausgedrückt; die sinkende Kaufkraft des Geldes macht sich in einem steigenden Preisniveau bemerkbar.

Folglich sollte der Anstieg des Verbraucherpreisindex nicht mehr fälschlicherweise als "Inflation", sondern korrekterweise als "Teuerung" bezeichnet werden. "Inflation" benennt somit den Grund der Geldentwertung, während die "Teuerung" eine der Folgen der Inflation angibt.

Ein weiteres Problem ergibt sich aus dem Umstand, daß die "Teuerungsrate" nur einen kleinen Ausschnitt aller Preise abbildet. Der Großteil der Preise, wie Großhandelspreise und die Preise für Unternehmensbeteiligungen - die Aktien -, fließen in diesen Warenkorb erst gar nicht ein. Dies ist deswegen von großer Bedeutung, weil durch die Inflationierung nicht alle Preise gleichmäßig steigen. Zunächst setzen die Großhandelspreise und die Aktienkurse zu einem inflationsgetriebenen Höhenflug an. Die im Warenkorb erfaßten Konsumentenpreise ziehen hingegen erst mit einiger Verspätung nach und läuten die finale Phase der Inflationierung ein.


Inflation heute

In welchen Regionen bewegt sich dann heute die Inflation, wenn wir darunter wieder die Ausweitung der Geldmenge, genaugenommen der ungedeckten Geldmenge, verstehen? Die von der Europäischen Zentralbank Monat für Monat berechnete Geldmenge M3 eignet sich am besten als Indikator. Mit einer sich seit Mitte 2004 beschleunigenden Dynamik steigt M3 im Jahresvergleich mittlerweile um 12,6%, wobei in naher Zukunft eher nicht mit einer Trendumkehr zu rechnen ist. Dementsprechend wird sich in den kommenden Monaten und Jahren die Lage an der Preisfront weiter verschärfen. Die Teuerungsrate wird tendenziell nur eine Richtung kennen - nämlich nach oben.


Und morgen?

Solange die inflationistische Geldpolitik fortgesetzt wird, werden wir uns mit den unausweichlichen Folgen der Inflation abfinden müssen. Breite Wohlstandsverluste, eine zunehmende Einkommensungleichheit und die weitere Erosion der persönlichen Freiheit sind seit jeher die treuen Weggefährten der Inflation. Erschwerend kommt unsere aktuelle Unfähigkeit hinzu, scharf zwischen dem Grund der Geldentwertung - Inflation - und deren Folge für die Konsumentenpreise - Teuerung - zu unterscheiden. Ohne diese scharfe Unterscheidung wird die Suche nach den Gründen des fortgesetzten Anstiegs des Preisniveaus ins Leere laufen. Wohin uns unsere begriffliche Blindheit dann unvermeidlich führen wird, zeigt ein Blick in die Geschichtsbücher, die uns Mahnung genug sein sollten, den inflationistischen Pfad der gesellschaftlichen Selbstzerstörung nicht weiter zu beschreiten.


© Gregor Hochreiter
Ökonom Institut für Wertewirtschaft



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