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Der Konsummüdigkeitsvirus

30.01.2008  |  Jochen Steffens
Aktuell läuft die Gegenbewegung nach dem scharfen Einbruch der letzten Woche. Erst die Art und Weise, wie diese verläuft, wird uns Aufschluss darüber geben, ob der Markt sich nur in einer normalen Konsolidierungsphase in einem großen Aufwärtstrend befindet oder ob wir gerade den Anfang einer nachhaltigeren Abwärtsbewegung erleben.

Leider ist die aktuelle Situation durch die Zinssitzung der FED etwas verzerrt. Morgen wird das Ergebnis bekannt gegeben. Die meisten Analysten gehen von einer Zinssenkung um 50 Basispunkte aus. Wahrscheinlich wird der Markt erst im Anschluss daran klare Signale geben. Da in der aktuell höchst fragilen Situation nicht abzusehen ist, was die Fed macht, wie sie diesen Schritt begründet und wie der Markt auf die Zinsentscheidung reagieren wird, bleibt ein wenig Zeit über das Thema Deflation zu schreiben, dazu eine Lesermail:

Sehr geehrter Herr Steffens,

Sie gehen bei den Betrachtungen zur Inflation nur von den wirtschaftlichen Daten aus (wenn die Konjunktur brummt, können die Gewerkschaften höhere Löhne fordern und dann können auch die Unternehmen die Preise erhöhen). Was ist aber mit den Riesensummen, die von den Zentralbanken weltweit ins Finanzsystem gedrückt wurden und noch werden?? Wo bleibt dieses Geld und führt dieses Geld denn nicht auch zu einer Inflation - wenn auch etwas verzögert? Mit freundlichen Grüssen

G.F.



Natürlich hat das Geldmengenwachstum einen direkten Einfluss auf die Inflation. Diese Theorie, die aus den Analysen der Hyperinflation der 20er Jahre des 20. Jahrhundert entstanden ist, hat allerdings in den letzten Jahren nicht mehr so eindeutig "funktioniert". Trotz einer enormen Ausweitung der Geldmenge seit dem Jahr 2000 war bis ins Jahr 2007 Inflation kein Thema. Wie kam das?


Das abgeschöpfte Geld

Eine These geht davon aus, dass gerade in den USA ein Teil des Geldmengenwachstums durch die Asiaten, die Ölförderländer etc, quasi abgeschöpft wurde.

Dieses Geld steht dem normalen Geldkreislauf in den USA nicht mehr zur Verfügung. Es hat somit keinen spürbaren Einfluss auf die Nachfrage nach Produkten und kann sich demnach nicht mehr preistreibend auswirken. Aber auch neue Finanzinnovationen beeinflussen die Geldmenge, zudem können zeitweise bestimmte Bereiche einen gewissen Teil des Geldmengenzuwachs aufsaugen, ohne das es zu Inflation im eigentlichen Sinne kommt.

Interessant ist, dass sich immer neue Theorien entwickeln, um diese Phänomene zu beschreiben. Hierbei geht nicht nur um eine rein theoretische Betrachtung. Gerade für die Zentralbanken ist dieses Thema extrem wichtig, da es schließlich ihre Aufgabe ist, Inflation zu bekämpfen. Doch den Regulierungsmechanismen über eine Ausweitung bzw. Einschränkung der Geldmenge sind gewisse Grenzen gesetzt:


Das Geld, das zum Konsum zur Verfügung steht

Offensichtlich hat aus einem engen Betrachtungsstandpunkt betrachtet, hauptsächlich nur der Teil der Geldmenge Einfluss auf die Preise, die dem Konsum zur Verfügung steht.

Was ist aber, wenn es zu einer Konsummüdigkeit oder Konsumunfähigkeit (Überschuldung) kommt? In diesem Fall wird ein Geldmengenwachstum ebenfalls keinen direkten Einfluss auf die Preise nehmen können. Tatsächlich muss es also noch eine andere Komponente geben.


Die Geldumlaufgeschwindigkeit

Erst wenn viel Geld da ist, und dieses Geld auch schnell die Besitzer wechselt (vom Konsument zum Bäcker, der es in einen Supermarkt trägt, der es an seine Mitarbeiter auszahlt, welche das Geld ins Kino bringen, dessen Chef beim Bäcker einkauft) wird die Inflation anziehen. Und umgekehrt sollten die Preise sinken, wenn sich die Umlaufgeschwindigkeit verringert.




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