Der Goldpreis korrigiert, na und?
09.03.2008 | Manfred Gburek
Die jüngste Goldpreisentwicklung gefällt mir, wahrscheinlich ganz im Gegensatz zu den vielen Fans des Edelmetalls, die bereits von Preisen weit über 1.000 Dollar träumen. Gemach, so weit wird es noch kommen, aber nicht von heute auf morgen. Üben Sie sich gerade jetzt, während der Konsolidierung, in Geduld.
Der Begriff Konsolidierung hat so viele Bedeutungen, dass er von Bankern, Börsianern und Volkswirten gern verwendet wird, wenn ihnen nichts anderes mehr einfällt. Zum Beispiel als Synonym für die Konzentration im Bankwesen oder für fallende Börsenbarometer, wie Dax und Dow Jones. Sprechen wir im letzten Fall lieber von Korrektur, und wenn es weiter abwärts geht, von Baisse oder Salami-Crash (klingt nicht schön, ist aber treffend und hat sich deshalb eingebürgert). Die Edelmetallpreise sind noch weit von einer Baisse entfernt; sie korrigieren hin und wieder im Rahmen eines längeren Aufwärtstrends, so auch in der abgelaufenen Woche. Da das Ausmaß und die Dauer von Korrekturen nicht exakt in Zahlen zu fassen sind, folgen hier einige Überlegungen zu denkbaren Konstellationen bezüglich der weiteren Entwicklung des Goldpreises.
Vorab: Viele von den üblichen charttechnischen Interpretationen zur Deutung von Korrekturen in einem Aufwärtstrend (Flaggen, Wimpel, Diamanten, Aufwärtstrendkanäle usw.) versagen in der Regel. Als zuverlässig haben sich dagegen Kästen erwiesen (Seitwärtsbewegungen unter Schwankungen mit anschließendem Ausbruch nach oben), außerdem Point & Figure- und Kerzencharts. Sie erfordern allerdings viel Erfahrung und Disziplin. Am besten sind Methoden, die charttechnische und fundamentale Überlegungen vereinen, und zwar im weitesten Sinn, das heißt, die über die gängigen Interpretationen hinaus zum Beispiel auch volkswirtschaftliche Daten, alle möglichen Statistiken und nicht zuletzt persönliche Beobachtungen einbeziehen. Anschauungsunterricht dazu vermittelt übrigens die jüngste Ausgabe des auf Edelmetalle spezialisierten Informationsdienstes G&M (www.bandulet.de bzw. info@bandulet.de).
Nun zum Gold selbst. Alle Welt blickt auf seinen Preis in US-Dollar, der in den vergangenen Monaten steil nach oben geschossen ist und sich nun in einer Korrekturphase befindet. Also kommt ihm mehr Bedeutung zu als etwa dem Preis in Euro, Schweizer Franken usw. Er spiegelt geradezu ein ganzes Universum wider: Angebot und Nachfrage von physischem Gold, Inflations- und Crash-Ängste, Zinsen und Konjunktur, Hortung und Spekulation, das alles und noch viel mehr weltweit. Er kann, je nach der Entwicklung dieser Variablen, auf 2.000, auf 5.000 Dollar oder noch höher steigen. 2.000 Dollar wären in Ordnung, aber 5000 Dollar würden bereits auf den Beginn eines weltweiten wirtschaftlichen Kollapses hinweisen, was Gott verhüten möge. Analysten von Dresdner Kleinwort haben dieses Szenario ja vor einigen Jahren in Gedanken durchgespielt; ihre Überlegungen reichten bis in die Gegend von 15.000 Dollar.
Wie tief kann der Goldpreis im Rahmen einer Korrektur fallen? 20 bis 25% wären normal, also bis in die Gegend von 750 Dollar, bei zwischenzeitlicher Panik vorübergehend auch etwas tiefer. Aber das müsste es dann gewesen sein. Warum? Allein schon deshalb, weil die Schmuckindustrie als mit Abstand führende Nachfragergruppe in diesem Fall massiv zugreifen dürfte, weil die Altgoldverkäufe schlagartig nachließen und ETF-Käufe wie auch viele spekulative Engagements den Preisverfall stoppen würden. Voraussetzung wäre natürlich, dass die Mixtur aus Liquiditätsspritzen von Seiten der Notenbanken, Rezessionsängsten der Banker und Inflationserwartungen der Marktteilnehmer erhalten bliebe. Doch wer zweifelt im Ernst daran?
Dax, Dow Jones und die anderen Indikatoren für Aktienkurse signalisieren jedenfalls schon seit Monaten das Ende der heilen Welt und nun auch den Beginn einer von den USA ausgehenden Rezession, die freundliche Umschreibung für Wirtschaftskrise. Und die internationale Finanzkrise ist längst noch nicht ausgestanden, im Gegenteil, sie verschärft sich von Woche zu Woche, von Monat zu Monat. Das heißt, Gold als safe haven (sicherer Hafen), als Schutz vor Inflation und als ultimative Zuflucht wird erst noch zum ganz großen Thema - vielleicht sogar der entscheidende Faktor, warum der möglichen Korrektur des Goldpreises zwangsläufig dessen Anstieg weit über 1.000 Dollar folgen wird.
Zuletzt habe ich einige interessante Signale aufgeschnappt, die für das hier beschriebene Szenario sprechen. Da ist zunächst die zurückhaltende Kreditvergabepolitik der Banken gegenüber Unternehmen, inzwischen auch offiziell für Deutschland bestätigt, und zwar von der Bundesbank in ihrem Februar-Monatsbericht. Von England, Spanien und den USA ganz zu schweigen. Einige Banker und Bauträger sagten mir in der vergangenen Woche, für Gewerbeprojekte müssten Initiatoren mindestens 30% Eigenkapital vorweisen, bevor sie überhaupt zu Kreditgesprächen zugelassen würden. Im Übrigen empfehle ich Ihnen den Februar-Monatsbericht, den Sie im Internet unter www.bundesbank.de finden, noch aus einem anderen Grund: Auf Seite 49 enthält er Preiskurven für Einfuhren, Bauten, gewerbliche und landwirtschaftliche Produkte, bei deren Anblick den Stabilitätsverfechtern Angst und Bange werden dürfte: Seit 2005 explodieren die Preise geradezu.
Und falls Sie schon durch das Internet surfen, klicken Sie freundlicherweise auch auf www.boersen-zeitung.de und dort auf Finanzen persönlich, wo Sie in der Ausgabe vom 7. März meinen Beitrag über Goldmünzen finden. Natürlich verbinde ich damit gern die Empfehlung, dass Sie dieses Edelblatt der Banker und Börsianer regelmäßig lesen. Falls es Ihnen zu teuer ist, sehen Sie es bei Ihrer Bank oder Sparkasse ein bzw. empfehlen Sie dieser das Abonnement.
Fazit: Lassen Sie sich durch keine Art von Korrektur des Goldpreises nervös machen. Denn die ganz große Zeit des Edelmetalls wird noch kommen. Das gilt auch für das im Preis viel stärker schwankende Silber.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Der Begriff Konsolidierung hat so viele Bedeutungen, dass er von Bankern, Börsianern und Volkswirten gern verwendet wird, wenn ihnen nichts anderes mehr einfällt. Zum Beispiel als Synonym für die Konzentration im Bankwesen oder für fallende Börsenbarometer, wie Dax und Dow Jones. Sprechen wir im letzten Fall lieber von Korrektur, und wenn es weiter abwärts geht, von Baisse oder Salami-Crash (klingt nicht schön, ist aber treffend und hat sich deshalb eingebürgert). Die Edelmetallpreise sind noch weit von einer Baisse entfernt; sie korrigieren hin und wieder im Rahmen eines längeren Aufwärtstrends, so auch in der abgelaufenen Woche. Da das Ausmaß und die Dauer von Korrekturen nicht exakt in Zahlen zu fassen sind, folgen hier einige Überlegungen zu denkbaren Konstellationen bezüglich der weiteren Entwicklung des Goldpreises.
Vorab: Viele von den üblichen charttechnischen Interpretationen zur Deutung von Korrekturen in einem Aufwärtstrend (Flaggen, Wimpel, Diamanten, Aufwärtstrendkanäle usw.) versagen in der Regel. Als zuverlässig haben sich dagegen Kästen erwiesen (Seitwärtsbewegungen unter Schwankungen mit anschließendem Ausbruch nach oben), außerdem Point & Figure- und Kerzencharts. Sie erfordern allerdings viel Erfahrung und Disziplin. Am besten sind Methoden, die charttechnische und fundamentale Überlegungen vereinen, und zwar im weitesten Sinn, das heißt, die über die gängigen Interpretationen hinaus zum Beispiel auch volkswirtschaftliche Daten, alle möglichen Statistiken und nicht zuletzt persönliche Beobachtungen einbeziehen. Anschauungsunterricht dazu vermittelt übrigens die jüngste Ausgabe des auf Edelmetalle spezialisierten Informationsdienstes G&M (www.bandulet.de bzw. info@bandulet.de).
Nun zum Gold selbst. Alle Welt blickt auf seinen Preis in US-Dollar, der in den vergangenen Monaten steil nach oben geschossen ist und sich nun in einer Korrekturphase befindet. Also kommt ihm mehr Bedeutung zu als etwa dem Preis in Euro, Schweizer Franken usw. Er spiegelt geradezu ein ganzes Universum wider: Angebot und Nachfrage von physischem Gold, Inflations- und Crash-Ängste, Zinsen und Konjunktur, Hortung und Spekulation, das alles und noch viel mehr weltweit. Er kann, je nach der Entwicklung dieser Variablen, auf 2.000, auf 5.000 Dollar oder noch höher steigen. 2.000 Dollar wären in Ordnung, aber 5000 Dollar würden bereits auf den Beginn eines weltweiten wirtschaftlichen Kollapses hinweisen, was Gott verhüten möge. Analysten von Dresdner Kleinwort haben dieses Szenario ja vor einigen Jahren in Gedanken durchgespielt; ihre Überlegungen reichten bis in die Gegend von 15.000 Dollar.
Wie tief kann der Goldpreis im Rahmen einer Korrektur fallen? 20 bis 25% wären normal, also bis in die Gegend von 750 Dollar, bei zwischenzeitlicher Panik vorübergehend auch etwas tiefer. Aber das müsste es dann gewesen sein. Warum? Allein schon deshalb, weil die Schmuckindustrie als mit Abstand führende Nachfragergruppe in diesem Fall massiv zugreifen dürfte, weil die Altgoldverkäufe schlagartig nachließen und ETF-Käufe wie auch viele spekulative Engagements den Preisverfall stoppen würden. Voraussetzung wäre natürlich, dass die Mixtur aus Liquiditätsspritzen von Seiten der Notenbanken, Rezessionsängsten der Banker und Inflationserwartungen der Marktteilnehmer erhalten bliebe. Doch wer zweifelt im Ernst daran?
Dax, Dow Jones und die anderen Indikatoren für Aktienkurse signalisieren jedenfalls schon seit Monaten das Ende der heilen Welt und nun auch den Beginn einer von den USA ausgehenden Rezession, die freundliche Umschreibung für Wirtschaftskrise. Und die internationale Finanzkrise ist längst noch nicht ausgestanden, im Gegenteil, sie verschärft sich von Woche zu Woche, von Monat zu Monat. Das heißt, Gold als safe haven (sicherer Hafen), als Schutz vor Inflation und als ultimative Zuflucht wird erst noch zum ganz großen Thema - vielleicht sogar der entscheidende Faktor, warum der möglichen Korrektur des Goldpreises zwangsläufig dessen Anstieg weit über 1.000 Dollar folgen wird.
Zuletzt habe ich einige interessante Signale aufgeschnappt, die für das hier beschriebene Szenario sprechen. Da ist zunächst die zurückhaltende Kreditvergabepolitik der Banken gegenüber Unternehmen, inzwischen auch offiziell für Deutschland bestätigt, und zwar von der Bundesbank in ihrem Februar-Monatsbericht. Von England, Spanien und den USA ganz zu schweigen. Einige Banker und Bauträger sagten mir in der vergangenen Woche, für Gewerbeprojekte müssten Initiatoren mindestens 30% Eigenkapital vorweisen, bevor sie überhaupt zu Kreditgesprächen zugelassen würden. Im Übrigen empfehle ich Ihnen den Februar-Monatsbericht, den Sie im Internet unter www.bundesbank.de finden, noch aus einem anderen Grund: Auf Seite 49 enthält er Preiskurven für Einfuhren, Bauten, gewerbliche und landwirtschaftliche Produkte, bei deren Anblick den Stabilitätsverfechtern Angst und Bange werden dürfte: Seit 2005 explodieren die Preise geradezu.
Und falls Sie schon durch das Internet surfen, klicken Sie freundlicherweise auch auf www.boersen-zeitung.de und dort auf Finanzen persönlich, wo Sie in der Ausgabe vom 7. März meinen Beitrag über Goldmünzen finden. Natürlich verbinde ich damit gern die Empfehlung, dass Sie dieses Edelblatt der Banker und Börsianer regelmäßig lesen. Falls es Ihnen zu teuer ist, sehen Sie es bei Ihrer Bank oder Sparkasse ein bzw. empfehlen Sie dieser das Abonnement.
Fazit: Lassen Sie sich durch keine Art von Korrektur des Goldpreises nervös machen. Denn die ganz große Zeit des Edelmetalls wird noch kommen. Das gilt auch für das im Preis viel stärker schwankende Silber.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu