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Gescheiterte Staaten: Mexiko & Kalifornien

30.06.2008  |  Jim Willie CB
Was ist nur mit dem Peso los???

Der Peso stieg - zeitgleich mit der Lockerung der Geldpolitik seitens der US-Notenbank, der Verbreitung von Kredit-Plattformen und zeitgleich mit den Aktionen zur Rettung der Bilanzen von US-Großbanken durch das massive Eintauschen von US-Staatsanleihen gegen mitgenommene, private Hypotheken-Bonds. Schauen Sie sich den Zeitraum März an. Der Peso stieg über den wichtigen Widerstand von 93,5. Das Ziel des Aufschwungs in viereckiger Form liegt bei ca. 4 Punkten - ein Anstieg in Richtung 97,5 ist auf dem Weg. In Anbetracht der tiefgreifenden Probleme, die sich südlich der Grenze bei den wirtschaftlichen Fundamentaldaten auftun, müsste man eigentlich davon ausgehen, dass der Peso einbricht. Ich habe dafür drei Theorien - alle drei sind sehr wahrscheinlich und auch irgendwie miteinander verbunden.

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Erste Theorie: Die mexikanische Zentralbank hat gerade die offizielle Erhöhung des Leitzinses auf 7,75% angekündigt. Damit liegt der Zinssatz ganze 5,75% höher als die Erträge für kurzfristige US-Staatsanleihen. Forex-Händler haben sich dem Zinsgefälle angenommen und den Peso damit steigen lassen. Sie haben den Zinsanstieg schon seit einigen Monaten vorhergesehen. Technische Händler machen heutzutage einen größeren Teil der Forex-Händler aus, sie beschäftigen sich eingehend mit Charts und Ausbrüchen, jetzt sind sie auf Zinsgefälle fixiert und ignorieren dabei die Fundamentaldaten einer Nation. Mexikanische Politiker und Analysten warnen davor, dass die Wirtschaft, aufgrund der hohen Kreditkosten, dem Risiko einer weiteren Abkühlung ausgesetzt ist. Schon jetzt stiegen ihre Verbraucherpreise im Juni, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, um 4,95%. Die Preise für Nahrungsmittel steigen gleichförmig mit den US-Preisen. Der Maispreis ist der zentrale Preis in Mexiko, aus Mais werden Tortillas gemacht, das Grundnahrungsmittel für weite Teile der Bevölkerung. Der Preis für Mais hat sich seit etwas mehr als einem Jahr verdreifacht, zum Teil bedingt durch die US-Projekte zur Ethanolgewinnung.

Zweite Theorie: Geld fließt zurück nach Mexiko - von den USA kommend, hinaus aus den Banken, die Schwierigkeiten haben. Auf diese Weise wäre es also zu ganz direkten Einwirkungen auf den bilateralen Wechselkurs von Peso in US-Dollar gekommen. Vermögende Privatpersonen und Unternehmensführer versuchen nicht nur, von den höheren Zinssätzen der Banken zu profitieren, sie möchten auch heftigen Problemen entgehen, die sich in den Reihen der US-Banken breitmachen. Wenn die Banken in den Vereinigten Staaten zusammenbrechen und Bankrott gehen, dann kämen die Anleger nicht umhin und müssten auf die Auszahlung ihrer Einlagen warten. Große Einlagen sind ohnehin ungeschützt. Das Geld könnte also die US-Banken verlassen.

Darüberhinaus könnte das Geld der mexikanischen Drogenkartelle zurückfließen, aus Angst, es könne in den USA stecken bleiben, aus Angst, die Herkunft könnte geprüft werden, wenn eine Bank scheitert, aus Angst, dieser Prozess könnte Akteure und Verflechtungen bis in hohe US-Regierungskreise offenlegen. Jetzt war zu hören, dass J.P. Morgan, auf der Suche nach weiteren Übernahmen, auch an Wachovia denkt. In den letzten 10 bis 15 Jahren haben sie etwa ein Dutzend größere Banken verschlugen. Wachovia ist von Insolvenz bedroht und möglicherweise auch bankrott. Der Konsolidierungsprozess wird folgen, vielleicht um Unfällen und Eruptionen bei den Kreditderivaten aus dem Weg zu gehen.

Dritte Theorie: In Mexiko findet eine Implosion statt. In einem scheiternden mexikanischen Staat bedarf es Schutzmaßnahmen, die nur sehr schwer in ihrer Ganzheit abzuschätzen sind. Chaos regiert. Schuldenfalle. Verträge werden möglicherweise nicht eingehalten werden können. Das Staatsdefizit steigt. Arbeitskämpfe häufen sich. Die Mächtigen haben die Korruption per Gesetz auf den Weg gebracht. Die Armut weitet sich aus. Eine Bunker-Mentalität herrscht vor. Das Geld kehrt zurück. Das ist das Gegenteil der jeden März geordnet eintretenden Devisen-Rückführungen in Japan. Das hier ist stetig zunehmende Unordnung.


Mexiko am Rande des Scheiterns

Die Situation in Mexiko fängt an, aus dem Ruder zu laufen. Da die Nation in regelrechtes Chaos verfällt, kann man sich drei Schlüsselfragen stellen.

  • 1. Was passiert mit dem verlässlichen Rohölangebot an die USA, selbst wenn Cantarell weitere Rückgänge zu verzeichnen hat?

  • 2. Was wird aus den Plänen für die Einführung der North American Alliance, die wirtschaftliche Fusionierung von USA, Kanada und Mexiko?

  • 3. Was wird aus den ausländischen Rechten an Minen, die sich auf mexikanischem Gebiet befinden - wenn möglicherweise Konfiszierung oder erhöhten Royalty-Forderungen drohen sollten?


Das sind die Schlüsselfragen. Die zugrundeliegenden Probleme sind zu zahlreich, als dass man sie aufzählen könnte. Der Reichtum der Nation ist zu stark bei den Oligarchen konzentriert - eine kleine Gruppe verfügt über 40% des nationalen Reichtums. So zum Beispiel wurde Carlos Slim, der Multimilliardär, vom Forbes Magazine zur Nummer 1 unter den Reichen dieser Welt gewählt - der erste Latino, der dieses Prädikat trägt.

Die mexikanischen Oligarchen haben als Gruppe großen Einfluss auf die Politiker des Landes, sie nutzen das System, um ihre Macht und ihren Reichtum zu erhalten. Die Einkünfte vom PEMEX-Öl sind rücklaufend, eine Tatsache, die nach Veränderung schreit, da sie die nationalen Finanzen enorm belastet. Je kleiner der Kuchen, desto mehr Chaos. Die nationale Ölindustrie hat mit schwerstem Missmanagement zu kämpfen, ihr fehlen die adäquaten Investitionen, sie wird von der Regierung nur als kontinuierliche Geldquelle (cash cow) betrachtet und sie unterliegt in starkem Maße der Kontrolle der Gewerkschaften. Und schließlich ist es der PEMEX auch noch verboten, Verträge mit ausländischen Wirtschaftskörperschaften einzugehen - seien es Partner, Berater oder Exploration-Vermittler. Wenn ich den Vorwurf von Missmanagement erhebe, dann sind damit von meiner Seite nur kleine zaghafte Einblicke ins Ganze gemeint.




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