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Bernanke katapultiert Gold und Silber in die Höhe

07.11.2010  |  Manfred Gburek
Wahnsinn, diese Edelmetallpreise und Kurse der Gold- und Silberaktien nur einen Tag nach der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed. Dass Fed-Chef Ben Bernanke zusammen mit seinen Quantitative Easing- ((QE)-Freunden ein gefährliches Spiel treibt, haben die Medien nach der 600-Milliarden-Dollar-Entscheidung (Kauf von Anleihen durch die Fed) hinreichend kommentiert. Was den Kommentatoren aber entgangen zu sein scheint, ist die an sich logische Reaktion der Märkte: schwacher Dollar, extrem starkes Gold und Silber (gilt zu einem großen Teil auch für Rohstoffe), feste Aktienkurse und nicht zuletzt sogar erholte Anleihenmärkte. Ein noch breiteres und deutlicheres Misstrauensvotum kann man sich kaum vorstellen.

Das hat seine Gründe. Die sind komplex und lassen sich wie folgt zusammenfassen: Bernanke will Inflationsmentalität aufkommen lassen, damit die Realzinsen (Nominalzinsen minus Inflationsrate) sinken. Und er will die Inflation, sobald sie sich in den Güterpreisen und Dienstleistungen und nicht nur bei den Kapitalanlagen (s.o.) niedergeschlagen hat, zeitlich begrenzen. Damit wagt er sich auf ein heißes Pflaster, denn Erfahrungen mit dieser Art der Geldpolitik fehlen völlig. Der Mann muss also ziemlich verzweifelt sein, sonst hätte er so etwas nie und nimmer riskiert.

Die Folgen sind absehbar: Die auf dem Umweg über mehr Inflationsmentalität und damit letzten Endes Inflation erreichten niedrigeren Realzinsen tun dem Dollar überhaupt nicht gut - es sei denn, die Europäische Zentralbank zieht nach, was sie aber aller Voraussicht nach nicht tun wird. Wie man Inflation zeitlich begrenzen kann, wird wohl für immer Bernankes Geheimnis bleiben. Anders formuliert: Sobald die Inflation die Preise der Güter und und Dienstleistungen erreicht und damit für eine allumfassende wirkliche Inflationsmentalität sorgt (nicht nur für eine künstlich erzeugte), dürften mindestens fünf Jahre vergehen, bis sie ein wenig gestoppt ist, und einige Jahre mehr, bis das auch ins Bewusstsein der Menschen gedrungen ist. Die 70er Jahre bieten dafür die Vorlage.

Danach gab es einen Paul Volcker, der die Inflation mit zweistelligen Zinsen besiegte. Heute gibt es einen Ben Bernanke, der nicht anders kann, als ständig zu versuchen, die Konjunktur mittels Geldpolitik ans Laufen zu bringen. Dass er das schafft, ist praktisch unmöglich, weil so etwas bisher noch keinem Notenbanker der Welt gelungen ist. Die kommende Entwicklung der US-Konjunktur hängt nun, nachdem die Demokraten nach den Kongresswahlen gezwungen sind, enger mit den Republikanern zusammenzuarbeiten, vor allem von der dadurch nicht einfacher gewordenen Politik in Washington ab.

Was passiert eigentlich, wenn die Nominalzinsen im Zuge höherer Inflationsraten zu steigen beginnen? Auf jeden Fall nichts Gutes, denn dann würden die Anleihenkurse fallen. Dazu muss man sich vorstellen, wer alles auf der Welt in größerem Umfang US-Anleihen besitzt: Deutschland, China, Japan, die Ölländer im Nahen Osten usw. Also eine geballte Ladung an Verkaufspotenzial, das umso schneller virulent werden dürfte, je stärker die Anleihenkurse sinken - und mit ihnen der Dollar, der ja schon jetzt angeschlagen wirkt.

Eine weitere Überlegung, aus der zusätzlich hervorgeht, wie vertrackt die Situation wirklich ist: Sollten die Realzinsen in den negativen Bereich abgleiten, wäre das Schuldenmachen interessant. Solange die höheren Schulden nur auf das Konto der produzierenden Unternehmen und der Konsumenten gingen, hielte das Problem sich in Grenzen. Doch wehe, Großanleger würden sich in hohem Maße verschulden, um Aktien, ganze Unternehmen, Gold, Silber und Immobilien zu kaufen, deren Preise dann in die Höhe schießen dürften. Die ersten Reaktionen der Märkte nach der jüngsten Fed-Entscheidung deuten in diese Richtung.

Wenn Sie bisher kräftig in Edelmetalle investiert haben, liegen Sie auf jeden Fall richtig, denn das Ende der Hausse von Gold und Silber ist nicht absehbar. Für die Besitzer von Minenaktien und entsprechenden Fonds kommt erfreulicherweise hinzu, dass mit dem Kauf des australischen Unternehmens Andean durch den kanadischen Goldcorp-Konzern (inzwischen von der zuständigen australischen Behörde genehmigt) eine neue Übernahmewelle begonnen hat. Das regt die Phantasie der Anleger kräftig an. Machen Sie sich auf einige positive Überraschungen schon in den nächsten Monaten gefasst. Wahrscheinlich wird es auch zu Übernahmeversuchen unter den führenden Konzernen kommen.

Falls Sie über mehr Zeit zum Austüfteln von Kaufgelegenheiten unter den Junioraktien verfügen, sollten Sie sich die Internetseite www.mcewencapital.com näher ansehen. Hier finden Sie einen Index mit 30 solchen Aktien, auch - noch - Andean. Eine weitere Chance, von der fortschreitenden Edelmetallhausse zu profitieren, besteht beim Silber. So verrückt es klingen mag, die australische Kookaburra-Kilomünze eignet sich besser zur Altersvorsorge als die Riester-Rente. Neulich sprach ich mit einem erfahrenen Gold- und Silberhändler. Seine Prognose für den Silberpreis hat mich regelrecht vom Hocker gehauen: 1000 Dollar!

Lassen wir die Kirche im Dorf und den Silberpreis nur in den höheren zweistelligen Bereich steigen, eröffnen sich Chancen über Chancen. Sie beginnen bei Pan American Silver und reichen bis zu mancher Explorationsaktie. In den vergangenen Wochen fiel mir auf, dass Silver Standard wieder Fahrt aufnahm; die Aktie ist übrigens auch im Index mit den 30 Junioraktien enthalten. Als wahre Kursrakete hat sich seit 2009 Silver Wheaton erwiesen. Der Kurs ist kaum noch aufzuhalten. Doug Casey, einer der ganz großen Edelmetallgurus, sagte mal im vorigen Jahr, diese Aktie habe das Potenzial, nicht nur durch die Decke zu gehen, sondern bis zum Mond.

Trotz aller aktuellen Euphorie sollte allerdings bedacht werden, wie stark gerade Gold- und Silberaktien schwanken und wie empfindlich sie vor allem nach einem längeren Kursaufschwung reagieren, sobald sich eine unglückliche Konstellation ergibt. Wie beispielsweise im Herbst 2008, als gerade Silver Wheaton und andere Silberaktien geradezu im Boden zu versinken drohten. So etwas wird sich zwar nicht wiederholen, aber mit technischen Reaktionen von 20 bis 30 Prozent müssen Sie bei solchen Aktien in Zukunft rechnen. Danach können Sie sie getrost nachkaufen, denn das Ende der Edelmetallhausse wird noch einige Jahre auf sich warten lassen.

Fazit: Die Fed-Geldpolitik spricht weiter für Gold und Silber in den üblichen Varianten. Temporäre Rückschläge bringen neue Kaufgelegenheiten. Und wer bei Edelmetallaktien bis Ende 2008 zugegriffen hat, kann sich besonders freuen, denn die irgendwann einmal realisierten Kursgewinne sind in diesem Fall von der Abgeltungsteuer befreit.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).








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