Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Treibt die Fed die Erholung zu schnell zu weit?

02.02.2011  |  Clif Droke
Der letzte Schub Wirtschaftsdaten beeindruckte erneut die Wall Street und hält auch sonst die Hoffung auf eine anhaltende Erholung der Wirtschaft am Leben. Viele Beobachter stellen sich jedoch schon die Frage, ob die Fed nicht zu schnell ist und die Erholung vielleicht zu weit treibt.

Am Mittwoch letzter Woche gab das US-Handelministerium bekannt, im Dezember seien im Vergleich zum Vormonat 17,5% mehr neue Eigenheimimmobilien in den USA verkauft wurden - aufs Jahr gerechnet entsprach das einer Quote von 329.000 Wohneinheiten. Diese Zahlen lagen über den prognostizierten 300.000 Einheiten, und die Trader sprangen nach Erhalt dieser Nachrichten in den Aktienmarkt. Dieser 17,5%ige Zuwachs folgte einer 5,5%igen Steigerung im Monat November.

In den vorhergehenden Rezessionen wurde die wirtschaftliche Erholung immer von der Industrieproduktion und den Kleinunternehmen angeführt. Dieses Mal waren es Agrarproduzenten und ausländische Käufer, die den größten Beitrag leisteten, damit das Land aus der Rezession kommt. Der Wirtschaftsautor Daniel Gross machte in seiner letzten Newsweek-Kolumne auf Folgendes aufmerksam: "Amerika hat in der beschwerlichen Zeit nach dem Crash so viel Hilfe aus dem Ausland bekommen. Man half, die Zinssätze niedrig zu halten, indem man in US-Staatsanleihen investierte und man half, indem man reichlich Geld für US-Güter und Dienstleistungen ausgab." Gross kommt zu dem Schluss, dass Amerikas Fähigkeit zur Wiedererlangung einer gesunden Finanzsituation von der Gesundheit der Weltwirtschaft abhängt.

Stärker als jeder andere Faktor gehörte die "laxe" Geldpolitik der Federal Reserve zu dem Haupttriebkräften für die im März 2009 beginnende Erholung am Aktienmarkt, und im weiteren Sinne konnte auch die Wirtschaft von dieser Erholung profitieren. Die Reaktionen der Märkte auf die jüngsten Aussagen zur Fed-Politik (letzten Mittwoch) waren positiv, da die Fed die Zinssätze unverändert ließ. Vor allem aber brachte die Fed ihre Absicht zum Ausdruck, sie wolle die Ankaufprogramme für Anleihen fortführen, die der weiteren Stimulierung der Wirtschaft dienen sollen. Die Fed zeigte sich aufgrund der Arbeitslosenquote von 9,4% jedoch besorgt und möchte die Lockerungsprogramme solange fortführen, bis die Arbeitslosigkeit zu sinken beginnt.

An dieser Stelle könnte man einige Dinge anmerken: Das jüngste Steuersenkungspaket, das im Januar in Kraft trat, kommt der Fed beim Stimulieren der Wirtschaft entgegen. Die jüngsten Zuwächse in der Industrieproduktion und bei den Verbraucherausgaben sind weitere Anzeichen dafür, dass die wirtschaftliche Erholung weiter läuft. Unser eigener New Economy Index (NEI) hatte erst vor Kurzem ein neues Erholungshoch erreicht und verweist nun schon seit über einem Jahr auf wirtschaftliches Erstarken. Aber im Fokus der Fed steht die Arbeitslosigkeit, und solange sich die Arbeitslosenzahlen nicht bessern, wird sie wahrscheinlich auch ihre lockere Geldpolitik nicht beenden.

Auch wenn das Thema Geldpolitik im Rahmen dieser Kommentare normalerweise nicht diskutiert wird, so muss ich mich jetzt doch fragen, ob Fed-Chairman Bernanke eigentlich erkennt, dass er einen gefährlichen Kurs einschlägt. Bernanke ist der ranghöchste Gelehrte auf dem Gebiet der Großen Depression und kennt vielleicht besser als jeder andere den Wert monetärer Stimuli in Folge eines Finanzkollapses. Und obgleich er wohl zu lange mit der Deflationsbekämpfung während des Kreditinfernos gewartet hatte, so leistete er zumindest angemessene Arbeit bei der Stabilisierung des Finanzsystems, als er sich schließlich für Maßnahmen entschied. Die vergangenen zwei Jahre haben den Finanzmärkten und der Wirtschaft eine dringend benötigte Pause vom deflationären Druck verschafft, welcher in den Jahren 2007-2009 dominierte. Jetzt hat die Wirtschaft einen Punkt erreicht, an dem jede weitere Stimulierung durchaus eine Bubble bei Vermögensanlagen anheizen könnte - bei Aktien und besonders bei Rohstoffen.

Noch kein Fed-Präsident ist bisher fähig gewesen, für ein Gleichgewicht zu sorgen; aber alle haben die Grenzen der vorherrschenden Geldpolitik, ob nun restriktiv oder lax, überschritten. Es braucht eine außergewöhnliche Menge Selbsterkenntnis und Vorahnung, um zu wissen, wann beispielsweise eine monetäre Lockerungskampagne gestoppt werden muss. Der normale Gang der Dinge ist, dass die Lockerungen zu lange aufrechterhalten werden und deshalb der Weg für die nächste Wirtschaftskrise geebnet wird.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"