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Jap. Notenbank druckt Rekordgeldmengen: Eine Katastrophenverstärkungspolitik

28.03.2011  |  Ralph Bärligea
Warum die japanische Notenbankpolitik nicht im Interesse der Japaner sein kann...

Die japanische Notenbank druckte im Zuge der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe in Japan spontan die Rekordsumme von umgerechnet mehreren hundert Milliarden Euro. Damit erzeugte die japanische Notenbank so viel neues Geld, wie noch nie an einem Tag in der Geschichte Japans. Offiziellen Erklärungen zu Folge soll diese Maßnahme verhindern, dass der japanische Yen zu stark aufwerte. Ein durch die Notenbankpolitik abgewerteter Yen solle wiederum verhindern, dass die Exporte abnehmen.

Generell soll angeblich durch die in der Geschichte Japans einmalige Aktion der Notenbank, die durch Erdbeben und Tsunami zerstörte Wirtschaft in Japan durch zusätzliches Geld in Rekordhöhe wieder "ankurbelt" werden.

Tatsächlich erreicht die japanische Notenbank damit das Gegenteil. Warum sie dennoch so handelt ist ein Rätsel. Da fast sämtliche "Experten" die Politik der japanischen Notenbank mit poetischen Worten wie "absolut notwendig", "umsichtig", "besonnen" oder "sensibel" beschreiben und man kaum mehr über die Hintergründe und Wirkung dieser Politik erfährt, tut es Not, hier eine logische Gegendarstellung zu präsentieren.


Warum der Yen im Zuge der Krise in Japan aufwertet

Wie ist die Aufwertung des Yen gegenüber anderen Währungen in Verbindung mit einer Katastrophe, die Häuser, Fabriken und Infrastruktur zerstörte und viele tausend Menschenleben kostete zu verstehen? Die Antwort ist, dass in Japan nun dringend Investitionen notwendig sind, um die zerstörten realen Kapitalgüter dort wieder aufzubauen. Verglichen mit anderen Investitionsmöglichkeiten auf der Welt, sind jetzt Investitionen in Japan besonders dringlich und deswegen auch lukrativer als an anderen Orten der Welt.

Durch die Zerstörung vieler Kapitalgüter sank die Produktivität in Japan, was dazu führt, dass sich das Versorgungsangebot in Japan verschlechtert, produzierte Güter knapper werden und deswegen auch im Preis steigen. Diese gestiegenen Preise für die Endprodukte vor Ort, gerade in durch die Katastrophe besonders hart betroffenen Wirtschaftszweigen, sind das Signal an Investoren in diesen Bereichen in Japan zu investieren. Die viel erwähnten Versicherungsgelder, die aus dem Ausland abgezogen werden, um Investitionen in Japan zu tätigen, sind nur ein Teil dieses Effekts und nicht seine Ursache.

Durch Investitionen in Japan können Unternehmer die Produktivität wieder erhöhen, dadurch vor Ort günstiger produzieren und so bei noch hohen Preisen für die Endprodukte einmalig einen Pioniergewinn für die Wiederaufbauarbeit in Japan verdienen. Wenn durch diese möglichen Pioniergewinne einmal genügend Investitionen angelockt wurden, führt der Wettbewerb dazu, dass die Kostensenkungen durch die wiederhergestellte Produktivität der japanischen Wirtschaft an die Kunden weitergegeben werden müssen, sodass wieder eine normale Versorgungslage zu normalen Preisen ähnlich wie vor der Katastrophe herrschen würde und das normale Leben wieder seinen Gang nähme.

Dies gilt auch für Güter, die das Ausland aus Japan bezieht, etwa für Zulieferprodukte für die Elektroindustrie. Insgesamt wäre so durch freie Preise, die zugleich Signale an die Investoren senden, der schnellstmögliche Wiederaufbau, begonnen mit den dringlichsten Investitionen gesichert.

Um in Japan zu investieren wird Yen als Zahlungsmittel benötigt. Da die Nachfrage nach Investitionsprojekten in Japan auf Grund der oben beschriebenen Mechanismen durch die Katastrophe dort gestiegen ist, steigt also gleichzeitig die Nachfrage nach Yen. Investitionsobjekte im Ausland werden z.B. gegen Dollar oder Euro verkauft. Die Verkaufserlöse müssen nun in Yen umgetauscht werden, um in Japan investieren zu können. Dadurch steigt das Angebot an Dollar oder Euro die gegen Yen eingetauscht werden sollen, während die Nachfrage nach Yen steigt. Folglich steigt auch der Preis in Dollar oder Euro, der für einen Yen zu zahlen ist: Der Yen "wertet auf".

Für die Japaner würde dies eine erhöhte Kaufkraft ihrer Ersparnisse in Yen bedeuten. Gerade Importe, die wegen der zerstörten japanischen Wirtschaft nun dringend notwendig wären, könnten sich so für die Japaner verbilligen. Durch die aus Sicht der Japaner verbilligten Importe könnten mehr Rohstoffe und Kapitalgüter, die für den Wiederaufbau dringend notwendig wären, bezogen werden.




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