Richard Karn: Zombie-Aktien bei Spezialmetallen meiden
03.10.2014 | The Gold Report

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The Gold Report: Nach welchen Eigenschaften sollten Investoren genau Ausschau halten, um die zum Scheitern verdammten Unternehmungen zu vermeiden?Richard Karn: Im Moment würde ich die kleinen Spezialmetallunternehmen meiden, die Schulden mit sich rumschleppen, besonders dann, wenn sie keinen positiven Cash-Flow haben. Falls ihre Schuldentilgungsfähigkeit in Zweifel gezogen wird, ist es wahrscheinlich schon zu spät, um noch auszusteigen.
Neben dem Lesen der Finanzberichte dieser Unternehmen, die einen Eindruck von der Finanzsituation und den eben beschriebenen Umständen vermitteln, würde ich zudem empfehlen, genau hinzuschauen, inwieweit das Management dieser Unternehmen wirklich aktiv geworden ist, um den seit langen notleidenden Aktionären zur Hilfe zu kommen.
Wurde beispielsweise das Personal reduziert, wurden Ausgaben gestrichten, hat das Management selbst Lohnkürzungen hinnehmen müssen - oder führen sie immer noch einen Lebensstil wie zu Rohstoffboomzeiten, auf Kosten der Aktionäre?
Ganz wichtig ist auch Folgendes: Ich würde entweder nach positivem Cashflow aus laufenden Projektarbeiten suchen oder aber nach einem ausreichenden, direkt verfügbaren Kapitalstock, mit dem sich die laufenden Arbeiten bis zu einer jener entscheidenden Phasen aufrechterhalten lassen - also Phasen wie Produktionsbeginn, Bestätigung der Finanzierung eines Projektes, rechtliche Genehmigungen/ Bestätigungen oder aber die Ergebnisse einer belastbaren Machbarkeitsstudie, etc. Also etwas, das zeigt, dass das Management die gemachten Versprechen einlöst.
The Gold Report: Könnte die kürzlich erfolgte Rücknahme der Bergbausteuer in Australien all diesen Unternehmen zur Hilfe kommen, oder wird sie nur Folgen für die Betriebsabläufe der Großunternehmen haben?
Richard Karn: Die Minerals Resource Rent Tax (MRRT) bezog sich gar nicht auf den Spezialmetallbereich des australische Rohstoffsektors; die Rücknahme wird somit auch kaum direkte Auswirkungen auf jene Unternehmen haben.
Indirekt könnte die Rücknahme der Steuer Australien dabei helfen, wieder zu den sichersten und aus rechtlicher wie soziopolitischer Sicht bergbaufreundlichsten Ländern der Welt aufzusteigen. Irgendwann wird das tatsächlich auch zu wachsenden Investitionsströmen in den Bergbausektor führen.
Eine Sache geht an den Märkten etwas unter, und zwar die Tatsache, dass viele, möglicherweise sogar die meisten der heutigen Fortschrittstechnologien - ob nun Unterhaltungs- und Haushaltselektronik, Transporttechnologie, erneuerbare Energien oder militärische Ausrüstung - stark von einem ununterbrochenen Zufluss verschiedenster Spezialmetalle abhängig sind.
Angesichts der Spannungen im Nahen Osten und Nordafrika, angesichts einer Aufrüstung der Nationen im südchinesischen Meer, mit ihren gegenseitigen Gebietsansprüchen (an erster Stelle China und Japan) und angesichts der zahlreichen potentiellen Konflikte, die überall auf der Welt entstehen, dürfte klar sein, dass mehr als jemals zuvor die sichere Versorgung mit Spezialmetallen von oberster Priorität sein müsste.
Sollte ein Krieg ausbrechen - das sagt einem der gesunde Menschenverstand und auch die Beispiele aus der Geschichte -, werden die ersten Opfer die Globalisierung, die Ansätze der freien Marktwirtschaft und auch die “Just-In-Time-Lieferketten“ sein.
Falls es in Chinas strategischem Interesse läge, den Export von Seltenerdelementen, Wolfram, Antimon oder Graphit auszusetzen - um nur einige der vielen Spezialmetallmärkte unter chinesischer Kontrolle zu nennen -, die zudem gerade für militärischen Anwendungen essentiell sind, dann könnte keiner was dagegen tun.
Von den 50 Spezialmetallen, mit denen wir uns genauer beschäftigen, könnten allein in Australien, dank der einzigartigen geologischen Voraussetzungen, 40 wirtschaftlich produziert werden!
Über diesen Trend schreiben wir nun schon ganze sechs Jahre, aber abgesehen von einer kurzen Periode (Mitte 2010 bis Ende 2011 im Rahmen einer panischen Reaktion auf die Aussetzung der chinesischen Seltenerdelieferungen an Japan), hat das Abebben der Globalen Finanzkrise für allgemein sinkende Attraktivität von Bergbauprojekten am Markt gesorgt, und das betraft auch die Spezialmetallprojekte. Hier braucht es langfristige Kapitalzuwendungen und auch kontinuierliche Anstrengungen auf dem Weg zur profitablen Produktion.
Die Liquiditätsflut, die seit 2008 auf der Suche nach Gewinnen rund um den Planeten zischt, verfolgt allem Anschein nach nur kurzfristige Investitionsperspektiven, im Großen und Ganzen fallen Bergbauprojekte damit unter den Tisch.
Also in dieser Hinsicht hat sich nichts bewegt. Es wird viel geredet, großes bürokratisches Gehabe und fast schon lustiges Geplapper; Beschwerden der Welthandelsorganisation werden ignoriert und unfaire Geschäftspraktiken fortgeführt, aber es wurde nichts getan. Je länger das so weitergeht, desto verletzlicher wird der Westen werden.
Die Kursspitzen bei Spezialmetallen, unter denen der Westen 2010/2011 aufgrund der panischen Reaktionen auf die Lieferbeschränkungen von Seltenerdelementen aus China litt, werden uns minimal erscheinen im Vergleich zu dem, was man im Fall eines “heißen Krieges” zu erwarten ist.
Etwas anderes zu erwarten, wäre einfach nur naiv.
The Gold Report: Danke für die einsichtsreichen Informationen.
Richard Karn, Chefredakteur des Emerging Trend Reports, verfügt über ein breites, multidisziplinäres Hintergrundwissen sowie über professionelle Erfahrungen im Umgang mit Edel- und Spezialmetallen, er ist zudem versiert in den Bereichen Forschung, Analyse und Journalismus. Die ersten neun Ausgaben des Emerging Trend Report sind überarbeitet und aktualisiert in Form eines E-Book unter dem Titel "Credit & Credibility" verfügbar. Er hat für Publikationen wie Barrons, Kitco über Fullermoney bis hin zu Financial Sense Online geschrieben.
© The Gold Report
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Dieser Artikel wurde am 24. September 2014 auf www.goldseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.