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John Williams: 2015 - Dollar im Abwärtslauf

06.01.2015  |  The Gold Report
- Seite 4 -
Ich gehe davon aus, dass der Dollar deutlich an Wert verlieren wird, dass er richtig schwere Verluste erleiden wird. Das wird sich wiederum in stark steigenden Rohstoffkosten niederschlagen, die das allgemeine Preisgefüge und damit auch die Inflation in die Höhe treiben werden, zu einer konjunkturellen Stärkung der Wirtschaft wird das aber nicht führen. Darauf drängen die Zentralbanken aber, und das ist Unsinn.


The Gold Report: Ich habe vor kurzen einen Artikel geschrieben, der sich auf einige Kommentare des ehemaligen Fed-Chef Alan Greenspan bezog, die er auf der letzten New Orleans Investment Conference abgab. Er stritt im Grunde ab, dass die Fed für die Immobilienblase verantwortlich gewesen sei, er erklärte auch, dass es recht einfach sei, Blasen auszumachen, viel schwerer hingegen, wenn nicht sogar unmöglich, den Zeitpunkt des Platzens genau zu bestimmen. Stimmen Sie zu? Welche Bubbles können Sie erkennen?

John Williams: Greenspan ist ein sehr interessanter Charakter. Er hat ein wunderbares Vokabular und er war über Jahre hinweg mit Sicherheit auch ein einflussreicher Politiker und Fed-Chef gewesen, was Sie eben zitierten, ist im Großen und Ganzen aber Unsinn. Man kann tatsächlich viele Argumente dafür finden, dass unsere aktuellen Probleme durchaus auf die Kappe des ehemaligen Fed-Chefs gehen.

Hier wirken zwei Dynamiken. Die eine hat ihren Ursprung ungefähr im Jahr 1970: In den USA etablierten sich alle möglichen Handelspraktiken, die ein steil ansteigendes Handelsdefizit und eine Schwächung des Dollars förderten. Als der Dollar sank und die Binnenindustrie verstärkt ins Ausland abwanderte, verschwanden auch die gutbezahlten Jobs in der Produktion.

Wenn wir uns die staatlichen Zahlen für das inflationsbereinigte Einkommen der Produktionsarbeiter in den USA anschauen, sieht man, dass wir heute 10 - 15% unter den Ständen von 1970 liegen; in den letzten Jahrzehnten hat sich kaum was bewegt. Hier sind die Probleme mit dem Verbrauchereinkommen entstanden. Wir können Vermögen nicht durch die Produktion von Hamburger und der Bereitstellung von Dienstleistungen erzeugen. Wir sind zu einer Dienstleistungsgesellschaft geworden. Hier werden keine Vermögen aufgebaut, wie sie beispielsweise mit der Produktion von Autos oder Panzern aufgebaut werden.

Wenn ich Industrieproduktion sage, meine ich damit nicht allein das Montageband. Ich meine damit auch alle Subunternehmen, die zum Beispiel die Fabrik aufbauen. All das verschwand und brachte die Amerikaner in eine Lage, in der sie selbst die Wirtschaftsaktivität nicht mehr unterstützen konnten. Alan Greenspan hatte das erkannt. Er machte also Folgendes: Er förderte die Schuldenvermehrung, besonders in Bereichen wie den Darlehen auf bestehende Immobilienvermögen. Das sich daraus ergebende Wachstum der Kreditaufnahme sorgte dann für einen Großteil des US-Wirtschaftswachstums in den letzten 10 Jahren vor der 2008er-Panik.


The Gold Report: Also die Immobilienblase.

John Williams: Das war eine vorsätzliche politische Entscheidung von seiner Seite. Hätte die Wirtschaft schon viel früher einen schweren Rückschlag erlitten, sagen wir zur Zeit des Aktienmarktcrashs von 1987, dann hätte es damals eine Zeit der finanziellen Unbequemlichkeiten gegeben, doch dann wäre das System auch von einem Großteil der Missstände, die sich mit der Zeit aufgebaut hatten, bereinigt worden.

Anschließend hätte man mit positivem Wachstum in die Zukunft schreiten können. Mit der Schulden- und Kreditausweitung geschah dann aber Folgendes: Man hat sich größtmögliches Wachstum aus der Zukunft herbeigeliehen und es vorgezogen. Natürlich musste es dann auch einen Tag der Abrechnung geben.


The Gold Report: Haben wir eine solche Bereinigung hinter uns? Konnte das System im Jahr 2008 von all dem gereinigt werden?

John Williams: Nein. Alle möglichen Dinge laufen weiter, weil man das System, das zusammengebrochen wäre, nicht zusammenbrechen ließ. Es wurde so viel wie möglich davon in die Zukunft hinausgeschoben. Ein gesundes, tragfähiges System haben wir noch immer nicht. Die 2008er-Panik ist bei uns noch spürbar, sie wurde nur ein paar Jahre in die Zukunft verschoben. Wir werden ihr wieder begegnen.



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