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Teils warnende Stimmen zur Entwicklung der Asset-Märkte

10.05.2015  |  Klaus Singer
Aktionäre feiern den US-Arbeitsmarktbericht für April, der S&P 500 steigt um fast 1,4% und notiert wieder knapp unter Allzeithoch. Im privaten Sektor (non-farm) wurden 213.000 Stellen neu geschaffen, etwas weniger als erwartet. Die Zahl für März wurde von ohnehin schon weit unterdurchschnittlichen 129.000 auf 94.000 revidiert. Die Daten werden als Zeichen interpretiert, dass die US-Wirtschaft zwar (nach einem Durchhänger) wieder Fahrt aufnimmt - aber nicht genug, um Sorgen vor einer vorgezogenen Zinswende anzuheizen. Ein Bild wie gemalt …

Die Zunahme der Jobs ist den zweiten Monat in Folge im Jahresvergleich rückläufig. Das kann sich leicht als statistisches Rauschen entpuppen, muss es aber nicht. Werden alle non-farm-Arbeitsplätze einbezogen, so wurden im April 2,15% mehr Jobs geschaffen als vor einem Jahr.

Die Entwicklung liegt seit August 2014 über dem Trend, also haben wir es weiterhin noch mit einer Beschleunigung im Arbeitsplatzaufbau zu tun. Die aktuelle Zuwachsrate liegt auch über der früheren "Rekordmarke" von 2% aus dem Frühjahr 2006. Zwischen Juli 1996 und August 2000 lag dieser Wert allerdings stets über 2%, im Februar 1995 wurden sogar 3,5% erreicht (siehe Chart im unteren Teil).

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Noch etwas mehr Wasser im Wein gefällig? Die überwiegende Mehrheit der neuen Arbeitsplätze, nämlich über 81%, ist im inländischen Dienstleistungsbereich entstanden. In der Fertigungsindustrie gab es keine neuen Jobs. Das ist eine Situation, wie sie schon seit längerem besteht und hier schon mehrfach diskutiert wurde.

Im April sind laut offizieller Statistik in der Öl- und Gasförderung 3.300 Jobs abgebaut worden. Nach Challenger-Report haben Unternehmen im April alleine 20.675 Stellen gestrichen wegen sinkender Ölpreise. Nach derselben Quelle wurden in den ersten vier Monaten 2015 fast 202.000 Jobs in Unternehmen abgebaut. Die Zahlen sind nicht direkt vergleichbar, weil Challenger Entlassungsankündigungen zählt, aber die Diskrepanz ist beachtlich (und verdächtig).

Das Bild, dass die Industrie keine Arbeitsplätze schafft und der Jobaufbau nahezu ausschließlich im Dienstleistungsbereich stattfindet, spricht nicht gerade für eine überschäumende Dynamik bei der wirtschaftlichen Erholung. Dies zeigt auch die "labor force participation rate", die mit rund 63% seit längerem in einem Bereich liegt, der zuletzt Ende der 1970er Jahre erreicht wurde. Im Jahr 2000 lag der Wert bei gut 67%.

Die jüngsten Turbulenzen am Bond-Markt werfen die Frage auf, wie lange der Bull-Markt bei Aktien noch anhält.

Seit Mitte April hat die Gemengelage aus steigendem Ölpreis und schnell steigendem Euro/Dollar die Inflationserwartungen angeheizt. Nimmt man hierfür als Maß die Differenz aus den nominalen und realen Zinsen für 10-jährige TNotes, so hat sie sich von 1,63% zu Jahresbeginn (so tief wie zuletzt im November 2010) auf aktuell 1,88% hoch geschraubt (siehe Chart in der Mitte). Das ist isoliert betrachtet immer noch wenig, aber die Dynamik hat zuletzt überrascht. Aus der Bond-Blase wurde deutlich Luft abgelassen, das hat zu “Irritationen” auch an den Aktien-Märkten beigetragen.

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Zuletzt haben sich mehrere renommierte Analysten zu Wort gemeldet, die darauf verweisen, dass die gegenwärtige wirtschaftliche Erholung die zäheste seit Menschengedenken ist. David Rosenberg glaubt, dass das auch so bleibt. Das unterdurchschnittliche Wachstumsumfeld könnte aber zugleich länger anhalten als die meisten vermuten. Es sei sogar denkbar, dass der bisherige Expansions-Rekord aus den 1990er Jahren von gut zehn Jahren erreicht wird.

Den Grund dafür sieht er in der Regulierung der Banken, die dafür sorgt, dass die Wachstumsamplituden kleiner werden, der Konjunkturzyklus dafür aber länger anhält und mit geringeren Ausschlägen abläuft.


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