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Preisbildung im Rohstoffsektor: Die Macht der Spekulanten über die Kurse

26.08.2015  |  Theodore Butler
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Diese Menge ist zudem das Äquivalent zu zwei Milliarden Bushel Mais, oder fast 15% der US-Maisproduktion. Die USA sind der größte Maisproduzent der Welt, sie erzeugen die Hälfte der Weltproduktion. Könnte es eine offensichtlichere, kurstreibende Kraft an einem Markt geben, als einen Trader, der plötzlich 30% eines großen Terminmarktes kauft?

Bei jüngsten Kurseinbruch am Rohölmarkt von 12 $ verkauften die Trader des Managed Money auf Nettobasis 150.000 Kontrakte in einem Zeitraum von nur wenigen Wochen. Das ist das Äquivalent zu 150 Millionen Barrel Öl oder fast 10 % des gesamten NYMEX-Rohölmarktes. Ein Trader verkauft eilig 150 Millionen Barrel Rohöl! Mit welchen Kurseffekten ist also zu rechnen?

Beim Einbruch der Kupferpreise von 2,90 $ auf 2,40 $ seit dem 19.Mai haben Trader des Managed Money mehr als 66.000 COMEX-Kupferterminkontrakte auf Nettobasis verkauft - das sind ganz erstaunliche 40% des gesamten Open Interest am Markt. Wir sprechen hier zudem von einem Äquivalent zu 825.000 Tonnen Kupfer oder mehr als dem Doppelten der Lagerbestände von COMEX und LME zusammen.

Wie sollte es keinen deutlichen Kursverlust geben, wenn ein Trader das Äquivalent von 40% eines großen Marktes innerhalb von zwei Monaten verkauft? (Übrigens: Ich benutze hier die Daten der jüngsten COT-Berichte).

Beim Einbruch der Goldkurse um 140 $ seit dem 19.Mai verkauften Trader des Managed Money auf Nettobasis 93.000 COMEX-Terminkontrakte (meist in Form neuer Leerverkäufe) - also 20% des gesamten COMEX-Marktes oder aber das Äquivalent von 9,3 Millionen Unzen mit einem Gegenwert von mehr als 10 Mrd. $.

Würde Sie ein 11%iger Kursrutsch überraschen, wenn ein Trader in einem Zeitraum von etwas mehr als zwei Monaten 20% der weltgrößten Börse verkauft hat?

Im Umfeld des Einbruchs der Silberkurse um 3 $ seit dem 19.Mai verkauften Trader des Managed Money auf Nettobasis 57,000 COMEX-Silberterminkontrakte (meist in Form neuer Leerverkäufe) - oder aber knapp 30% des gesamten COMEX-Silbermarktes, welcher ebenfalls der größte Silberterminmarkt der Welt ist.

Das sind umgerechnet 285 Millionen Unzen oder aber fast 35% der jährlichen globalen Bergbauproduktion. Wie könnte ein großer Trader solch unglaublich große Mengen (relativ zum COMEX-Volumen und zur Weltbergbauproduktion) verkauften, ohne dass dabei die Kurse in den Keller gehen?

Ich bin mir bewusst, dass sich all diese Zahlen auf den Terminhandel und nicht auf die eigentlichen Rohstoffe beziehen. Aber genau das ist es doch! Da alle Rohstoffproduzenten und -verbraucher in die Kategorie der Preisnehmer, und nicht der Preisgeber, fallen, wird die Preisfindung für physische Rohstoffe eindeutig an den Terminmärkten bestimmt.

Senkt man den Silberkurs an der COMEX um 3 $, sinkt automatisch auch der Silberpreis für alle Silberproduzenten und Verbraucher um diese 3 $. Es ist vollkommen verrückt (und auch illegal), dass reine Spekulanten den realen Produzenten und Verbrauchern die Preise diktieren können. Aber wir leben eben in einer völlig verrückten Welt. (Möglicherweise aber nur solange, bis sich die realen Produzenten gegen diesen Wahnsinn erheben.)

Wer sind diese Trader, die derart kollektiv agieren und eine derart dominante Rolle bei der Rohstoffpreisfindung einnehmen? Und warum schauen die Aufsichtsbehörden weg, während die technischen Trader aus der Kategorie des Managed Money zu den unangefochtenen Kursmachern aufsteigen (wie die erwähnten Daten zeigen)?

Die Antwort auf diese Fragen sind schrittweise Prozesse und der Unwille, sich Probleme einzugestehen, die schon vor langer Zeit hätten behoben werden müssen.

Zuerst einmal Folgendes: Keiner der einzelnen technischen Trader aus der Kategorie des Managed Money ist für sich genommen verantwortlich für diese Kursbestimmung. Wenn aber all jene verschiedenen Managed-Money-Trader immer wieder dasselbe machen, dann bewirkt dieses kollektive Handeln unterm Strich Kursbestimmung und -verzerrung.

Insgesamt als Gruppe betrachtet, kontrollieren Trader des Managed Money Werte von mehr als 300 Milliarden $ im Bereich des Terminhandels. Sie haben sogar eigene, mächtige Lobbyorganisationen, die wie alle anderen derartigen Organisationen jeden Versuch bekämpfen, mit dem die Aktivitäten dieser Trader eingeschränkt werden sollen - auch wenn deren kollektives Handeln die Integrität unserer Märkte unterminiert.

https://www.managedfunds.org/

Und was die CFTC angeht: Sie hat in der Vergangenheit schon so oft Fehlverhalten und Fehlentwicklungen im Silbermarkt abgestritten. Für sie wäre es ein vollkommenes Ding der Unmöglichkeit, zuzugeben, dass irgendetwas von dem, was ich behaupte, am Silbermarkt tatsächlich stattfinden würde.

Weil die CFTC Angst davor hat, dieses Thema auch nur anzusprechen, hat sich die “Silbermanipulationskrankheit“ inzwischen auf fast alle von der CME kontrollierten Märkte übertragen.

Und das hätte nicht sein müssen. Denn für dieses Problem gab und gibt es eine einfache Lösung. (In diesem Artikel erörtere ich nicht meine Überzeugung, dass die Managed-Money-Trader von den Commercials trickreich zu Einstieg und Ausstieg aus ihren Terminpositionen bewegt werden. Denn das ist ein separates Problem.)

Die Lösung für dieses Problem (die ich nun schon seit Jahren propagiere) ist folgende: Die Managed-Money-Trader sollen wie eine große Trading-Einheit behandelt werden, die unison agiert. Denn praktisch betrachtet, verhalten sie sich genauso.

Es steht außer Zweifel, dass diese Trader Spekulanten sind. Es steht daher auch außer Zweifel, dass diese Gruppe wie eine einzige spekulative Einheit behandelt werden müsste, die sich einer gemeinsamen Positionsobergrenze zu unterwerfen hat.

Kein spekulativer Trader darf innerhalb kurzer Zeit 10%, 20% oder 40% eines Rohstoffmarktes an- oder verkaufen. Und das sollte genauso auch für kleine Gruppen aus Tradern gelten, die unisono handeln.

Man sollte nicht vergessen, dass wir hier über eine sehr kleine Zahl von Trader reden. An den meisten Märkten sind es um die 30 bis 50 Trader. Warum sollten 30 oder 50 rein spekulative CME-Trader das Recht haben, die Preise für Millionen oder gar Milliarden globaler Akteure festzusetzen, welche die ihnen diktierten Preise einfach hinnehmen müssen?


© Theodore Butler


(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 30.07.2015 auf der Website www.silver-phoenix500.com veröffentlicht.

Informationen zum Abonnement finden Sie unter www.butlerresearch.com.


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