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David Morgan über Peak-Silber, die COMEX und die Prognosen für 2016

28.03.2016  |  Mike Gleason
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David Morgan: Nun, Steve und ich stehen uns recht nahe und wir tauschen uns schätzungsweise einmal im Monat aus. Ich bin in dieser Hinsicht nicht ganz seiner Meinung. Es ist alles eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Aus heutiger Perspektive, bei einem Silberpreis von weniger als 16 Dollar, erscheint diese Annahme recht plausibel. Doch wenn der Preis wieder auf 40 Dollar steigt, ändert sich die Dynamik völlig. Die Vorkommen, die heute nicht wirtschaftlich gewonnen werden können, wären dann plötzlich sehr rentabel.

Wenn Sie im Detail wissen wollen, wie wir darüber denken, können Sie das im Buch "The Silver Manifesto" nachlesen. Wir haben ein ganzes Kapitel zu diesem Thema geschrieben. Basierend auf unseren Recherchen und unserer Einschätzung der kommenden Entwicklungen an den Edelmetallmärkten denken wir, dass Peak Silver wahrscheinlich noch einige Jahre in der Zukunft liegt.


Mike Gleason: Mit Sicherheit - und genau diesen Punkt haben Sie angesprochen - gibt es allerdings bei Preisen von unter 16 Dollar je Unze ein begrenztes Angebot, d. h. die Preise können nicht auf ewig so niedrig bleiben, ohne dass das Angebot eines Tages erschöpft ist. Wollen Sie darauf hinaus?

David Morgan: Ja, im Grunde genommen schon. Sie könnten argumentieren, dass der Silberpreis für immer über dieses Niveau steigen muss, andernfalls werden noch viel mehr Minengesellschaften pleite gehen. Ich bin nicht ganz dieser Ansicht. Die potentielle Angebotsknappheit bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Preise steigen müssen, aber sie macht es natürlich sehr wahrscheinlich.


Mike Gleason: Die negativen Zinssätze machen derzeit Schlagzeilen, zuerst in Europa und jetzt auch hier in den USA. Das treibt die Edelmetallkurse natürlich nach oben, insbesondere den Goldkurs. Negativzinsen auf Bargeld bedeuten letztlich, dass selbst Gold und Silber noch höhere Rendite abwerfen. Was sind Ihre Gedanken zu diesem Thema? Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass die Federal Reserve die Zinssätze nicht weiter anhebt und künftig vielleicht sogar ebenfalls mit negativen Zinsen experimentieren wird, wie es die Zentralbanker in der EU tun?

David Morgan: Das ist eine schwierige Frage. Ich werde Ihnen sagen, was ich denke, aber das ist nur meine Meinung. Ich bin der Ansicht, dass die Zentralbanken diese Strategie der Negativzinsen nicht wirklich gut durchdacht haben. Wir sollten zunächst einen Schritt zurücktreten und das Schuldenproblem betrachten. Wenn man fragt, wie dieses zu lösen sei, bekommt man als Antwort, "Ach, wir nehmen einfach noch mehr Kredite auf und erhöhen die Schuldenlast." Genau das ist praktisch während der Finanzkrise geschehen, als der damalige Finanzminister Hank Paulson uns das Troubled Asset Relief Program beschert hat.

Dann kamen die ersten quantitativen Lockerungen und wir haben unser Schuldenproblem mit noch mehr Schulden vergrößert. Als das nicht funktionierte, hieß es, wir sollten die Schulden einfach noch weiter erhöhen, und QE2 wurde beschlossen. Genau das hat zum Anstieg des Silberkurses von 26 Dollar auf 48 Dollar geführt, denn die Menschen gingen davon aus, dass auch die Realwirtschaft von der Preisinflation betroffen sein würde, nicht nur die Wall Street. Dazu kam es allerdings nicht, die Preise sind nur an den Finanzmärkten deutlich gestiegen. Aus diesem und einigen anderen Gründen haben es sich die Märkte anschließend anders überlegt und die Edelmetallpreise sind wieder gefallen.

Jetzt befinden wir uns also in einer Situation, in der die Aufnahme weiterer Schulden nichts mehr nützt, und wenn auch die Nullzinspolitik nicht mehr hilft, tja, dann müssen wir die Zinsen eben in den Minusbereich senken. Das wird mit Sicherheit funktionieren. Meiner Ansicht nach kann das natürlich auf gar keinen Fall gutgehen. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: In den USA wurde der Leitzins auf ein sehr, sehr niedriges Niveau gehoben. Ich denke die Zinserhöhung war vor allem ein Testlauf.

Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass die Vereinigten Staaten für eine lange Zeit keine Negativzinsen einführen werden, falls es überhaupt jemals so weit kommt. Es ist natürlich theoretisch möglich, aber ich glaube, dass der Hauptgrund für die Zinsanhebung durch die Federal Reserve in der Stärkung des US-Dollars bestand. Mein Freund Salinas Price hat kürzlich in einem seiner Artikel erklärt, was wirklich passiert ist: Die Chinesen haben ihre Dollarreserven massiv reduziert. Wir sprechen hier von Verkäufen in Billionenhöhe.

Die Zinssätze hat das nicht beeinflusst, was eigentlich fast unmöglich ist. Wenn es an einem freien Markt zu massiven Verkäufen oder Käufen kommt, reagiert der Preis darauf - und Zinsen sind der Preis des Geldes. Sie hätten sich also definitiv ändern müssen, aber das ist nicht geschehen. Sie können im Internet auch andere Interviews zu diesem Thema finden, in denen die Mechanismen dahinter angesprochen werden und erklärt wird, warum nichts passiert ist.

Ich denke, dass die Fed versucht, den Dollar so lange wie möglich zu stützen, auch wenn sie das niemals öffentlich zugeben würde. Sie versucht, den Dollar gegenüber anderen Währungen zu stärken, indem sie den Zinssatz im positiven Bereich lässt und in Zukunft weiter anhebt, vielleicht sogar noch einmal in diesem Jahr. Dadurch entsteht die Illusion eines starkes Dollars und die Illusion, dass die wirtschaftliche Lage der USA besser sei, als die anderer Länder. Das ist nur ein Trugschluss, doch in unserer heutigen, orwellschen Gesellschaft ist Wahrnehmung alles.

Ich habe also eine abweichende Meinung, Mike. Ich denke, dass die Fed die Zinsen auf dem aktuellen Niveau belassen oder sogar weiter anheben wird. Mit dieser Ansicht stehe ich sehr, sehr allein da. Ich kenne nicht viele, die mir in dieser Hinsicht zustimmen, aber das ist meine Meinung.


Mike Gleason: Kommen wir noch zu einem anderen Thema: Wir haben einen deutlichen Rückgang der in der Kategorie "Registered" verbuchten Goldreserven der COMEX beobachtet und die ziemlich absurde Situation erlebt, dass 500 Unzen Papiergold von nur einer einzigen Unze physischen Goldes in den Lagerhäusern gedeckt waren. Was halten Sie davon? Ist das ein Grund zur Sorge? Die Goldbestände der COMEX sind ja schon seit Langem ein Thema. Könnte es sein, dass wir uns an einem Wendepunkt befinden und Terminmärkte wie die COMEX künftig möglicherweise nicht mehr als zuverlässiger Preisbildungsmechanismus für physisches Gold und Silber angesehen werden?

David Morgan: Ja, das ist eine spannende Frage. Ich wünschte, ich könnte darauf eine absolute Antwort geben. Es gibt tatsächlich erhebliche Bedenken. Die Wahrscheinlichkeit, dass es wirklich so weit kommt, ist meiner Meinung nach aus verschiedenen Gründen relativ gering.

Einer davon ist der Vertrag, den man unterzeichnen muss. Egal, ob man nur ein einzelner Investor ist und immer nur einen Kontrakt oder einen Mini-Kontrakt handelt, oder ob es sich um eine große Finanzinstitution handelt, die tausende von Kontrakten handelt, oder gar um eine Zentralbank, die sich mit Abertausenden von Futures "absichert" - die Regeln sind für alle gleich. Jeder Handel kann in Barmitteln abgewickelt werden.

Es gibt einen Mechanismus, der anstelle von physischen Auslieferungen in Kraft tritt, wenn die gehandelte Goldmenge die des tatsächlich in den Lagerhäusern der CME vorhandenen physischen Goldes übersteigt. In diesem Fall erfolgt die Abwicklung auf Papierbasis. Ich bin mir sicher, dass die Mainstreampresse auch das noch so drehen und wenden würde, dass es so positiv wie möglich klingt und etwas schreiben würde wie "Skrupelloser Trader verlangt Goldlieferung - Forderungen per Gesetz entsprechend des Preises beglichen".

Sie würden natürlich nicht "Papierpreis" schreiben und wahrscheinlich fragen, wie es jemand wagen könne, die physische Lieferung des Goldes zu verlangen, wenn doch jedermann weiß, dass ein Goldkontrakt nur ein Papierinstrument zur Preisfindung ist und nichts mit der physischen Nachfrage zu tun hat. Letzteres ist gleichzeitig richtig und falsch.


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