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Der Silber-Tsunami

03.01.2017  |  Jeffrey Lewis
- Seite 3 -
Die englische Wikipedia schreibt dazu:

"Die CME Group Inc. (Chicago Mercantile Exchange & Chicago Board of Trade) ist ein amerikanisches Terminmarktunternehmen und eine der weltgrößten Options- und Terminbörsen. Sie besitzt und betreibt große Derivate- und Terminbörsen in Chicago und New York, sowie eine Reihe von Online-Handelsplattformen. 2014 erhielt sie die behördliche Genehmigung zur Eröffnung einer Derivatebörse in London. Sie besitzt außerdem die zum Dow Jones zählenden Aktien- und Finanzindices und die Untergruppe CME Clearing Services, die Clearing und Zahlungsabwicklungen für Börsengeschäfte bereitstellt.

Die an den Börsen der CME Group gehandelten derivativen Finanzinstrumente umfassen Futures und Optionen auf Zinsen, Aktien, Indices, Währungen, Energie, Agrar- und andere Rohstoffe, Edelmetalle, Industriemetalle, Wetter und Immobilien. Vom Wirtschaftsmagazin The Economist wurde sie als 'größte Finanzbörse, von der Sie noch nie gehört haben' beschrieben."

Alle Marktteilnehmer der Terminbörsen spielen nach den "Regeln" der technischen Analyse. Die Richtung der Preisentwicklung, das Handelsvolumen und die Dynamik bestimmen das Marktgeschehen - nicht Angebot und Nachfrage. An den Terminmärkten, die einst entstanden, um ein Preisgleichgewicht herzustellen und die Differenzen zwischen Bedarf und Produktionskapazitäten auszubalancieren, vernehmen wir heute das Echo der großen Entartung der Finanzwelt. Aufgrund der außer Rand und Band geratenen Spekulanten an den Futures-Börsen findet man an diesen Märkten heute nirgends mehr einen signifikanten Anteil von Verbrauchern und Produzenten. (Nunja, das ist wahrscheinlich eine Übertreibung.)

Historisch gesehen gab es am Silbermarkt praktisch keine Verkäufer mehr, nachdem die Brüder Hunt vom Handel an der COMEX ausgeschlossen wurden und der Silberkurs ab 1980 rasant abstürzte. Als Hauptakteure blieben die "Market Maker" übrig, die die Liquidität garantieren. In dieser völlig zugrunde gerichteten Marktumgebung waren sie die einzigen Verkäufer. Die Nachfrage der Industrie nach Silber blieb indes ungebrochen, während die Regierungen ihre Silberreserven abverkauften, bis schließlich zur Jahrtausendwende die meisten überirdischen Silberbestände verschwunden waren und die von der Industrie und zu Investitionszwecken benötigten Silbermengen die Produktionsleistung Jahr für Jahr überstiegen.

"Sie wissen alle, dass diese Änderungen aus einem ganz einfachen Grund notwendig sind - Silber ist ein seltener Rohstoff. Mit dem Wachstum unserer Bevölkerung und unserer Wirtschaft entstehen immer neue Anwendungsbereiche für Silber. Es ist eine Tatsache, dass der Silberverbrauch heute mehr als doppelt so hoch ist, wie die jährliche Fördermenge. Angesichts dieser weltweiten Silberknappheit und unserem schnell wachsenden Münzgeldbedarf, ist die Verringerung unserer Abhängig von Silber zur Münzherstellung der einzig wirklich vernünftige Weg."

- US-Präsident Lyndon B. Johnson bei der Unterzeichnung des Coinage Act am 23. Juli 1965

Allgemein gesagt werden Rohstoffe, insbesondere günstige Rohstoffe, meist übersehen. In unserem täglichen Leben schenken wir ihnen keine Beachtung. Sie sind in den Bauteilen enthalten, die wir verwenden, um alle Dinge herzustellen, die uns umgeben, aber die meisten von uns denken nicht darüber nach oder sehen das als selbstverständlich an.

Die gigantische, konzentrierte Short-Position wurde über lange Zeit aufgebaut, jahrzehntelang weitergereicht und wird schon viel zu lange geduldet. Derzeit wird sie von JP Morgan und wahrscheinlich von der ScotiaBank kontrolliert. Diese Position läuft jedoch immer Gefahr, eines Tages überrannt zu werden. Aufsichtsbehörden, Beobachter, Ökonomen und Finanzanalysten konnten diesen Zustand meist ignorieren oder gar als Verschwörungstheorie abtun, weil er schon so lange anhält.

Das erinnert mich an das Erdbeben, dass sich 2011 vor der japanischen Küste ereignete...

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Das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi wurde auf äußert rationale Weise errichtet. Es war darauf ausgelegt, einem Erdbeben dieser Größe zu widerstehen. Japan braucht sehr viel Energie. Der Großteil dieser Energie muss importiert werden, daher ist Kernkraft eine sinnvolle Option. Die Anlage war, wie gesagt, ausreichend gut durchdacht. Die Sicherungssysteme haben nicht versagt, man war nur einfach nicht gut genug vorbereitet. Nicht auf einen Tsunami.

Mann natürlich fragen, "Warum nicht?" Hätte ein Seismologe nicht vorhersagen können, dass eine geologische Verwerfung dieser Größenordnung einen Tsunami auslösen würde? Das wurde anscheinend nicht als signifikantes Risiko betrachtet oder vielleicht zog man es auch in Erwägung, nur um es dann aus einer Reihe von Gründen wieder zu verwerfen. Diese Gründe könnten durchaus auch etwas mit der Finanzplanung zu tun gehabt haben. Wie dem auch sei - die Gefahr wurde ignoriert und es kam zur Katastrophe.

Genauso verhält es sich auch mit dem Umfang der konzentrierten Position am Silber-Terminmarkt. Sie Silber-Futures sind das Paradebeispiel für eine so hohe Marktkonzentration. Wenn diese Position überrannt wird, oder wenn einer der großen Short-Seller unter den Commercials (z. B. JP Morgan) sich entschließen sollte, das Weite zu suchen, dann ist es völlig ausgeschlossen, dass die Anleger nicht von den plötzlichen, enormen Kursbewegungen an diesem Markt erfahren - auch wenn es ein Markt ist, dem zuvor niemand wirklich Beachtung schenkte. Sobald das geschieht, wird es trotz der geringen Größe des Silbermarktes zu einem "Zwischenfall" solchen Ausmaßes kommen, dass es unmöglich wird, ihn zu ignorieren.

Mit seinem beispiellosen "Wachstum" glich der Finanzsektor in den letzten 50 Jahren einem Krebsgeschwür. Dennoch werden die meisten Entwicklungen als Fortschritte betrachtet. All die neuen Errungenschaften wurden sowohl zum Guten als auch zum Schlechten genutzt - meist jedoch zum Schlechten.


Ein Preis, der gängige Vorstellungen umkehrt

An einem Markt, aus dem der einzige Verkäufer sich zurückgezogen hat, würde der Preis angesichts der Masse an Papierobligationen, die bei einem Kursanstieg erfüllt werden müssten, in die Höhe schießen. Ein Hoch des Silberkurses bei 150 $ wäre daher noch eine konservative, inflationsbereinigte Schätzung.

Die Situation lässt sich mit der Errichtung eines Damms zum Schutz eines Hafens vergleichen. Riesige Feldbrocken werden so hoch aufgetürmt, dass niemand darüber hinwegsehen und den gewaltigen Ozean (bzw. die Volatilität) dahinter erblicken kann. Der Damm erweist sich über die Jahre hinweg als zuverlässiger Schutz und niemand schenkt ihm mehr Beachtung. Außerdem ist das Wasser sehr kalt. Niemand wagt es, sich dem Damm zu nähern oder ihn zu überqueren. Es ist zu gefährlich.

In unserer kognitiven Dissonanz ignorieren wir ihn. Die Blockade hat schließlich all die Jahre lang standgehalten. Die Aufsichtsbehörden haben das Risiko eines Zusammenbruchs ignoriert und/oder diejenigen verspottet, die das Thema zur Sprache brachten - bis sich eines Tages aus heiterem Himmel ein gewaltiges Erdbeben ereignet oder ein mächtiger Sturm zusammenbraut und der Damm bricht. Dann strömen die bis dahin zurückgehaltenen Meeresfluten mit aller Gewalt hinein und der Hafen wird nie wieder so aussehen wir früher.


© Jeffrey Lewis


Der Artikel wurde am 13. Dezember 2016 auf www.Silver-Coin-Investor.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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