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Die Zinsstruktur hat recht

18.08.2019  |  Klaus Singer
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Makro-Datenreihen sind naturgemäß nachlaufend und unterliegen zudem nachträglichen Revisionen. Die oben erwähnten Datenreihen zeigen alle per heute lediglich das Fehlen von Expansion, aber keine kontraktive Entwicklung an. Auch das Verbrauchersentiment gibt bisher kein Warnsignal. Anders beim ISM-Index, der die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe widergibt und basiert auf unterschiedlichen Sub-Indices u.a. für Preise, Aufträge, Beschäftigung und Lagerhaltung.

Als Diffusionsindex liegt seine Scheidelinie bei 50%. Auf diese strebt er mit hoher Dynamik zu, nachdem er im August 2018 ein Hoch bei 61,30 erreicht hatte. Die Trendauswertung zeigt, dass er sich seit April unter dem mittelfristigen Trend entwickelt, also in dynamischer Hinsicht kontrahiert, während er sich statisch gesehen mit 51,20 per Juli noch im expansiven Bereich befindet.

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Die Finanzpresse vertont mehrheitlich, die Makrodaten signalisieren alles andere, nur keine Rezession. Und mit dem alten Argument „dieses Mal ist es anders“ wird versucht, die Aussagekraft der Zinsstruktur zu diskreditieren. Ich würde der Zinsstruktur eine sehr viel höhere Bedeutung bei der Frage zu messen, ob wir uns einer Rezession nähern.

Ich hatte wiederholt den folgenden Chart gezeigt, der die Häufigkeitsverteilung von mehreren Merkmalen der Zinsstruktur auswertet und daraus berechnet, wie wahrscheinlich eine Rezession ist. Dieser Indikator hatte zum ersten Ende Mai 2018 signalisiert, dass es innerhalb der nächsten vier bis sechs Quartale zu einer Rezession kommt. Dieses Signal ist aktuell nicht mehr aktiv. Wie der Chart zeigt, kam es bei den zurückliegenden Rezessionen kurz danach jeweils zum Einsatz einer Rezession. Im aktuellen Fall würde ich damit rechnen, dass dies gegen Jahresende erneut der Fall sein dürfte.

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Der US-"Echtzeit-BIP-Indikator", gebildet aus dem Produkt der Anzahl der Arbeitsstellen und der Wochenarbeitszeit, zeigt gegenwärtig eine deutliche Abschwächung. Das gilt insbesondere auf Grundlage der Arbeitszeit im Fertigungsbereich. Um den Dienstleistungsbereich scheint es noch besser bestellt zu sein. Das ist ein Effekt, der auch lange verdeckt hat, dass der deutsche Produktionssektor bereits seit Mitte 2018 kontrahiert; die deutsche Gesamtwirtschaft kontrahiert erst mit dem zweiten Quartal 2019 (siehe Chart!).

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Chartquelle: https://fred.stlouisfed.org/graph/?graph_id=525495&rn=669


Die kommende Woche dürfte spannend werden - die Protokolle der jüngsten Sitzungen von Fed und EZB werden veröffentlicht, es gibt die Flash-PMIs für die USA und die Eurozone, sowie weitere Makrodaten aus den USA, Europa und aus Japan. Außerdem kommen in Kürze die Zentralbänker zu ihrer Jahrestagung in Jackson Hole zusammen. Diese dürfte in diesem Jahr besondere Beachtung finden.


Fazit:

Dieses Mal ist es auch nicht anders - die Makrodaten laufen hinterher und sind als frühzeitiges Rezessions-Omen ungeeignet. Die Zinsstruktur sendet mittlerweile ernst zu nehmende Signale aus, die vor dem Einsatz einer wirtschaftlichen Kontraktion warnen.

Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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