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Der Flirt mit dem Euro-Inflationsschock

12.04.2020  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 3 -
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Quelle: Refinitiv; Berechnungen Degussa.


Besser Gold als Euro

Abb. 4 zeigt die Entwicklung der Bilanzsumme der Euro-Zentralbanken und den Goldpreis in Euro gerechnet. Wie zu erkennen ist, besteht ein recht enger positiver Verbund zwischen diesen beiden Zeitreihen: Das Anschwellen der Zentralbankbilanz ging einher mit einem steigenden Goldpreis. Es fällt nicht schwer, diesen Zusammenhang zu deuten. Die anschwellende EZB-Bilanz reflektiert die Politik des Gelddruckens, die den Außenwert des Euro schmälert und - weil viele Zentralbanken das Gleiche tun - die Goldnachfrage in die Höhe. Weil zu befürchten ist, dass die elektronischen Notenpressen immer schneller laufen werden, ist Anlegern aus dem Euroraum zu empfehlen: Besser Gold als Euro halten!

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Quelle: Refinitiv; Graphik Degussa. Das Eurosystem besteht aus der EZB zuzüglich der nationalen Zentralbanken.


Hochkonjunktur der staatlichen Verschuldungspolitik

Die EU-Finanzminster haben die Regeln des EU-Stabilitätspaktes außer Kraft gesetzt - wegen des "schweren wirtschaftlichen Einbruchs", den der politisch verordnete "Lockdown" verursacht hat. Kein Euroraum-Staat muss mehr sein Haushaltsdefizit unter drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIPs) halten. Zwangsloses Schuldenmachen ist jetzt erlaubt. Das Schuldenmachen zur "Überbrückung" des Einkommensausfalls in der Coronavirus-Krise ist das eine - und ein Defizit von mindestens rund 6% des BIPs in 2020 ist wahrscheinlich, so schätzen wir.

Das andere ist, den Staaten Carte Blanche beim Schuldenmachen einzuräumen. Denn zum einen gibt es für jeden Staat jetzt einen großen Anreiz, seine Verschuldung übergebührlich in die Höhe zu treiben - weil ja ein Teil der Kosten der Verschuldung sozialisiert, also den Clubmitgliedern aufgebürdet werden kann (und genau das sollte der Stabilitätspakt verhindern).

Zum anderen schafft das Verschulden Abhängigkeiten. Kommt sie erst einmal in Fahrt, ist es schwer, sie wieder zu beenden. Das liegt daran, dass sich Regierungen und Regierte an die Verschuldung gewöhnen, sprichwörtlich von ihr abhängig werden. Denn das gesamte Produktions- und Beschäftigungssystem steht und fällt damit, dass die Staaten die Nachfrage mit kreditfinanzierten Ausgaben aufrecht erhalten - nicht nur während der Krise, sondern auch nach der Krise.

Die Keynesianische Idee, in der Krise mit Schulden "gegenzusteuern", erweist sich in der Praxis immer wieder als große Illusion - wie die seit Jahr und Tag die im Trendverlauf steigende Staatsverschuldung in nahezu allen Ländern bezeugt. Der Druck auf die EZB, den Staaten als Geldbeschaffungsmaschine zu dienen, wird dadurch größer denn je. Die EZB verliert de facto die Kontrolle über die Geldmenge und damit die Inflation im Euroraum: Beide liegen unter der "Fiskalischen Dominanz" zusehends in den Händen der Finanzminister. Kein vertrauenserweckendes Ergebnis. Denn einen schlechteren Verwalter für Geldangelegenheiten kann es bekanntlich kaum geben.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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