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Titanischer Gradmesser für die steile Zukunft von Gold

24.03.2021  |  Matt Piepenburg
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Erneuter Blick auf Inflation

Also: Was können wir, rational betrachtet, in Zukunft erwarten? Welche Schlüsselindikatoren, und welche Schlüssel-Assets, wären dann die logische Wahl? Zur Orientierung versorgt uns die Geschichte, wie üblich, mit einer Reihe plausibler Karten und Pläne.

Wie immer ist damit auch ein Eintauchen in scheinbar so "langweilige" Themenbereiche wie Inflation, US-Staatsanleihenrenditen und verzweifelte Banker verbunden. Daher müssen wir uns erneut - Sie ahnen es - ja, mit Inflation beschäftigen …

Glücklicherweise hält das 20. Jahrhundert zwei inflationäre Fallstudien parat (aus den 1940ern und 1970ern), die uns die Zukunft, ganz ohne Tarotkarten, erhellen.


Inflation der 1940er

In den 1940ern herrschte, ganz ähnlich wie heute, Inflation vor dem Hintergrund massiver Haushaltsdefizite (der 2. Weltkrieg war gerade zu Ende). Wie heute war auch in den 1940ern die Schuldenstandsquote (Schulden:BIP) über die kritische 100 %-Marke geklettert.

Natürlich sind das viele Schulden, zu viele Schulden. Würden die Zinsen (bzw. die Erträge für US-Staatsanleihen) in einer solchen Situation zu stark steigen, wäre Uncle Sam zahlungsunfähig. Zur Deckung dieser Defizite entschied sich die Fed (damals wie heute) für einen sehr großzügigen Ankauf von US-Staatsanleihen, um die Renditen bzw. die Verzinsung auf einem unnatürlich niedrigen Niveau zu halten.

Das heißt: Die gute Fed der 1940er hatte dafür gesorgt, dass die Erträge (und folglich die Verzinsung) über die gesamte Ertragskurve hinweg nicht über 2,5% kletterte, also für kurz- und langlaufende US-Staatsanleihen.

Das war der klassische Fall (also ein Mischfall) aus massiven Schulden, hoher Inflation und niedrigen Zinsen, dank EKK.


Inflation der 1970er

Die Inflation der 1970er Jahre hatte eine komplett andere Geschmacksrichtung und bot einen komplett anderen "Lösungsansatz".

Anders als in den 1940ern lag die Schuldenstandsquote der Nation (auf staatlicher, unternehmerischer wie privater Ebene) damals deutlich niedriger.

Als die Inflation (nach der Präsidentschaft Nixons) spürbar anzog, war Fed-Chef Volcker, anders als heute, noch in der Lage, die Anleiherenditen/-zinsen in die Höhe schießen zu lassen, um die Inflation einzudämmen.


Inflation der 2020er

Es muss nicht extra erwähnt werden, dass wir am Anfang einer inflationären Phase stehen, die viel eher den 1940ern ähnelt als den 1970ern. Kurz: Wir werden niemals Zinserhöhungen wie unter Volcker erleben, nicht auf absehbare Zeit.

Würden die Renditen für Staatsanleihen und/ oder die Zinssätze auf 4 oder 5% ansteigen, dann wären die Fremdkapitalkosten und damit die Gesamtlage fatal. Unsere von titanischen Schulden durchdrungenen Nationen und Märkte würden den wachsenden Zinseisberg rammen. Ende der Party.

Deswegen ist mehr Ertragskurvenkontrolle so unvermeidlich wie Politikerlügen.

Doch was die Inflation der 2020er angeht: Sie ist noch nicht da - zumindest nicht in den Daten der Verbraucherpreisinflation, die in einem fast schon skurrilen Ausmaß bagatellisiert.

Womöglich fragen Sie sich also, warum ich die 2020er mit den inflationären 1940ern vergleiche. Immerhin: Wo ist denn die Inflation?

Okay, die Inflation ist im Kommen; und zwar aus folgenden Gründen.


Inflation & Geldumlaufgeschwindigkeit?

Viele Anhänger deflationärer Theorien meinen, dass es ohne Anstieg der Geldumlaufgeschwindigkeit in der Realwirtschaft keine Inflation geben wird.

Inflation ist allerdings etwas komplexer als nur eine Frage steigender Geldumlaufgeschwindigkeit. Inflation braucht nicht unbedingt einen Anstieg der Geldumlaufgeschwindigkeit, dafür liefert uns die Geschichte Indizien. Allein fallen darf sie nicht!

In der inflationären Phase der 1970er war die Geldumlaufgeschwindigkeit beispielsweise deutlich niedriger als in den nicht-inflationären 1950ern.


Inflation & Geldangebot

Die sicherste und zuverlässigste Messgröße für Inflation ist wie eh und je ihre Korrelation zu den Erhöhungen des breit gefassten Geldangebots (broad money supply).

Kurz: Wächst das breit gefasste Geldangebot, dann IST das, definitionsgemäß, Inflation.


Inflation & Steigende Rohstoffpreise

Damit sich in unserer heutigen Ära ein deutlicher Anstieg im Verbraucherpreisindex (CPI) ergibt, müssen zwei Kräfte ihre Wirkung entfalten - 1) eine nicht-sinkende Geldumlaufgeschwindigkeit gepaart mit einem Anstieg im breit gefassten Geldangebot und 2) eine Knappheit (und somit ein Preisanstieg) bei Rohstoffen.

Und wissen Sie was? Diese Kräfte finden gerade zusammen.

Ungeachtet des mit Überangebot kämpfenden Energiesektors erleben wir gerade eine Rohstoffknappheit im allgemeinen Rohstoffmarkt (und ergo Preissteigerungen) - von Kupfer über Nutzholz bis hin zu Rindfleisch und Mais.

Der zyklische Übergang zu einer Rohstoffpreisinflation ist wie eine große, blinkende Leuchtreklame für steigende Verbraucherpreise, die man im eigenen Geldbeutel spürt und die sich tatsächlich auch auf der Verbraucherpreisskala niederschlägt, ganz gleich, wie defekt und komplett fiktiv diese ansonsten sein mag.

Vor dieser Rohstoffknappheit flossen das breite Geldangebot und die frisch geschöpften Dollars auf direktem Wege in schwer aufgeblähte Aktien, Anleihen und Immobilien - Bereiche also, die heute durchweg unter die Kategorie der klassischen Blase fallen.

Im späteren Jahresverlauf 2021 wird sich diese Rohstoffknappheit (und folglich die rohstoffgetriebene Inflation im Verbraucherpreisindex) bemerkbar machen und auch in den kommenden Jahren weiter steigen, so dass selbst der unverblümt betrügerische Verbraucherpreisindex nicht anders kann, als merklich zu nach oben auszuschlagen.



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