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Gold versus Aktien und US-Dollar

14.05.2022  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Das Gold, wenn es in einem (halbwegs) freien Markt gehandelt wird, kann der Fiat-Geldentwertung entkommen: Sein Preis in Fiat-Geldeinheiten wird bei Inflation, wie alle anderen Güterpreise auch, sehr wahrscheinlich ansteigen (ein steigender Goldpreis zeigt an, als dass die Kaufkraft des Fiat-Geldes schwindet). Dabei kann der Goldpreis auch stärker als die Inflation zulegen. Beispielsweise wenn die Goldnachfrage relativ zum Goldangebot steigt - weil mehr Gold für Schmuck- und Industriezwecke nachgefragt wird, und bei gegebenem Goldangebot der Marktausgleich einen höheren Goldpreis erfordert. Der Goldpreis reagiert natürlich vor allem auch auf die wechselnden Risikoeinschätzungen der Marktakteure.


Gold als "sicherer Hafen"

Gold wurde und wird als ein "sicherer Hafen" angesehen: Gab es beispielsweise Panik im Finanzmarkt oder ging Kriegsangst um, zog der Goldpreis an. Allerdings war (und ist) das keine "Gesetzmäßigkeit". Beispiel: Im Zuge der Lockdown-Krise zu Beginn 2020, die verbunden war mit einer massiven Ausweitung der US-Geldmenge, profitierten vor allem die US-Aktien, nicht so sehr das Gold (Abb. 3 a). Der inflationäre Schub der Geldpolitik erreichte also insbesondere die Aktienkurse, weitaus weniger stark den Goldpreis. Gold war jedoch besser als US-Dollar: Die Kaufkraft des Goldes stieg zunächst stark an, gab dann etwas nach, und liegt nunmehr deutlich über der stark verminderten Kaufkraft des US-Dollar.

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Quelle: Refinitiv; eigene Berechnungen. * Serien sind indexiert (Januar 2020 = 100). **Serien sind indexiert (Januar 2020 = 1). Steigt (fällt) die Linie, nimmt die Kaufkraft zu (ab). Beispiel: Hat die Linie einen Wert von 0,90 im Mai 2022, bedeutet das, dass die Kaufkraft um 10 Prozent gegenüber Januar 2020 gesunken ist.


Die Wert- und Preisbestimmung des Goldes aus Sicht der Anleger ist keine Konstante im Zeitablauf. Sie ist vielmehr, wie es bei anderen Gütern auch der Fall ist, Veränderungen unterworfen. So sehen heutzutage viele Anleger im "Papiergold" - gemeint sind Gold-Futures und -Swaps, Goldzertifikaten etc. - einen nahezu "perfekten" Ersatz für physisches Gold.

Durch die Akzeptanz dieser Finanzindustrieprodukte wird die "wahre" Knappheitssituation im Goldmarkt und damit die Preisbildung des Goldes verzerrt, denn es wird ein (Schein-)Goldangebot geschaffen, das sprichwörtlich gar nicht existiert. Solange das "Papiergold" en vogue ist und weiterhin unbekümmerte Abnehmer findet, wirkt sich das tendenziell preisdämpfend auf den Goldpreis aus.

Eine Umorientierung der Anleger - weg vom Papiergold und hin zum physischen Gold - hätte sehr wahrscheinlich eine stark preissteigernde Wirkung auf das Gold. Sie könnte zum Beispiel im Zuge einer erneuten Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelöst werden. In jedem Falle verfügt das physische Gold über Eigenschaften, die es einzigartig machen: Seine Kaufkraft kann durch die Zentralbankpolitik nicht herabgesetzt werden, und Gold trägt, anders als Bankguthaben, kein Kreditausfallrisiko. Der Marktwert genau dieser Eigenschaften des Goldes wird vermutlich vollumfänglich gehoben, würden die Digitalisierungsmöglichkeiten der physischen Goldhaltung und -verwendung stärker als bislang ausgeschöpft.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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