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Ryan W. McMaken: Der Aufstieg des Staates und das Ende des privaten Geldes (Teil 1/2)

14.04.2025
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Mit anderen Worten: Es wäre ein Fehler, die Ära des klassischen Goldstandards als eine Periode der Schwäche des Staates in Finanz- und Währungsangelegenheiten anzusehen. Im Gegenteil, der klassische Goldstandard beruhte auf einem festen Fundament staatlicher Macht, die nur durch die Gesetzgebung begrenzt war. Die Legitimität des Vorrechts des Staates, das Geldsystem letztlich zu überwachen, wurde nicht in Frage gestellt.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts waren in Großbritannien und in vielen anderen wichtigen Ländern die Tage der privat ausgegebenen Banknoten und der privat geprägten Münzen gezählt. (Die USA hinkten diesem Trend etwas hinterher, aber das Ergebnis war letztlich dasselbe.) Das heißt, es gab keine Institutionen mehr, die den Staat bei der Ausgabe und Schaffung von Geld realistisch herausfordern konnten.

Im 19. Jahrhundert gab es zwar Hindernisse für die Fähigkeit des Staates, die Währung aufzublähen und zu entwerten, aber die Staaten blieben dennoch die Sieger über privates Geld, private Banken und private Münzstätten. Es sollte uns nicht überraschen, dass auf den klassischen Goldstandard der Goldtauschstandard folgte, ein System, das durch und durch von staatlichen Akteuren beherrscht wurde. Bald darauf folgte die völlige Abschaffung der Edelmetalle.


Die Rolle des klassischen Goldstandards beim Aufbau staatlicher Währungsmacht.

Dies wird vielen Libertären und Befürwortern der freien Marktwirtschaft als eine merkwürdige Position erscheinen. Schließlich wurde die Idee eines Goldstandards für nationale Währungen während eines Großteils des vergangenen Jahrhunderts routinemäßig mit Laissez-faire-Wirtschaft und "klassischem Liberalismus" - auch bekannt als "Libertarismus" - in Verbindung gebracht.

Es ist nicht schwer zu verstehen, warum. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts - als der Liberalismus der freien Marktwirtschaft in weiten Teilen Westeuropas besonders einflussreich war - waren es die Liberalen, die auf die Einführung des Systems drängten, das wir heute als den klassischen Goldstandard (CGS) kennen, der in Europa von etwa 1870 bis 1914 herrschte.

Die Liberalen drängten seinerzeit aus mehreren Gründen auf diese Änderung. Die Liberalen glaubten, dass der CGS die Globalisierung und den internationalen Handel erleichtern und gleichzeitig die sogenannten Transaktionskosten senken würde. Der CGS schuf auch ein transparenteres Währungssystem in dem Sinne, dass die nationalen Währungen ausdrücklich an bestimmte Goldmengen gebunden wurden. Außerdem beseitigte den CGS die angeblichen Ineffizienzen des Bimetallismus.

Heute fühlen sich Liberale weiterhin mit dem CGS - und mit rohstoffbasiertem Geld im Allgemeinen - verbunden, weil der CGS das Ausmaß, in dem ein staatliches Regime die Währung entwerten kann, potenziell begrenzt. Es ist jedoch auch leicht, das Ausmaß zu überschätzen, in dem der CGS als Laissez-faire oder als ein System, das wirklich gegen die Interessen der Staatsmacht arbeitet, beschrieben werden kann.

Vielmehr war der klassische Goldstandard der Schlüssel zur Festigung der staatlichen Kontrolle über die nationalen Währungssysteme. Dies wurde von den Nationalisten jener Zeit verstanden, die den Goldstandard als ein Instrument zur Steigerung des nationalen Prestiges, der Souveränität und der staatlichen Macht betrachteten.

Obwohl viele Liberale offenbar hofften, dass der klassische Goldstandard die nationalen Währungen in einer wahrhaft globalisierten Welt irrelevant machen würde, geschah dies nicht. Stattdessen scheint der CGS in vielerlei Hinsicht die Bühne für das bereitet zu haben, was später kam: Bretton Woods und frei schwankende Fiatwährungen. Diese beiden Entwicklungen beendeten natürlich die totale staatliche Kontrolle über die nationalen Währungen.

Eine Analyse dieser historischen Trends führt uns zu einer wichtigen Schlussfolgerung: Es reicht nicht aus, nostalgisch über den klassischen Goldstandard zu schwärmen und eine Rückkehr zu goldgedeckten nationalen Währungen anzustreben. Vielmehr muss die Idee der nationalen Währungen insgesamt aufgegeben werden, während ein echter Währungswettbewerb und privates Warengeld eingeführt werden müssen.


Der klassische Goldstandard: Besser als Fiatwährungen, aber nicht ideal

F.A. Hayek erkannte die zentrale Rolle des Staates im klassischen Goldstandard, als er in 'The Denationalisation of Money' schrieb: "Ich glaube immer noch, dass der Goldstandard mit all seinen Unvollkommenheiten das einzige einigermaßen sichere System ist, solange die Verwaltung des Geldes in den Händen der Regierung liegt. Aber wir können es sicherlich besser machen, wenn auch nicht durch die Regierung. " Mit anderen Worten: Ein Goldstandard der klassischen Art wäre eindeutig eine Verbesserung gegenüber dem heutigen Status quo. Aber es ist letztlich ein Geldsystem, das "in den Händen des Staates" bleibt.

Was ist also das Ideal? Hayek kommt zu dem Schluss: "Wenn wir wollen, dass das freie Unternehmertum und die Marktwirtschaft überleben, haben wir keine andere Wahl, als das staatliche Währungsmonopol und die nationalen Währungssysteme durch den freien Wettbewerb zwischen privaten Emissionsbanken zu ersetzen."

Um diesen Gegensatz zwischen goldgedeckten nationalen Währungen und wirklich privatem Geld zu verstehen, ist es hilfreich, sich die monetäre Situation vor der Einführung des klassischen Goldstandards anzusehen. Dies war natürlich keine Zeit ohne staatliche Interventionen. Aber es war eine Zeit, in der ein echter Währungswettbewerb stattfand, wenn auch mit staatlichen Konkurrenten in der Mischung.


Vor nationalen Währungen und dem klassischen Goldstandard

Viele dieser früheren monetären Milieus unterschieden sich stark von der Situation im 19. Jahrhundert, die heute allgemein einfach als "Goldstandard" bezeichnet wird. Dennoch begehen viele Gegner des Fiatgeldes heute oft den Fehler, jede Art von metallbasiertem Geld als Goldstandard zu bezeichnen.

Dies ist ganz typisch für die Erklärungen zur Geschichte des Geldes, sowohl bei den Befürwortern als auch bei den Gegnern der Verwendung von Warengeld. Ein "Lehrvideo" mit dem Titel "The Gold Standard Explained in One Minute" ist ein typisches Beispiel für dieses Problem. Das Video folgt dem üblichen Zeitstrahl, der in solchen Zusammenfassungen der Geldgeschichte verwendet wird.

Es geht folgendermaßen: Vor Tausenden von Jahren begannen die Menschen, Goldmünzen zu prägen. Dann lagerten sie diese Münzen in Tresoren. Dann, 1945, endete dies mit dem Bretton-Woods-System. Dann wurde 1971 die Verbindung zwischen Gold und Geld ganz abgeschafft. Jetzt verwenden wir Fiatgeld. Das war's.

Dies ist, gelinde gesagt, ungenau. Vielmehr lässt sich der größte Teil der Geldgeschichte als ein dezentrales System konkurrierender Banknoten und Münzen aus Kupfer, Silber und Gold beschreiben. Die Ausgabe von Banknoten war bis zum 19. Jahrhundert überwiegend privat - eine Praxis, die von italienischen Bankiers im Mittelalter eingeführt wurde.

Eric Helleiner beschreibt es so: "Vor der Einführung des Goldstandards hatten die Länder in der Regel recht heterogene und oft recht chaotische Währungssysteme, in denen der Staat nur eine teilweise Kontrolle ausübte." Historisch gesehen konnten Münzen von privaten Münzprägeanstalten oder von Münzprägeanstalten mit staatlichem Monopol geprägt werden. Allerdings zirkulierten Münzen aus einer Vielzahl von Rechtsordnungen oft frei innerhalb eines jeden Staates.

Außerdem waren die am häufigsten verwendeten Münzen oft aus Silber und nicht aus Gold. Vom 16. Jahrhundert bis zum 19. Jahrhundert war ein Großteil der Welt eher einem Silberstandard als einem Goldstandard ähnlich. Ein wichtiges Beispiel hierfür ist der mexikanische Silberdollar, der bis ins 19. Jahrhundert hinein in Amerika und in Ostasien frei zirkulierte. Erst in den 1870er Jahren gab die Welt den mexikanischen Dollar - und andere Arten von Silbergeld - auf, um sich dem aufkommenden Goldstandard zuzuwenden.

Lesen Sie weiter: Teil 2...


© Ryan W. McMaken
www.clifdroke.com



Dieser Artikel wurde am 26.03.2025 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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