Edelmetalle steigen sprunghaft an - Wall Street tauscht Anleihen gegen Gold
15.10.2025 | Mike Gleason
Gold stieg letzte Woche aufgrund massiver Käufe und einer starken Dynamik auf über 4.000 US-Dollar je Unze. Das gelbe Metall hat im Jahr 2025 nun um über 50% zugelegt – dank Währungsabwertung, geopolitischer Spannungen, anhaltender Käufe durch die Zentralbanken, Zinssenkungen durch die Fed und nun einer neuen Entwicklung an der Wall Street, wo Investmenthäuser Anleihen gegen Gold tauschen. Dieser jüngste Anstieg spiegelt eine breitere Umschichtung weg von überbewerteten Aktien und eine Suche nach monetärer Stabilität wider. Unterdessen verzeichneten goldgedeckte ETFs gerade ihre größten Zuflüsse seit mehr als drei Jahren, was die wachsende Beteiligung von Privatanlegern und institutionellen Anlegern widerspiegelt. Und das US-Einzelhandelsumsatzvolumen bei Money Metals Exchange ist in den letzten Tagen erheblich gestiegen.
Die mit Abstand größte Geschichte der letzte Woche ist jedoch die Entwicklung des Silberpreises. Mit einem Anstieg von rund zwei Dollar in dieser Woche (Stand Freitag) wird das „Gold der Armen” derzeit über seinem Allzeithoch von 50 Dollar gehandelt. Tatsächlich wurde Silber am Londoner Markt, wo das Angebot an physischem Silber derzeit besonders knapp zu sein scheint, für einige Stunden deutlich über 51 Dollar gehandelt.
Hier ist die Hintergrundgeschichte...
Der Londoner Markt ist seit langem das Epizentrum des physischen Edelmetallhandels in der westlichen Welt. Sie erinnern sich vielleicht an die Berichte zu Beginn dieses Jahres über die großen Mengen an Gold und Silber, die von London in US-amerikanische Lagerhäuser transportiert wurden, um möglichen US-Importzöllen auf Gold und Silber zuvorzukommen. Diese Zölle wurden zwar nie eingeführt, aber riesige Mengen an Edelmetallen wurden physisch aus London abgezogen.
In der Folge kam es zu einer enormen physischen Nachfrage nach Silber aus dem Nahen Osten, Indien und dem übrigen Asien – was in den letzten Monaten zu einem noch stärkeren Abfluss von Silber aus London geführt hat. In Verbindung mit den großen Zuflüssen in Silber-ETFs – Fonds, die ihr Silber ebenfalls auf dem Londoner Markt beziehen – führt dies zu einer sehr knappen Verfügbarkeit.
Bei Money Metals haben wir eine enorme Nachfrage nach Silber festgestellt – ein Großteil davon stammt von Erstkunden. Es scheint, als würden die Schlagzeilen einige Aufmerksamkeit erregen.
Zurück zum Gold: Mehrere Wall-Street-Analysten haben gerade ihre Preisprognosen angehoben. Goldman Sachs hat sein Goldziel für 2026 auf 4.900 US-Dollar angehoben und begründet dies mit der Nachfrage aufgrund anhaltender Käufe durch Zentralbanken und einem Anstieg westlicher Investitionen.
Die große Investmentbank hatte zuvor einen Goldpreis von 4.300 US-Dollar bis Ende 2026 prognostiziert. In einer Forschungsnotiz erklärte Goldman, dass „die starke strukturelle Nachfrage der Zentralbanken und die Lockerung der Geldpolitik durch die US-Notenbank“ sowie die Nachfrage nach ETFs den Goldpreis weiterhin stützen würden.
Goldman unterteilte Goldinvestoren in zwei Gruppen. Zum einen gibt es überzeugte Käufer, die das gelbe Metall unabhängig vom Preis und basierend auf ihrer Einschätzung der Wirtschaftslage oder zur Absicherung von Risiken regelmäßig kaufen.
Auf der anderen Seite gibt es auch „opportunistische Käufer”, die je nach Preis in den Markt ein- und aussteigen und damit im Wesentlichen eine Untergrenze für fallende Preise und einen Widerstand für steigende Preise bilden.
Die Analysten von Goldman erwarten außerdem, dass die Zentralbanken ihre Goldreserven weiter aufstocken werden, und empfehlen Anlegern generell, ihr Portfolio durch Gold zu diversifizieren.
Dies deckt sich mit einer jüngsten grundlegenden Änderung der Anlageempfehlungen von Michael Wilson, CIO bei Morgan Stanley, der kürzlich erklärte, Anleger sollten eine 60/20/20-Strategie in Betracht ziehen und die Hälfte ihres Anleihenportfolios gegen Gold tauschen, um sich „besser gegen Inflation abzusichern”.
Wenn sich mehr Mainstream-Berater dieser Strategie anschließen, könnte dies die Goldnachfrage noch weiter in die Höhe treiben – insbesondere angesichts der Tatsache, dass nur sehr wenige Amerikaner über nennenswerte Mengen an Edelmetallen verfügen. Unser Podcast-Gast dieser Woche wird im kommenden Interview näher darauf eingehen. Viele Anleger befürchten jedoch, dass Gold sich zu schnell entwickelt, was zu einer erheblichen Korrektur führen könnte.
Bart Melek, Leiter der Marktstrategie bei TD Securities, räumte dieses Risiko ein, als er seine Preisprognose für das zweite Quartal 2026 auf 4.400 Dollar anhob. Er bezeichnete jeden Preisrückgang als Kaufgelegenheit.
Was die konkrete wöchentliche Marktentwicklung vor dem Interview angeht, so liegt der Goldpreis zum Zeitpunkt dieser Aufzeichnung am Freitagmittag bei genau 4.000 US-Dollar, was einem Anstieg von 100 US-Dollar oder 2,6% seit dem Schlusskurs der letzten Woche entspricht.
Was die wilden Marktbewegungen bei Silber angeht, so liegt der Spotpreis derzeit bei 50,45 US-Dollar, was einem Anstieg von mehr als 2 US-Dollar oder 4,7% gegenüber der Vorwoche entspricht. Damit sind Gold und Silber nun seit acht Wochen in Folge gestiegen. Bei den Platinmetallen hat sich Platin mit 1.611 USD kaum verändert, während Palladium um robuste 11,5% auf 1.430 USD gestiegen ist.
© Mike Gleason
Money Metals Exchange
Der Artikel wurde am 12. September 2025 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.