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Das Inflationsziel der Fed - bald neues QE-Programm?

29.01.2012  |  Klaus Singer
Die erste Vorabschätzung der US-BIP für das vierte Quartal 2011 kam am zurückliegenden Freitag mit annualisiert plus 2,8% schwächer als mit plus 3,1% erwartet herein. Im Vorquartal waren 1,8% Zuwachs ermittelt worden. Im Jahresvergleich stieg das BIP um 1,6% nach plus 1,5% im Vorquartal.

Die gute Nachricht: Die US-Wirtschaft erzielte die höchste Steigerungsrate seit eineinhalb Jahren. Die schlechte: Betrachtet man die Struktur der Zahlen hinter der "Zuwachs-Fassade“, ergibt sich ein weniger günstiges Bild.

Der Lager-Aufbau erbrachte allein einen Wachstumsbeitrag von 1,94%. Er lässt darauf schließen, dass die US-Unternehmen mit einer stärkeren Nachfrage gerechnet hatten. Der private Verbrauch (PCE) wuchs nur relativ verhalten um 2% nach 1,7% im dritten Quartal. Der BIP-Deflator ging scharf auf plus 0,4% zurück, Analysten hatten einen Anstieg von 1,5% erwartet, nachdem er im dritten Quartal noch bei plus 2,6% gelegen hatte. Die Staatsausgaben belasteten mit minus 4,6% nach minus 0,1% im Vorquartal.

Die Fed hat in der zurückliegenden Woche zum ersten Mal in ihrer Geschichte ein Inflationsziel festgelegt. Es liegt bei 2% und damit auf der Höhe der Ziele anderer Zentralbanken. Das der EZB z.B. liegt „unterhalb, aber nahe an 2%“. Die Fed begründet dieses Vorgehen damit, der Erwartungshaltung der “Märkte” einen Anker zu bieten. Ihr Schwenk dürfte auch unterstreichen, dass die Preisentwicklung für sie das wichtigste Merkmal bei Festlegung ihrer Geldpolitik darstellt. Dabei achtet die Fed aktuell hauptsächlich auf den PCE-Preis-Index (PCEPI), bereinigt um Nahrungsmittel und Energie.

Im Klartext: Die Fed möchte diese zwei Prozent auch sehen und wird im Zweifelsfall per geldpolitischer Lockerung “nachzuhelfen” versuchen. Je schwächer sich die US-Konjunktur in der nächsten Zeit entwickelt, je eher wird die Fed die Liquiditäts-Hähne weiter aufdrehen.

Gold hat die Botschaft sofort verstanden und übersprang unmittelbar nach Bekanntgabe der Fed-Entscheidung eine wichtige Zone und kennt seitdem kein Halten mehr.

Die Fed hat ihre Projektionen gegenüber November weiter zurückgenommen. Das BIP soll in 2012 jetzt zwischen 2,2 und 2,7% wachsen, die avisierte "PCE-Inflation“ liegt bei 1,4 bis 1,8%, erst 2013 könnte sie bis zwei Prozent gehen.

Nimmt man hinzu, dass der die BIP-Entwicklung im vierten Quartal stützende Lager-Aufbau zugleich Schatten auf die Entwicklung des oder der nächsten Quartale wirft, liegen geldpolitische Lockerungsübungen tatsächlich nicht so weit weg. Die Auswertung einiger Merkmale der US-Zinsstruktur stützt diese Annahme ebenfalls. Mancher Beobachter erwartet QE3 oder ähnliches schon für
März.

Ich hatte am zurückliegenden Wochenende unter dem Titel "Aufschwung 2012?“ anhand der Analyse von Hausbausektor und Konsumenten-Verfassung überlegt, wie es um den Fortgang der wirtschaftlichen Erholung nach dem Crack-up Boom nach Herbst 2008 bestellt ist. Ich war zu dem Schluss gekommen, dass mit einer Fortdauer der moderaten wirtschaftlichen Erholung zu rechnen ist. Da die Wachstumsrate aber hinter der früherer nach-Rezessions-Phasen zurückbleibt, ist das ist vor dem Hintergrund einer weiterhin hohen Gesamtwirtschuldung der Wirtschaft keine günstige Nachricht. Das führt die Notwendigkeit weiterer staatlicher Sparmaßnahmen auch in den USA vor, was das BIP-Wachstum weiter dämpft.




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