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Gold - Aktien - Zinsen

11.06.2017  |  Klaus Singer
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Der Goldpreis in Dollar hat sich seit Jahresbeginn mit rund +12% gut entwickelt, besser als der S&P500, der im selben Zeitraum auf lediglich gut acht Prozent kommt. Der Goldpreis reagiert gewöhnlich positiv auf Krisen aller Art, insbesondere solcher, die die Stabilität des Papiergeldsystems tangieren. Üblicherweise besteht auch eine eher inverse Beziehung zwischen dem Außenwert des Dollar (z.B. auch Euro/Dollar) und dem Goldpreis. Drittens reagiert der Goldpreis tendenziell mit Schwäche, wenn die Zinsen steigen. Und viertens gibt zunehmende Inflation Auftrieb für den Goldpreis.

Da Zinsen gewöhnlich auch mit zunehmender Inflation steigen, kann man die beiden letzten Bestimmungsgründe für den Goldpreis so zusammenfassen: Steigende Realzinsen führen tendenziell zu Schwäche im Goldpreis. Der folgende Chart gibt den Zusammenhang wider (siehe Chart!). „DFII10“ ist die reale, Inflations-bereinigte Rendite zehnjähriger US-TNotes. Der Chart in der Mitte zeigt, dass der Goldpreis mit steigenden Realzinsen in der Regel unter Druck kommt. Der obere Chart zeigt, dass der Goldpreis seit dem Jahreswechsel zwar noch relative Schwäche gegenüber den Realzinsen aufweist, trotzdem hat er sich gut entwickelt.

Sollte die Fed mit ihrer Bilanzverkürzung demnächst beginnen, hat das zwar einen tendenziell zinstreibenden Effekt. Wenn jedoch gleichzeitig die Inflation in die zweite Runde geht, wie das von zahlreichen Beobachtern erwartet wird, dann dürfte der Realzins kaum weiter steigen und somit einer weiteren Aufwärtsentwicklung bei Gold nicht im Wege stehen.

Wenn man die Rolle des Goldpreises als (Finanz-)Krisenindikator in den Blick nimmt, müsste der Preis für das Edelmetall längst durch die Decke gegangen sein. Die Verlängerung der Bilanzen der großen Notenbanken bedeutet ja auch, dass dem Finanzsystem seit 2008 etwa 11 Bill. Dollar zugeführt worden sind - Geld, das mal eben aus dem Nichts gezaubert wurde.

Geld, das auch dazu diente, die Zinsen bis zur Unkenntlichkeit zu drücken. Und da der Zins in unserer Kredit-zentrierten Wirtschaft der zentrale Preis ist, bedeutet das ebenfalls, dass die Preise ingesamt manipuliert sind. So auch der Goldpreis - wobei hier noch dazu kommt, dass ein massiv anziehender Goldpreis mangelndes Vertrauen in unser FIAT-Geld zum Ausdruck brächte. Das aber können die Zentralbanken nun überhaupt nicht brauchen - was liegt also näher, dass sie ihn, wenn nötig, auch direkt manipulieren?

Damit sind dem Goldpreis praktisch alle "normalen" Bestimmungsgründe entzogen. Die Zinsen sind "platt", die Inflation ist anemisch, und alternative Anlageklassen, wie z.B. Aktien, gehen "durch die Decke".

Langfristige Sicherheitsaspekte sprechen (nach wie vor) für eine Goldanlage. Wenn aus der Europäischen Union (nach dem Willen des neuen franösischen Staatspräsidenten - neben anderen) auch eine offene Schuldenunion wird (was sie de facto durch die Rettungsmechanismen schon ist), ist Sachkapital Trumpf. Dazu zählt Gold genauso wie Immobilien und Aktien. Die historische Erfahrung lehrt: Die wirklich großen Staatsschulden wurden noch nie beglichen, es endete jedes Mal im Währungsdesaster. Die Zentralbanken werden wissen, warum sie seit der Finanzkrise verstärkt Gold kaufen.

Auch wenn der Goldpreis mit starken Leinen am Auftrieb gehindert wird, so wird das auf lange Sicht genausowenig Bestand haben wie umgekehrt eine Preisblase, etwa bei Aktien. Irgendwann kehrt jede Übertreibung zur Mitte zurück. Beim Goldpreis liegt diese Mitte deutlich über dem aktuellen Stand.

Der Goldpreis hat im Dezember 2015 50% der Aufwärtsbewegung zwischen Mitte 2001 und August 2011 korrigiert. Aktuell liegt der Preis beim 38-er Retracement und an der Oberseite eines seitwärts gerichteten Dreiecks).

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Chartquelle: www.incrediblecharts.com


Damit die im Dezember gestartete Aufwärtsbewegung weiterhin Bestand hat, sollte das aktuelle Kursniveau tunlichst nicht mehr wesentlich unterschritten werden. Ziel einer für Gold bullischen Bewegung ist dann die grüne Aufwärtslinie aus Mitte 2005 (aktuell 1460). Kommt es hingegen zu einem klaren Rückfall unter den Pegel von rund 1270, besteht Abwärtspotenzial bis 1075, dem 50er Retracement.

Sollte sich bei Aktien nun das Szenario einstellen, wonach allzuviel Sorglosigkeit mit fallenden Kursen bestraft wird, so dürfte das den Goldpreis ebenfalls eher stützen.


Fazit:

Der Goldpreis in Dollar hat sich seit Jahresanfang besser entwickelt als der S&P500. Angesichts übergroßer Sorglosigkeit bei Aktien und somit zu erwartender Rückkehr der Volatilität könnte der Goldpreis Unterstützung bekommen. Auch eine wahrscheinlich noch in diesem Jahr beginnende Bilanzverkürzung der Fed dürfte sich eher positiv auf den Goldpreis auswirken.

Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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