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Diskussion über den Goldstandard (4/4)

13.03.2007  |  Martin Siegel
Die Teile 1 bis 3 wurden in den Ausgaben 23/2006, 24/2006 und 25/2006 veröffentlicht.

In den ersten beiden Teilen der Diskussion wurden die Vorteile des Goldstandards gegenüber dem aktuellen Papiergeldsystem und die Wirkungsweise des Goldstandards an einem vereinfachten Wirtschaftsmodell dargestellt. In dem Modell wurde aufgezeigt, daß bei einem Goldstandard Innovationen zu fallenden Preisen bestimmter Produkte führen können und daß die Inflationierung in einem Papiergeldsystem Verteilungsungerechtigkeiten verursacht. Es wurde auch aufgezeigt, wie bei einem Goldstandard Geld für Investitionen bereitgestellt wird. Im dritten Teil wurde verdeutlicht, daß für das Wohlstandswachstum keine Ausweitung der Geldmenge notwendig ist und daß es ein Irrglaube ist, daß die Erhöhung der Geldmenge zu einer Erhöhung der Einkommen führt. Im Gegenteil führt die permanente Ausweitung der Geldmenge zu einer Umverteilung und zum volkswirtschaftlich unnötigen Aufbau von Finanzblasen (z.B. der Derivateblase mit einem Volumen von 270.000 Mrd. $ und alleine 2006 zu Bonuszahlungen der New Yorker Banken in Höhe von 36 Mrd. $).

Die ausführliche Diskussion können Sie auf www.instock.de nachlesen. Mit folgendem Kommentar hat sich der Initiator Herr Niquet aus der Diskussion verabschiedet:

"Mit weihnachtlicher Freude bin ich in die Wirtschaftswelt, die Sie in Ihrem "Goldmarkt" zeichnen, eingetreten. Ja, welcher Romantiker könnte sich überschwengliche Luftsprünge versagen, wenn er doch nur eine geringe Chance hätte, in einer Welt leben zu können, in welcher der Wohlstand nur durch Fleiß und Arbeit entsteht und die Menschen nicht den Machenschaften der Geldlobby ausgeliefert sind und deren gigantischem Enteignungssystem für alle Ehrbaren und Aufrechten auf dieser Erde. Was für eine Anziehungskraft so etwas besitzt! Ich kann es gut nachempfinden. Und ach, wenn wir doch alle nur glücklich arbeitend und fleißig seiend genüßlich Bergkristalle gegeneinander tauschen könnten anstatt uns dem brutalen Kreditmechanismus und seiner Zinskeule unterwerfen zu müssen.

Leider jedoch sitze ich in einer Denkfalle, schreiben Sie. Die Verankerung meiner Gedanken im aktuellen Papiergeldsystem ist so stark, daß ich die Alternativen nicht sehen kann. Und ich denke, da haben Sie Recht. Ich nenne das allerdings nicht "Sitzen in der Denkfalle", sondern "Verankerung in der ökonomischen Theorie und Realität". Es ist wirklich eine Tragik, doch ich muß für mich wohl akzeptieren, daß ich mich nach dem Eldorado zwar sehne, es aber nicht sehen kann.

Sie, lieber Herr Siegel, versuchen, die Ökonomie von Grund auf neu und anders zu denken. Und nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Ausgestaltung der Realität. So etwas entbehrt natürlich nicht einer gewissen Schwere und auch Tragik. Doch ich kann Sie gut verstehen, denn wer von uns hat niemals versucht, die Welt von Grund auf neu zu denken und neu zu schaffen. Ich glaube, gerade wir Deutschen können hiervon ein deutlicheres Lied singen als unsere angelsächsischen Vettern. Ja, da sitzen Sie nun oben in Ihrer güldenen Veste, Herr Siegel, und die anderen, die Unverständigen, Unverstehenden und Ungläubigen, sie sind tief unten im Tal in einer Denkfalle gefangen.

Doch wie sollen sie sich aus dieser Denkfalle befreien? Bei jedem Satz, den sie anfassen, den sie als Anfang eines für sie völlig unverständigen Gebildes nähmen und an dem sie das Gebilde, das sie einzig aus der Denkfalle heraus führen soll, aufzurollen versuchten, würde ihnen sofort in den Fingern zerfallen. Jeder einzelne Satz erwiese sich als völlig unverständlich für einen Ökonomen, der der Gefangene jedoch ist, und bestenfalls als ein Anachronismus. Und welches lebende Wesen würde die Zeit, die Mühe und die Geduld aufbringen, auch nur die wichtigsten dieser ins sich zerbröselnden Fäden zu einem Strang zu bündeln und weltgerecht auszurichten?

Ach, schreckliche Welt, könntest du doch in Wirklichkeit so sein, wie uns berichtet, wie sehr würden wir dich lieben, so daß wir dir wohl selbst unser eigenes Leben dir zu Füßen legten, nur damit du eine Chance auf Verwirklichung hättest! Doch leider verstehen wir die Botschaft nicht. Die Worte hören wir wohl, doch unser Geist ist nicht in der Lage, ihren Sinn zu erfassen. Vielleicht ist das, was Sie schreiben, lieber Herr Siegel, alles in sich geschlossen und stimmig. Ich frage mich nur, wer jemals darüber urteilen und wer das erkennen sollte, wenn dem tatsächlich so wäre. Mir ist es jedenfalls ein Buch mit sieben Siegeln, die ich allesamt lieber ungeöffnet lasse."

Wer nicht, wie Herr Niquet "das Buch mit sieben Siegeln" lieber ungeöffnet lassen will, sondern sich ernsthaft mit der Realität des in der Praxis über Jahrhunderte bewährten Goldstandards beschäftigen möchte, empfehlen wir vor allem die Bücher: "Das Silberkomplott" von Reinhard Deutsch und "Die Kreatur von Jekyll Island" von G. Edward Griffin aus dem Kopp-Verlag. Viele der von unseren Lesern aufgeworfenen Fragen werden in diesen Büchern schlüssig und einfach beantwortet.


Im Zusammenhang mit der Diskussion erreichten uns zustimmende Kommentare, aber auch einige weiterführende Fragen, auf die wir nach Möglichkeit eingehen wollen.

Ein Leser bemerkt: "Der Mann (Herr Niquet) hat, soweit er sie überhaupt geführt hat, jede sachliche Argumentation aufgegeben und statt dessen auf Ihre persönliche Diffamierung als weltfremder Sonderling oder gar Spinner umgeschaltet."


Ein Leser schreibt: "Ein Goldstandard wäre sicher zu begrüßen, wird aber nach allem was ich in den letzten Monaten gelesen habe, erst nach einer Revolution einzuführen sein. Es hängen zu viele dekorierte Professoren und Doktoren am Status Quo und am Freßnapf, als daß dieser Papiergeldzustand mit Vernunft zu beseitigen wäre. Leider!"

Kommentar: Neben den Auswüchsen an den Papiergeldmärkten (die Hedgefonds finanzieren selbstverständlich beide Seiten des US-Wahlkampfes, vgl. Meldung vom 14.02.07) wird der Papiergeldstandard im eigenen Interesse natürlich von denjenigen "wissenschaftlich" untermauert, die hervorragend von ihm leben (vgl. auch Meldung vom 06.03.07 in dieser Ausgabe).


Leser: "In den 70er Jahren veröffentlichte die Morgan Trust Company eine Studie über die Ursachen der Inflation. Das einfache Resümee: ...die Regierungen der Staaten geben zuviel Geld aus... Daraus läßt sich schließen: 1. Weder mit oder ohne Goldstandard läßt sich vermeiden, dass es zu Inflation kommt..."

Kommentar: Die falsche Schlußfolgerung des Lesers ergibt sich aus der Grundannahme, daß die Studie der Morgan Trust Company zu einem richtigen Ergebnis gekommen ist. Tatsächlich ist das Ergebnis der Studie falsch, was auf das Interesse der Morgan Trust Company zurückzuführen ist, das Papiergeldsystem, von dem die Bank hervorragend lebt, zu verteidigen. Das Beispiel zeigt in typischer Weise, wie wir "wissenschaftlich" manipuliert werden.


In Bezug auf unser konstruiertes Beispiel bemerkt ein Leser: "Die anfängliche Gold- bzw. Geldmenge muß nicht 30.000.000.000 sondern 60.000.000.000 Mark bzw. 6.000 t sein, denn der Wert der 1 Mio. Autos und 10 Mio. Computer sind ja zu addieren."

Kommentar: Aus unserer Sicht liegt hier ein typischer Denkfehler vor, denn die Geldmenge muß nicht die Gesamtsumme aller Güter umfassen. Theoretisch könnten z.B. die weltweiten Wälder oder das Wasser der Ozeane mit Milliardenbeträgen bewertet werden. Diese Summe muß aber nicht durch die Geldmenge abgebildet sein. Die Goldmenge (Geldmenge) muß nicht identisch sein mit dem addierten Gesamtwert aller Güter. Die Menge der Autos ist auch nicht abhängig von der Menge der Computer. Es gibt vielmehr einzelne Blöcke, die unabhängig voneinander und austauschbar sind: Computer, Autos, Goldmenge (Geldmenge), Wälder...





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