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Geldhaltung, Inflation und Krisenpropheten

09.05.2007  |  Mag. Gregor Hochreiter
Die dominierenden Irrlehren der Ökonomie, je nach politischer Couleur favorisiert man den Keynesianismus oder den Monetarismus/Gleichgewichtsismus, haben der Ökonomie zu Recht den abschätzigen Stempel einer "trostlosen Wissenschaft" eingebracht. Anstatt sich der Ergründung eines Phänomens vorurteilsfrei zu widmen, stülpt die jeweilige ideologische Position mit ihren dazupassenden ökonomischen Teilsystemen einem wahrgenommenen Phänomen die dem System entsprechende Interpretation über. Kaum ein Wissenschaftler, kaum ein Laie widmet sich heute noch ernsthaft dem Versuch, den Kern eines Phänomens zu ergründen. Wozu sich auch dem mühsamen Erkenntnisprozeß unterwerfen, gilt doch in der Demokratie die uneingeschränkte Macht der Mehrheit, der oberflächlichen und launischen Meinung, die von einem Argument mindestens ebenso verschieden ist wie der sprichwörtliche Unterschied zwischen Tag und Nacht.

In Zeiten des politischen Aktivismus erlangt indes die tiefgreifende Auseinandersetzung, also der Versuch, bestimmte Phänomene von Grund auf zu erkennen, mit den vom Interventionismus verursachten ökonomischen Phänomenen in doppelter Hinsicht überdurchschnittliche Bedeutung. Zum einen hängt vom Wissen über Ursache und Wirkung die Zukunft einer vom Interventionismus an den Rand des Kollaps "dirigierten" Gesellschaft ab, führt doch ein falsches Verständnis über die Ursachen von wirtschaftlichen Krisen mit hoher Wahrscheinlichkeit in den politischen Totalitarismus. Wer sich die Mahnungen der Geschichte nicht zu Herzen nimmt, wird für zukünftige Generationen selbst Mahnung sein.

Zum anderen bringt es der Interventionismus mit sich, daß nicht mehr die harmonische, weil für beide Vertragsparteien vorteilhafte, Kooperation das gesellschaftliche Miteinander prägt. An die Stelle des friedfertigen Interessenausgleichs tritt das mit der Umverteilung einhergehende Win-Lose-Denken. Wer sich im politischen Prozeß durchsetzt, kann sich der "politischen Mittel" Zwang und Androhung von Zwang bedienen, um von seinen Mitmenschen produzierte Güter ungestraft zu enteignen. Wo früher jeder der Bäcker seines eigenen Stück Kuchens war, drängen sich immer mehr unproduktive Bürokraten und Pseudounternehmer mit dem erhobenen Zeigefinger der Macht in die Backstube und bestimmen die Neuverteilung des fortwährend schrumpfenden Wohlstandskuchen.

Der vielbeschworene Klassenkampf wird zur sich selbst-erfüllenden Prophezeihung. Mit dem Wieselwort "sozial" getarnt, findet das Win-Lose-Denken in der Umverteilungspolitik seine sozialpolitische Institutionalisierung.

Doch der Interventionismus, der deutlich mehr politische Eingriffe umfaßt als nur die Umverteilung, läuft sich über kurz oder lang tot. Das Hegemonialprinzip der Politik kann sich über die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten nicht hinwegsetzen, ja es steht mit diesen in einem offenen Konflikt. Der amerikanische Ökonom Thomas Sowell redet nicht lange um den heißen Brei herum und bringt den inneren Widerspruch zwischen Politik und den Grenzen der Realität auf den Punkt:

Die erste Lektion der Ökonomie ist die Knappheit: Es gibt niemals genug von irgend etwas, um alle befriedigen zu können, die es haben wollen. Die erste Lektion der Politik ist die Nichtbeachtung der ersten Lektion der Ökonomie.

Ebenso wenig kann sich die Politik über die Präferenzen der Marktteilnehmer hinwegsetzen und den materiellen Wohlstand per fiat mehren. Die unausweichlichen Folgen des anmaßenden Primats der Politik treten in der ökonomischen Krise ans Tageslicht. Sie ist nur zu vermeiden, indem die ökonomische Unmöglichkeit der staatlichen Heilsversprechungen erkannt und akzeptiert wird.

Insbesondere die Manipulation des Geldes, des gesellschaftskonstituierenden Tauschmittels, rächt sich bitter. Dessen Manipulation wirkt sich eben nicht nur auf einem Teilmarkt aus, wie ein staatlicher Mindestpreis, sondern befällt sofort die gesamte Gesellschaft. Lag früher der staatlichen Manipulation des Geldwesens in den meisten Fällen die Finanzierung von Kriegen zugrunde, wurde die Kriegsfinanzierung nach dem 2. Weltkrieg vom wohlfahrtsstaatlichen Wählerkauf abgelöst. Porter Stansberry, ein amerikanischer Finanzspezialist, streicht die Bedeutung der wundersamen Papiergeldvermehrung des Inflationismus für den politischen Aktivismus hervor:

Die politische Siegesformel lautet: Allen alles versprechen. Das erste Gebot der Ökonomie aber ist die Knappheit. Papiergeld ist die Brücke zwischen Politik und ökonomischer Realität.

Inflationismus und die Umverteilungspolitik mit dem ihr innewohnenden Win-Lose-Denken marschieren Hand in Hand in die wirtschaftliche Krise. So weit, so gut.


Die Segel sind gesetzt. Was tun?

Viele selbsternannte Krisenpropheten verstärken mit ihrem panikeinflößenden Geheul, wonach sich in der Krise nur die Schnellen und Klugen retten werden können, das Win-Lose-Denken. Wohlgemerkt, mit ihrer ökonomischen Bestandsaufnahme liegen die Krisenpropheten meist ziemlich nahe an der Wahrheit. Wenn die Illusionsblase an der harten, unnachgiebigen Realität platzt, wird das Gros der realitätsfernen Träumer unsanft aus ihren Träumen geweckt werden. Allerdings darf eine langfristige Krisenvorsorge, die nicht nur den schnellen Krisengewinn anvisiert, sondern die sich auch um das "Danach" kümmert, die verheerende Wirkung der Rhetorik der Krisenpropheten auf die öffentliche Meinung keinesfalls außer Acht lassen. Denn nur im Überkommen des neidstiftenden und konfliktschürenden "Win-Lose-Denkens" läßt sich das Fundament für eine friedliche und wohlhabende Gesellschaft legen.

In diesem Geist ist dieser Artikel verfaßt, der einerseits dem mit Recht um sein Vermögen bangenden Anleger Hilfe sein soll. Anderseits sollen die folgenden Ausführungen auch zu einem besseren Verständnis über die Gründe der Krise beitragen, um derartige Entwicklungen in Zukunft zu vermeiden. Für ideologisch vorgefaßte Meinungen und systemisches Kasterldenken, das politischen Aktionismus einer Partei zu legitimieren sucht, ist in diesem Unterfangen kein Platz.

Nach diesem Präludium möchte ich das Gesagte nunmehr an einem Beispiel aus der Tagespresse festmachen. In einem Interview in der Tageszeitung "Die Presse" äußert sich die Fondsmanagerin Celina Lin skeptisch zur aktuellen Lage an den Finanzmärkten, denn "auch sie erwartet bereits den nächsten Crash und hat ihren Bargeldbestand erst kürzlich aufgestockt." (Die Presse, 4. Mai 2007: "Kurzfristig habe ich Bedenken")

Auch wenn es schwierig ist anhand von Einschätzungen einzelner Analysten allgemeine Aussagen über den ökonomischen Status Quo zu treffen, so können aus diesem kurzen Statement für den ökonomisch Interessierten, wie auch für den besorgten Anleger einige Schlüsse gezogen werden.




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