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Anglo American plc, UK

01.10.2004  |  Ralph W. Stemper
Sinken die Margen?

Als Anglo American am 5. August über das erste Halbjahr berichtete, verstummten die kritischen Stimmen. Man hatte Schlimmeres erwartet, obwohl das Ergebnis des zweiten Quartals gegenüber dem ersten sogar leicht zurückging. Statt 54 Cents pro Aktie wurden nur noch 53 Cents erwirtschaftet. Anglo American war bis 1999 eine südafrikanische Gesellschaft, hat dann aber ihren Sitz nach Großbritannien verlegt. Auch wenn die Gesellschaft jetzt - wie ihre Konkurrenten - in allen Erdteilen präsent ist, bleibt sie wohl doch leicht im Nachteil, wenn man betrachtet, wo die Gewinne herkommen: 30% aus Südafrika, 30% aus Europa, 12% aus Südamerika und nur 28% aus dem Rest der Welt.

Natürlich hemmt auch das zögerliche industrielle Wachstum in Europa, aber die schlechten Nachrichten kommen vor allem aus Südafrika. Die Streikbereitschaft der südafrikanischen Bergarbeiter wächst. Fast jeden Tag gibt es neue Meldungen. Die Zeit der Kostensenkungen durch Rationalisierung könnten damit der Vergangenheit angehören, denn Arbeiter zu entlassen wird sich wohl kaum ein Unternehmen in dieser aufgeheizten Stimmung trauen. Dagegen sind Lohnerhöhungen sicher. Wenn nur endlich der südafrikanische Rand fiele. Aber warum sollte er? Das boomende Rohstoffland Südafrika wird in US Dollar bezahlt und muß diesen auf den Markt werfen, um Rand für die Bezahlung der Kosten zu kaufen.


Solide Ergebnisse

Vergleicht man das erste Halbjahr 2004 mit den beiden Halbjahren 2003, so versteht man, dass die meisten Fondsmanager Anglo American für ein sehr solides Investment halten. Gryphon Asset Management bezeichnet das Zahlenwerk sogar als exzellent und Stanlib Asset Management äußert sich: "Sie haben ein erstklassiges Managementteam und eine hervorragende Geschäftsbasis". Und die Ergebnisse scheinen das ja auch zu belegen.

Wie bei BHP sprechen auch hier die Ergebnisse für sich. Immerhin gibt es bei Gold sowie Diamanten Minuszeichen, und bei Papier + Verpackung sowie bei den Industriemineralien läuft auch nicht alles rund. Die Filiale von Anglo American, Mondi SA (Papier + Verpackung) hat gerade in den letzten Monaten Anteile an mehreren von ihr gehaltenen Unternehmen verkauft oder hat solche Verkäufe in Planung.

Das sollte sich künftig positiv auf die Ertragskraft der Gesellschaft auswirken, deren Ergebnis im vergangen Jahr langsam, aber ständig sank (-4%). Einer der stärksten Faktoren dürfte hierbei der innerhalb eines Jahres um 9% gefallene Preis für Büropapier gewesen sein. Bei den Industriemineralien waren ausschließlich Umsatzrückgänge in Großbritannien verantwortlich, die den größten Anteil stellen.

Im Rest der Welt wuchsen sie immerhin um 20%. Das Geschäft mit Diamanten war trotz hoher Preise enttäuschend, aber immer noch besser, als die meisten Analysten erwartet hatten. Anglo American verspricht sich im zweiten Halbjahr - nach zusätzlichen Investitionen - wieder bessere Ergebnisse. Bei Gold hat sich der Rückgang der Gewinnmarge wegen des starken Rands, aber auch wegen einer Seitwärtsbewegung des Goldpreises am stärksten bemerkbar gemacht. Hinzu kam ein Produktionsrückgang in Morila.

Die hervorragende Performance von Anglo American ist auf die Basismetalle und auf Eisen und Stahl zurückzuführen. Sie trugen zusammen mit 42% zum Ergebnis bei, nach 10% im vergangenen Jahr. Bei den Basismetallen waren es vor allem der hohe Kupferpreis, bei Eisen und Stahl Preissteigerungen bei den Produkten mit normalerweise niedrigen Margen, wie Schrott und Eisenerz. Diese werden den Produzenten wegen des hohen ostasiatischen Bedarfs geradezu aus den Händen gerissen. Diese beiden Haupfaktoren für die Gewinnsteigerung werden auch das zweite Halbjahr 2004 positiv beeinflussen, denn ein Rückgang der Nachfrage und damit der Preise scheint nicht in Sicht zu sein.

Im ersten Halbjahr wurden Beteiligungen, die nicht zum Kerngeschäft zugehören, im Wert von insgesamt 1,3 Mrd. US$ verkauft. Der grösste Einzelposten war dabei der 20%-Anteil an Gold Fields Ltd., der im März für 1,18 Mrd. US$ an Norilsk Nickel veräussert wurde. Dies erbrachte einen ausserordentlichen Gewinn von 464 Mio. US$.

Für die Qualität des Management spricht, daß es ihm gelingt, trotz regionaler Diversifizierung, erhebliche Kostenersparnisse durch Rationalisierung einzufahren. In 2003 waren es 335 Mio. US$ und im ersten Halbjahr 2004 noch einmal beachtliche 248 Mio. US$ , wenn man bedenkt, dass die Zielvorgabe für das gesamte Jahr 2004 bei 250 Mio. US$ liegt. Das sind zusätzliche Mittel für das ehrgeizige Investitionsprogramm.


Eine positive Zukunft

Die Gesellschaft verfügt über hohe liquide Mittel, die weitere Rationalisierung im Unternehmen, aber vor allem auch Wachstum durch Zukäufe möglich machen. Ein ehrgeiziges Programm von 6 Mrd. US$ wurde bereits beschlossen. Hinzu kommt ein weiteres Programm von 7,1 Mrd US$, das sich mit 2,5 Mrd. US$ auf Südamerika, mit 2,0 US$ Mrd. auf Südafrika und mit 2,6 Mrd. US$ auf den Rest der Welt verteilt. Dabei gehen immer etwa zwei Drittel dieser Beträge in die Expansion, während ein Drittel verwendet wird, um weitere Kosten einzusparen. Die Vergangenheit hat gezeigt, daß man dem Management vertrauen kann. Die Qualität des Management ist auch das Pfund, mit dem die Gesellschaft wuchert. Denn die Margen werden mittelfristig eher wieder sinken.

Anglo American ist heute eine internationale Gesellschaft mit abnehmender südafrikanischer Prägung. Sie wird die Aktionäre nicht, wie manche Konkurrenten, durch Sonderdividenden verwöhnen. Aber offensichtlich vertraut die instituionelle Anlegerschaft der Professionalität des Managements. Solange es sich keine Patzer leistet, steht es auch gut um die Aktie. Die Aktie wird an der Deutschen Börse gehandelt. WKN: 856547


© Ralph W. Stemper
www.rohstoff-report.de

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