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Wie Gold politisch korrekt wurde

31.01.2011  |  Redaktion
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Möglichkeit 1: Bretton Woods II - der traditionelle Goldstandard

Als prominentester Verteidiger des Goldstandards tauchte jüngst Alan Greenspan auf und gab Folgendes zu verstehen: "In der jetzigen Phase haben wir ein Fiat-Geld, im Grunde also Geld, das durch den Staat gedruckt wird, und für gewöhnlich ist es eine Zentralbank, die dazu ermächtigt ist. Es muss aber Mechanismen geben, mit denen die produzierte Geldmenge begrenzt wird - entweder ein Goldstandard, eine Währungskommission oder etwas in dieser Art." Ohne diese Begrenzung, warnte er, "wird Inflation mit sehr schädlichen Folgen für die Wirtschaftsaktivität Einzug halten, so zeigt es zumindest die Geschichte."

Die Diskussion über eine Rückkehr zum Goldstandard drehte sich zum großen Teil um eine Neubelebung von Bretton Woods, womit das zwischen Ende des 2. Weltkriegs bis Anfang der 1970er herrschende Geldsystem bezeichnet wird. Nach den Bestimmungen von Bretton Woods blieb der Goldpreis auf 35 US $ pro Unze begrenzt, und alle anderen Währungen waren wiederum über feste Wechselkurse an den US-Dollar gebunden. Diese Übereinkunft brach 1971 zusammen, als US-Präsident Richard Nixon das Goldfenster schloss. Die anhaltenden Einlöseforderungen zum Fixpreis von 35 $ hätten am Ende die Goldreserven der USA aufgebraucht. Nixon erklärte: "Ab jetzt sind wir alle Keynesianer", und die Welt ging zum Fiat-Geldsystem über, das bis auf den heutigen Tag in Betrieb ist.

Damit der Goldstandard heutzutage funktionieren könnte, müsste das Metall mit einem sehr hohen Dollarpreis bewertet werden - was nötig wäre, um den schon existierenden Ungleichgewichten im Weltreservesystem Rechnung zu tragen und dem neuen System ein reibungsloses und faires Funktionieren zu ermöglichen. Wollte man zum Beispiel versuchen, die US-Goldreserven so zu bewerten, dass sie die Staatsschulden der USA in Höhe von 14 Billionen $ deckten, müsste man den Goldpreis bei 50.000 $ pro Unze ansetzen. Und um die externen Schulden der USA in Höhe von 4,3 Billionen $ decken zu können, müsste Gold mit 16.500 $ pro Unze bewertet werden.

Zwar wäre ein Goldpreis von 50.000 $/ oz oder selbst 16.500 $/ oz deutlich mehr, als es für die Wiederherstellung der Ordnung im Geldsystem bräuchte, aber ein zu niedrig angesetzter Preis würde eben jene Problem wieder entstehen lassen, die für das Ende von Bretton Woods verantwortlich waren. Damit der Goldstandard funktionieren kann, wird man die politischen Entscheidungsträger dazu auffordern müssen, die US-Goldreserven von knapp 8.000 Tonnen in Einklang mit den gewaltigen Dollarreserven zu bringen, die überall auf der Welt aufgebaut wurden. Dass sich ein solcher Abgleich mit der derzeitigen Preisspanne erreichen ließe, kann als durchaus unwahrscheinlich gelten.

Neben Preisfragen würde die Rückkehr zum festen Goldstandard weitere Problematiken aufwerfen. Der Goldstandard soll hauptsächlich die Fähigkeit von Staaten und Regierungen einschränken, Defizite einzufahren und Geld zu drucken. Politiker, die sich vor dem Hintergrund der jüngsten europäischen Schuldenkrise mit den Problemen von Staaten wie Griechenland, Irland, Portugal und Spanien beschäftigen, können dabei nicht übersehen, dass jeder dieser Nationalstaaten seine geldpolitische Hoheit an die übergeordnete Europäische Union abgetreten hat. Die Möglichkeit der Defizitfinanzierung, des Gelddruckens und der Währungsentwertung waren damit als Mittel zum Zweck von Tisch.

Wer die Geschichtsbücher aufmerksam gelesen hat, wird einwerfen wollen, dass der Goldstandard große Vorteile zu bieten hat, wie etwas niedrige Inflationsraten, ausgeglichene Handelsbilanzen und eine harte Währung. Trotz all dieser Vorteile beschwört der Goldstandard auch Vorstellungen deflationärer Depressionen und Finanzpaniken herauf, von denen die Weltwirtschaft vor dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen des Goldstandards immer wieder geplagt wurde.

Nichts ist perfekt, auch kein Geldsystem ist fehlerfrei. Es gibt Kompromisse, Unvollkommenheiten und eine Kehrseite - ganz gleich welche geldpolitische Architektur zur Anwendung kommt. Das Wissen um die Grenzen eines jeden Geldsystems könnte das stärkste Argument für Goldmünzen und -barren als immerwährender Bestandteil eines Portfolios sein. Letztendlich ist der Goldstandard anfällig für deflationäre Zusammenbrüche, und der Giralgeld-Standard ist anfällig für inflationäre oder stagflationäre Zusammenbrüche. Es lässt sich unschwer erraten, welches der beiden Gifte in einem Bevormundungsstaat politisch schmackhafter ist. Und das ist auch der Grund ist, warum ein Bretton Woods II-Abkommen, trotz der Unterstützung durch Koryphäen wie Alan Greenspan, wahrscheinlich nicht über die Diskussionsphase hinauskommen wird.




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