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Keine Rückkehr zur Zinsnormalität

05.09.2016  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Noch fehlt vermutlich das Vorstellungsvermögen, dass sich die Zentralbanken von ihrem Versprechen der niedrigen Inflation abkehren könnten. Doch sie werden die Inflation erhöhen, wenn das politisch opportun wird.

Natürlich werden sie bestrebt sein, dass die Inflation nicht aus dem Ruder läuft, weil ansonsten die Gefahr besteht, dass das ungedeckte Papiergeldsystem diskreditiert wird. Der Weg, den die Zentralbanken vermutlich einschlagen werden, ist der einer etwas höheren Inflation - ein Schwankungsbereich von 2 bis 4 oder 5 Prozent - wie es bereits von der US-Zentralbank vorgedacht wird. Kommt es so, würde das vermutlich die Nachfrage nach Gold und den Goldpreis unterstützen.


Der Zusammenhang zwischen Nominalzins, Inflation und Realzins

Mittlerweile gilt die Zinspolitik, die die Zinsen unter die Inflation absenkt, die also für einen negativen Realzins sorgt, gewisser-maßen als "Heilmittel", um die Volkswirtschaften aus dem Tal der Wachstumsschwäche herauszuführen.

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Quelle: Eigene Berechnungen


Wenn die Zentralbank die Zinsen aber "nur" auf null Prozent absenken kann, nicht aber darunter, gibt es für sie nur eine Möglichkeit, den Realzins (also den Nominalzins abzüglich der Inflation) in den Negativbereich zu befördern: Sie muss für eine höhere Inflation sorgen. Nach dem Motto: Je höher die Inflation, desto höher ist der negative Realzins.

Bislang wurden die Nominalzinsen bei relativ niedriger Inflation so weit heruntergedrückt, dass sie vielfach negativ geworden sind. Die Alternative dazu ist, die Zinsen auf einem positiven, niedrigen Niveau zu fixieren und die Inflation in die Höhe zu treiben.

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Abbildung links: Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen. 1)Nominalzins minus Jahresveränderung der Konsumentenpreise
Abbildung rechts: Quelle: Eigene Berechnungen. Legende: r = nominaler Zins, g = nominale Wachs-tumsrate, p = Primärsaldo (d. h. Staatseinnahmen minus -ausgaben ohne Zinszahlungen). Annahme: Die Schuldenquote beträgt 100 im Jahr 2016


Es gibt einen mathematischen Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Verschuldungsquote, der nominalen Wachstumsrate der Volkswirtschaft und dem Nominalzins (sowie dem Primärdefizit, also Defizit vor Berücksichtigung der Zinskosten). Dieser Zusammenhang wird auch als "Schuldendynamik" bezeichnet. In dem Falle, in dem die Inflation die nominale Wachstumsrate erhöht, sinkt die Verschuldungsquote - vorausgesetzt der Zins bleibt unter der nominalen Wachstumsrate (und die Neuverschuldung bleibt moderat).

Wenn es also gelingt, die nominale Wachstumsrate durch Inflation zu erhöhen, gleichzeitig jedoch den Nominalzins niedrig hält, beginnt die Verschuldung im Verhältnis zum nominalen Bruttoinlandsprodukt zu sinken. Ist der Abstand zwischen Nominalzins und nominaler Wachstumsrate groß genug, können dabei sogar noch neue Schulden aufgenommen werden, ohne dass dabei der Trend einer rückläufigen Verschuldungsquote aufgehoben wird.

In der aktuelle Diskussion über die "Säkulare Stagnation" spielt die Idee eines realen Negativzinses eine prominente Rolle, wenn es gilt, die Wirtschaft anzukurbeln und (das wird allerdings meist nur hinter vorgehaltener Hand gesagt) die mittlerweile sehr hohen Schuldenlasten herunterzubringen beziehungsweise zu entwerten.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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