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Preise bleiben in Handelsspannen gefangen

23.02.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise gerieten gestern zunächst unter Druck. Brent fiel zwischenzeitlich unter 56 USD je Barrel, WTI auf 53,5 USD je Barrel. Beide Preise waren zuvor am oberen Ende der Handelsspanne abgeprallt, so dass der Preisrückgang wohl vor allem technisch getrieben war.

Kommentare des katarischen Energieministers, welcher die optmistischen Äußerungen von OPEC-Generalsekretär Barkindo vom Vortag über die verbesserten Aussichten für den Ölmarkt im Wesentlichen wiederholte, wurden von den Marktteilnehmern weitgehend ignoriert. Seit gestern Abend legen die Preise allerdings wieder zu. Brent handelt inzwischen wieder bei 56,7 USD je Barrel, WTI bei 54,5 USD je Barrel.

Auslöser hierfür war ein überraschender Rückgang der US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche um 900 Tsd. Barrel, welcher gestern nach Handelschluss vom API berichtet wurde. Dies war gleichzeitig der erste Lagerabbau in diesem Jahr. In den vorherigen drei Wochen waren die Bestände noch deutlich gestiegen. Auch die Rohölvorräte in Cushing und die Lagerbestände von Ölprodukten gingen zurück, bei Destillaten sogar kräftig.

Schaut man auf die Details der Veröffentlichung, so fällt der massive Rückgang der Rohölimporte um 1,5 Mio. Barrel pro Tag auf. Gemessen daran war der Lagerabbau gering. Schon ein geringer Anstieg der Importe würde die Lagerbestände wieder steigen lassen. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Sollte es auch hier zu einem Lagerabbau kommen, könnten die Ölpreise weiter zulegen. Denn die Markterwartung liegt bei einem Anstieg der Rohölvorräte um 3,4 Mio. Barrel.


Edelmetalle

Gold lief gestern an das obere Ende der mittlerweile zweieinhalbwöchigen Handelsspanne von gut 1.240 USD je Feinunze heran, prallte daran aber ab und handelt heute Morgen entsprechend wieder etwas niedriger. Der Dow Jones-Aktienindex in den USA hat gestern den neunten Tag in Folge auf Rekordhoch geschlossen, was die Attraktivität von Gold offenbar schmälert.

Gestern Abend hat die US-Notenbank Fed das Protokoll ihrer letzten Sitzung vom 1. Februar veröffentlicht. Grundlegend Neues enthielt das Protokoll aber nicht. Sollte sich der Aufwärtstrend der US-Konjunktur und Inflation fortsetzen, ist für die Fed die nächste Zinserhöhung "ziemlich bald" angebracht. Sie gab jedoch keinerlei Hinweise, wann genau sie die Zinsen weiter anheben könnte. Stattdessen verwies sie auf zahlreiche Unsicherheitsfaktoren wie zum Beispiel die potenziellen Politikmaßnahmen der neuen US-Regierung. Auch der starke US-Dollar scheint für die Notenbanker ein Grund zur Sorge zu sein.

Laut Fed Fund Futures liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Fed-Zinserhöhung im März bei 36%, im Mai bei 63% und im Juni bei 77%. Zinserhöhungsspekulationen, von einem Hoch zum nächsten eilende Aktienmärkte, und die Kaufzurückhaltung der beiden wichtigsten Goldkonsumenten in Asien dürften den Goldpreis kurzfristig in Schach halten. Die zahlreichen politischen Risiken diesseits und jenseits des Atlantiks sollten aber zugleich einen deutlicheren Preisrückgang verhindern. Unseres Erachtens wird sich daher die Seitwärtsbewegung von Gold zunächst fortsetzen.


Industriemetalle

Die Metallpreise befinden sich im Rückwärtsgang. Nach leichten Verlusten gestern geben sie heute Morgen in der Breite stärker nach. Kupfer fällt wieder unter 6.000 USD je Tonne, Zink nähert sich der Marke von 2.800 USD je Tonne und Nickel kostet noch gut 10.600 USD je Tonne. Einige wichtige psychologische Marken entfalten aber offenbar noch eine gewisse Anziehungskraft. So hat sich zum Beispiel Kupfer bislang nicht merklich von der 6.000 USD-Marke entfernt, weder nach oben, noch nach unten.

Der Streik in der "Escondida"-Kupfermine in Chile geht heute in die dritte Woche. Noch ist keine Einigung zwischen der Gewerkschaft und dem Minenbetreiber BHP Billiton in Sicht. Das Unternehmen hat in seiner Halbjahresberichterstattung für "Escondida" für das Fiskaljahr 2017 eine Kupferminenproduktion von 1,07 Mio. Tonnen unterstellt (ohne Streik). Nimmt man an, dass an 365 Tagen im Jahr produziert wird, hat der bislang zweiwöchige Streik zu einem Produktionsausfall von 41 Tsd. Tonnen geführt.

Das geringere Angebot trifft aber nicht unbedingt auf einen knappen Markt. So übertraf gemäß Daten der International Copper Study Group (ICSG) am globalen Kupfermarkt nach elf Monaten 2016 das Angebot die Nachfrage saisonbereinigt um 17 Tsd. Tonnen. Seit Juli war der Kupfermarkt demnach bislang jeden Monat im Überschuss. Das Angebot wurde von Januar bis November laut ICSG im Vorjahresvergleich dabei etwas stärker ausgeweitet als die Nachfrage.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Kaffee Robusta ist gestern unter Druck geraten und ging letztlich mit einem Minus von 1,3% bei 2.160 USD je Tonne aus dem Handel. Ausgelöst wurde der Preisrückgang von der Nachricht, wonach Brasilien vorerst doch keine Robusta-Bohnen importieren wird. Präsident Temer hat eine in dieser Woche vom Landwirtschaftsministerium erlassene Regelung außer Kraft gesetzt, die es brasilianischen Kaffeeverarbeitern erlaubt hätte, erstmals überhaupt Robusta-Kaffee aus Vietnam zu importieren. Diese Erlaubnis hatte zu heftigen Protesten bei den heimischen Kaffeeproduzenten geführt.

Nach zwei Dürrejahren im Hauptanbaustaat Espirito Santo sind die Robusta-Lagerbestände in Brasilien deutlich gefallen. Schätzungen der Regierung zufolge liegen diese bei 2 Mio. Sack, was laut Angaben von Verarbeitern nicht einmal reichen würde, zwei Monate der Nachfrage zu decken. Die Knappheit an Robusta-Bohnen hat den Robusta-Preis innerhalb eines Jahres um mehr als 50% steigen lassen. Anfang Februar erreichte er mit 2.269 USD je Tonne das höchste Niveau seit Mai 2012.

Heute und morgen findet das jährliche Outlook-Forum des US-Landwirtschaftsministeriums statt. Heute werden Schätzungen zu den Anbauplänen der US-Landwirte veröffentlicht. Morgen folgen die Ernteschätzungen. Dabei könnte es zu Verschiebungen zugunsten von Sojabohnen und zulasten von Mais verglichen mit den USDA-Langfristprognosen von Dezember kommen. Entsprechend ist mit Volatilität bei den Agrarpreisen zu rechnen.

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