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Ölpreise entkoppeln sich von Fundamentaldaten

10.01.2018  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind seit gestern Abend um ca. 1 USD gestiegen. Der Brentölpreis klettert am Morgen auf 69,2 USD je Barrel und nähert sich damit dem Hoch von Mai 2015. WTI hat dieses bereits überschritten und kostet mit 63,5 USD je Barrel soviel wie zuletzt im Dezember 2014. Angesichts der neuen Prognose der US-Energiebehörde EIA zur US-Rohölproduktion ist diese Preisreaktion kaum nachvollziehbar. Denn die Schlagzeile lautete: "EIA erwartet einen Anstieg der US-Rohölproduktion auf mehr als 11 Millionen Barrel pro Tag bis Ende 2019".

Doch damit nicht genug. Die Schwelle von 10 Mio. Barrel pro Tag soll bereits im nächsten Monat überschritten werden. In diesem Jahr soll die Produktion im Jahresdurchschnitt um 970 Tsd. Barrel pro Tag steigen (bisherige Prognose +780 Tsd. Barrel pro Tag). Im nächsten Jahr soll ein weiterer Anstieg um 580 Tsd. Barrel pro Tag folgen. Der Großteil des Produktionswachstums erfolgt laut dem zuständigen EIA-Direktor im Schieferölvorkommen Permian Basin.

Dass der Markt dem derzeit keinerlei Beachtung schenkt, ist der selektiven Wahrnehmung geschuldet. Beachtet werden aktuell nur Nachrichten, die ins Bild steigender Preise passen. Zu nennen ist hier exemplarisch der kräftige Rückgang der US-Rohölbestände in der letzten Woche um 11,2 Mio. Barrel, der gestern Abend vom API berichtet wurde. Dabei fand lediglich eine Verlagerung der Bestäbnde von Rohöl zu Ölprodukten statt. Der gleichzeitige Anstieg der Benzin- und Destillatebestände um insgesamt 9 Mio. Barrel wurde ignoriert. Die Ölpreise entfernen sich zusehends von den Fundamentaldaten und drohen zu überschießen.

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Edelmetalle

Gold konnte sich gestern schlussendlich nicht vollständig gegen den festen US-Dollar wehren und ist auf rund 1.310 USD je Feinunze gefallen. Neben der aufwertenden US-Währung lasteten auch die deutlich gestiegenen Anleiherenditen auf dem Goldpreis. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen ist auf ein 10-Monatshoch von 2,57% p.a. nach oben gesprungen.

Auch die Rendite 10-jähriger deutscher Bundesanleihen ist merklich gestiegen. Hinzu kam ein weiterer Anstieg der Aktienmärkte - der Dow Jones Industrial Average und der S&P 500 markierten neue Rekordhochs. Dies veranlasste offenbar die spekulativen Finanzinvestoren zu Gewinnmitnahmen, nachdem sie in den letzten Wochen stark auf steigende Goldpreise gesetzt hatten. Auch wurde ein Teil der tags zuvor registrierten Zuflüsse in die Gold-ETFs gestern wieder rückgängig gemacht.

Die anderen Edelmetalle wurden von Gold mit nach unten gezogen. Silber rutschte wieder unter die Marke von 17 USD je Feinunze und das Gold/Silber-Verhältnis stieg leicht auf 77,4. Platin fiel auf 965 USD je Feinunze, hat seit Jahresbeginn gegenüber Gold aber etwas Boden gut gemacht. Palladium gab am wenigsten nach, rutschte aber dennoch unter die Marke von 1.100 USD je Feinunze.

Gestern gab es erneut moderate Abflüsse aus den Palladium-ETFs. Seit Jahresbeginn wurden die Bestände bereits wieder um knapp 13 Tsd. Unzen reduziert. Damit setzt sich anscheinend der Trend der letzten Jahre fort. Der Exodus bei den Palladium-ETFs seit Ende 2015 hat den massiven Preisanstieg allerdings auch nicht verhindert.


Industriemetalle

Indonesien hat laut Angaben des Handelsministeriums im Dezember 7.100 Tonnen Zinn exportiert. Dies waren zwar 11% weniger als im Vormonat, aber 17% mehr als im Vorjahr. Im Gesamtjahr summierten sich die Ausfuhren auf 78,2 Tsd. Tonnen, was sogar 23% über dem Vorjahresniveau war. Indonesien hat damit zugleich auch die höchste Menge Zinn seit vier Jahren exportiert. Die Ausfuhren zogen seit September deutlich an und lagen seitdem im Durchschnitt bei gut 7.500 Tonnen pro Monat.

Die indonesischen Exporteure haben offenbar die höheren Preise genutzt und entsprechend mehr Zinn exportiert. Von Mitte Juli bis Mitte Oktober kostete Zinn fast kontinuierlich mehr als 20.000 USD je Tonne. Danach ging der Preis deutlich auf zeitweise unter 19.000 USD zurück, was sich in den wieder niedrigeren Exporten im Dezember widerspiegelte. Mittlerweile handelt Zinn wieder bei rund 20.000 USD je Tonne.

Laut Einschätzung des International Tin Research Institute dürften die indonesischen Zinnexporte daher auch in diesem Jahr auf hohem Niveau bleiben. Indonesien ist der weltweit größte Zinnexporteur und hinter China der zweitgrößte Zinnproduzent.

Gestiegen sind auch die Exporte von Eisenerz, und zwar im australischen Hafen von Port Hedland. Sie haben mit 46,1 Mio. Tonnen im Dezember ein Rekordhoch erreicht. 39,1 Mio. Tonnen davon wurden nach China verschifft, ebenfalls eine rekordhohe Menge. Die chinesischen Importdaten werden am Freitag veröffentlicht.


Agrarrohstoffe

Für die globale Kaffeeproduktion 2017/18 erwartet die Internationale Kaffeeorganisation ICO einen Zuwachs um 0,7% gegenüber Vorjahr auf 158,8 Mio. Sack. Dies wäre ein neuer Rekord. Die Arabica-Produktion soll leicht auf 97,3 Mio. Sack fallen (-1,1%). Dies liegt vorrangig an Brasilien, wo die Ernte eines Niedrigertragsjahres im zweijährigen Zyklus eingebracht wurde. Zudem blieben viele Bohnen zu klein, und auch Schädlingsbefall bereitete Sorgen.

Aber auch in Kolumbien dürfte die Produktion nach jahrelangen Anstiegen nun etwas geringer ausfallen, nachdem heftige Regenfälle zur Blütezeit zu Schäden geführt hatten. Dass die globale Arabica-Produktion nicht stärker fällt, liegt an höheren Ernten in Honduras, Indien, Peru, Mexiko, Äthiopien und Uganda. Dagegen steigt die Robusta-Produktion wohl um 3,7% auf 61,5 Mio. Sack. Letzteres soll vor allem Folge einer höheren Ernte in Vietnam sein, dem größten Erzeugerland von Robustabohnen.

Die ICO rechnet damit, dass die Produktion auf 28,5 Mio. Sack und damit in etwa auf das Niveau vor dem Einbruch des Vorjahres steigt. Damals war die Produktion wegen Hitze und Trockenheit stark gesunken. Die globale Nachfrage erwartet die ICO bei 157,6 Mio. Sack. Daraus ergibt sich für 2017/18 ein Überschuss in Höhe von knapp 1,2 Mio. Sack. Nachdem die ICO bereits im November für die vorige Saison von einem Defizit auf einen Überschuss umgeschwenkt war und es diesen nun nochmals leicht höher ansetzt, lässt dies die Versorgungslage nun noch entspannter erscheinen.



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